1. FC Union Berlin vs. FC St. Pauli 1:0 – gefällig ungefährlich | OneFootball

1. FC Union Berlin vs. FC St. Pauli 1:0 – gefällig ungefährlich | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: MillernTon

MillernTon

·31. August 2024

1. FC Union Berlin vs. FC St. Pauli 1:0 – gefällig ungefährlich

Artikelbild:1. FC Union Berlin vs. FC St. Pauli 1:0 – gefällig ungefährlich

Der FC St. Pauli verliert beim 1. FC Union Berlin. Zwischendurch sah das FCSP-Spiel ganz gut aus, doch es fehlten zwingende Torchancen und vielleicht auch ein bisschen Mut.(Titelfoto: Tobias Schwarz/AFP/via Getty Images/via OneFootball)

Durchatmen. Mit zwei Niederlagen in die Saison zu starten ist natürlich beschissen. Das hat man sich beim FC St. Pauli anders vorgestellt, zumal beide Spiele auch mehr hergaben als null Punkte. Doch der FCSP hatte auch in Berlin einige gute Spielphasen. Die aber reichten nicht, um etwas Zählbares zu holen.


OneFootball Videos


Die Aufstellung

Beim FC St. Pauli gab es keine Veränderung in der Startelf im Vergleich zum Auftaktspiel gegen den 1. FC Heidenheim. Es durfte durchaus damit gerechnet werden, dass Manos Saliakas von Beginn an starten würde. Doch Alexander Blessin entschied sich erneut dafür, mit Lars Ritzka zu beginnen. Auf der Bank gab es zwei Veränderungen: Andreas Albers und Scott Banks waren mit dabei, Fin Stevens und Danel Sinani schafften es nicht in den Kader.

Der 1. FC Union Berlin veränderte seine Startelf auf drei Positionen. Anstelle von Schäfer, Trimmel und dem wenige Stunden zuvor abgewanderten Gosens standen Tom Rothe, Yorbe Vertessen und Janik Haberer auf dem Platz. Union begann in einem 3-4-2-1, der FCSP im 3-5-2.

Artikelbild:1. FC Union Berlin vs. FC St. Pauli 1:0 – gefällig ungefährlich

Aufstellung beim Spiel 1. FC Union Berlin gegen FC St. Pauli

FCU: Rönnow – Doekhi, Vogt, Leite – Haberer, Tousart, Khedira, Rothe – Vertessen, Hollerbach – Siebatcheu

FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Treu, Wagner, Irvine, Metcalfe, Ritzka – Eggestein, Guilavogui

Ansatz gut, finale Umsetzung nicht

Gegen den 1. FC Union Berlin hatte sich der FC St. Pauli zwar erneut für ein 3-5-2 zu Spielbeginn entschieden. Doch im Spielaufbau wurden dieses Mal andere Varianten gewählt. Das Team versuchte, Union auf anderem Wege zu knacken, als im Spiel gegen Heidenheim. Und auch dieses Mal war die Grundidee alles andere als falsch.

Smith schiebt wieder vor

Beim Auftakt gegen Heidenheim war eines der wichtigsten Elemente, dass beide Achter, Wagner und Metcalfe, versuchten ihre Gegenspieler aus dem Zentrum herauszuziehen. Auch dieses Mal verließen beide Spieler immer wieder ihre Positionen: Wagner schob vermehrt in den Sechserraum, Metcalfe gerne ganz nach links außen. Auffällig war, dass Irvine und Smith anders agierten. Der FCSP-Kapitän verblieb bei Ballbesitz nämlich häufiger auch mal nicht im Sechserraum, sondern schob selbst auch vor in den linken Halbraum. Seine Position übernahm dann Smith.

Gerade die Positionierung von Smith war eine klare und richtige Reaktion auf das Defensivverhalten von Union Berlin. Denn das Team von Bo Svensson erwartete den Gegner mit drei Spielern in vorderster Reihe. Verbleibt dann der zentrale Innenverteidiger in der Kette beim Aufbau, ist es ein Leichtes für den Gegner, Passwege zuzustellen. Durch das Vorschieben von Smith bildete der FC St. Pauli aber eine Viererkette und damit eine numerische Überzahl in letzter Linie.

Überzahl auf links

Durch dieses Positionsspiel gelang es dem FC St. Pauli, auf der linken Seite eine Überzahl zu erzeugen. Metcalfe und Irvine, immer auch mal wieder Guilavogui und Ritzka aus einer tieferen Position, fokussierten sich allesamt auf den Raum links vorne, in den dann auch die Bälle hineingespielt wurden beziehungsweise werden sollten. Womit wir bei der ersten Problematik ankommen.

Denn zwar konnte man die verschiedenen Elemente der Spielidee sehr klar und gut erkennen (anders als jene von Union Berlin), doch zum einen kamen die Bälle nicht so zielsicher an, wie sie hätten ankommen sollen. Und, das war sogar noch etwas kritischer, viel zu oft war der Ball schnell wieder weg, wenn er das letzte Drittel erreichte. Es fehlte die Ruhe am Ball. Die Spieler des FC St. Pauli umgibt eine ungewohnte Hektik. Das könnte an der neuen Liga liegen, weil da weniger Zeit für die Aktion bleibt. Es fehlte dann leider oft die Anschlussaktion, auch weil zum Beispiel nicht richtig nachgeschoben wurde oder die Box vorne nicht richtig besetzt war.

So entwickelte sich in der ersten halben Stunde eine Partie, die eigentlich komplett ohne Torraumszenen auskam. Der FC St. Pauli war im Spiel mit dem Ball sicher etwas gefälliger, blieb aber leider total ungefährlich. Union Berlin fiel offensiv nichts, wirklich gar nichts ein, außer ein paar langen Bällen. Union wirkte passiv, sowohl mit als auch ohne Ball. Das Heimteam kam aber aufgrund individueller Qualitäten etwas öfter als der FCSP in gefährliche Spielsituationen.

Artikelbild:1. FC Union Berlin vs. FC St. Pauli 1:0 – gefällig ungefährlich

Spielaufbau und Formation des FC St. Pauli gegen Union Berlin

Links: In der ersten Halbzeit versuchte der FCSP, die linke Seite zu überladen, indem Metcalfe nach außen zog, Irvine die linke Achter-Position einnahm und Guilavogui/Ritzka situativ den Raum beliefen.

Rechts: Mit der Umstellung auf ein 3-4-3 ab der 61. Minute konnte der FC St. Pauli die Schienenspieler des FCU defensiv besser binden und so den Gegner viel tiefer in die eigene Hälfte zwingen.

Standard bringt FC St. Pauli ins Wanken

Dieses doch recht starre Machtverhältnis im Spiel veränderte sich stark, als Union Berlin in Führung ging. Bei einer Ecke lief etwas schief in der FCSP-Defensivarbeit, sodass Hollerbach mutterseelenallein die Klärung der Flanke an der Strafraumkante zum Torschuss nutzen konnte. Na klar, der Ball ist doof, weil auch noch abgefälscht. Aber Hollerbach darf auf gar keinen Fall bei einem Eckball an der Strafraumkante überhaupt keinen Gegenspieler in der Nähe haben. Alexander Blessin benannte diesen Fehler nach Abpfiff deutlich: „Da müssen wir den Rückraum besser sichern.“

Es ist sehr ärgerlich, dass sich der FC St. Pauli erneut einen Gegentreffer nach einer Ecke fing. In der Vorsaison gehörten Standardsituationen zu den großen Stärken des Teams. Nicht selten waren erfolgreiche Offensivstandards der „Dosenöffner“, wenn die Spiele mal nicht ganz so rund liefen wie gewünscht. Nun passierte zweimal genau das Gegenteil: Der Gegner trifft und plötzlich läuft beim FC St. Pauli nichts mehr zusammen.

Smith muss verletzt runter

Noch ärgerlicher ist, dass kurz nach dem Rückstand Eric Smith den Platz verlassen musste. Der Innenverteidiger fasste sich an die Leiste und zeigte direkt an, dass es nicht weitergehen wird für ihn. Blessin erklärte nach der Partie, dass er zuerst einen Faserriss befürchtete. Doch Smith konnte sich noch dehnen, sodass man darauf hoffen könne, dass es sich „nur“ um eine Zerrung handelt, so Blessin. Get well soon, Eric!

Offensiv ohne Torgefahr – dämliches Gegentor nach Ecke – Smith verletzt – na, vielen Dank!Das Gegentor und die Verletzung haben dem FC St. Pauli auf jeden Fall den Boden unter den Füßen weggezogen, so schien es. Denn das Team spielte nun richtig scheiße. Union konnte den FCSP konsequent aus dem eigenen Drittel fernhalten und selbst mit komplett limitierter Offensividee immer wieder kleine Nadelstiche setzen. Das Blessin-Team wirkte, wie auch gegen Heidenheim nach dem 0:1, angeknockt und daran änderte sich auch mit Wiederanpfiff vorerst nur wenig.

Artikelbild:1. FC Union Berlin vs. FC St. Pauli 1:0 – gefällig ungefährlich

Johannes Eggestein konnte sich, wie eigentlich alle beim FC St. Pauli, offensiv nur selten durchsetzen.

// (Tobias Schwarz/AFP/via Getty Images/via OneFootball)

Umstellung belebt den FC St. Pauli

Erst mit der Einwechslung von Afolayan und Saad änderte sich wieder etwas am Spielverlauf. Das geschah leider erst in der 61. Minute. Hier wäre vielleicht etwas mehr Mut angebracht gewesen. Denn es zeigte sich schon im ersten Abschnitt, dass Union Probleme bekommen könnte, wenn der FCSP die offensiven Außenbahnen anders besetzt. Dieses 3-4-3 des FC St. Pauli ist übrigens nur bedingt ähnlich zu jenem der Vorsaison. Ein wichtiger Unterschied ist, dass der zentrale Innenverteidiger (Wahl war das dann) in der Kette verblieb und davor Metcalfe und Irvine konsequent als Doppelsechs agierten (letzte Saison verabschiedete sich Hartel ja oft nach vorne und Irvine blieb allein als Sechser oder Smith schob mit vor). Durch diese Veränderung konnten dann aber die Schienenspieler weiter vorschieben, sodass man sogar noch etwas mehr Druck auf den Flügeln erzeugen konnte.

Mehr Offensivaktion, doch (zu) wenig Impact

Es entwickelte sich nun ein einseitiges Spiel. Der FC St. Pauli wurde dominanter, es gelang häufig, die beiden neuen Spieler in direkte Duelle zu bekommen, sodass Union tiefer fallen musste (sie doppelten Saad und Afolayan dann mit dem jeweils äußeren Innenverteidiger und dem eigenen Schienenspieler, was dazu führte, dass die FCSP-Schienenspieler mehr Freiheiten hatten). Doch trotz dieser nun wieder besser laufenden Ballbesitzphasen gelang es dem FC St. Pauli nicht, wirkliche Torgefahr zu entwickeln. Zwar erhöhte man die Anzahl an Torschüssen, doch das war auch nicht sonderlich schwer: In den ersten 65 Minuten der Partie kam der FCSP gerade einmal auf indiskutable zwei Versuche, in den letzten 30 Minuten waren es sechs. Doch der eigene xG-Wert liegt bei 0,5 – die Güte dieser Chancen war also überschaubar.

So blieb am Ende zwar das Bild eines FC St. Pauli, der mit allen Mitteln versuchte, noch zum Ausgleich zu kommen. Es blieb auch das Bild, dass der FC St. Pauli gegen Union Berlin defensiv sicher stand, leider abgesehen von einer Standardsituation. Aber es blieb eben auch die Erkenntnis, dass es noch an einigen Ecken und Enden hakt, um offensive Durchschlagskraft zu entwickeln. Die Umstellung auf ein 3-4-3 war in diesem Spiel sicher der richtige Schritt und zukünftig dürfte dieser hoffentlich noch eher geschehen (vielleicht bereits zum Anpfiff), wenn man auf Teams wie Union trifft, die sich vornehmlich auf die Arbeit gegen den Ball konzentrieren.

Immer! Weiter! Vor!

Zwei Spiele, null Punkte, null Tore, vorerst Platz 18 – Niemand hat gesagt, dass es einfach wird, die Klasse in der Bundesliga zu halten. Doch die Zahlen liegen stumpf und hässlich da und werden sich während der nun anstehenden Länderspielpause auch nicht verändern. Was sich aber verändern kann, ist das eigene Spiel. Es fehlt nämlich nicht viel, um solche Spiele auf die eigene Seite zu ziehen. Der FCSP kann mithalten, hat sogar mehr Einfluss auf die Spielverläufe, als man vor Saisonbeginn hätte erwarten können. Blöd nur, dass man mit Heidenheim und Union bereits zwei Gegner hatte, die man getrost als schlagbar einstufen kann, das aber eben nicht geschafft hat. Alexander Blessin war dann auch sichtlich bedient nach Abpfiff, sagte ins DAZN-Mikro: „Dieses Spiel hat mal wieder mehr hergegeben. Das kotzt uns alle an.“ Ich denke diese Gefühlslage hat er nicht alleine beim FC St. Pauli.

// Tim

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

// Teile diesen Beitrag mit Deinem Social Media Account (Datenübertragung erfolgt erst nach Klick)

  • teilen 
  • teilen  
  • teilen  
Impressum des Publishers ansehen