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·30. Januar 2025

14 Bundesliga-Reformen, die garantiert nicht jeder kennt

Artikelbild:14 Bundesliga-Reformen, die garantiert nicht jeder kennt

Der DFB plant mit den Schiedsrichtern ein Reförmchen und schickt sie zum Erklären ans Stadionmikrofon. Da gab es in der Liga schon größere Veränderungen. Hier der Überblick

Am Wochenende ist es so weit: Die Schiedsrichter erklären per Stadionlautsprecher ihre Entscheidungen – jedenfalls, nachdem der VAR eingegriffen hat. Die Testphase, zunächst in neun Stadien, soll im Idealfall zur Norm werden im Sinne des Fußballs und seiner Fans.


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Was waren die besten Reformen in der Geschichte der Bundesliga? Eine Chronik über 14 Bundesliga-Reformen, die nicht jeder kennt.

Endlich Auswechslungen 1967/68

Kaum zu glauben, aber im Ligafußball waren Auswechslungen quasi seit 1900 verboten. Nur bei Testspielen oder Länderspielen (bei Verletzungen in der ersten Halbzeit) gab es das mal, oft nur falls die Gegenseite zustimmte. In der Oberliga (ab 1945) und den ersten vier Bundesligajahren aber hieß es stets: elf harte Kerle müsst ihr sein. Ersatzspieler brauchte man ab Anpfiff nicht mehr. Wer verletzt war, humpelte als Statist auf Linksaußen herum und wenn es den Torwart traf, mussten halt Feldspieler ins Tor. So kam auch Gerd Müller mal zum Einsatz zwischen den Pfosten. Dagegen gab es immer mehr Stimmen und so beschloss der DFB auf seinem Bundestag vom 22.10.1966: Eine Auswechslung pro Team, aber nur bei Verletzung. Dabei „muss der Tatbestand einer Verletzung von einem Angehörigen des betroffenen Vereins festgestellt werden.“. Simulanten war damit Tür und Tor geöffnet, der Gummiparagraph wurde noch in der Vorrunde abgeschafft und es hieß: Auswechseln ja, egal warum.

Ab 1967/68 gab es dann zwei Wechsel, ab 1995/96 drei, mittlerweile sind wir bei fünf. Die letzte Aufstockung war der Pandemie geschuldet. Weil in kürzester Zeit 2020 viele Spiele nachgeholt werden mussten, sollten die Spieler entlastet werden. Da das auch der Kabinenhygiene zu Gute kam, sprachen sich die DFL-Klubs dafür aus, die Regel nach Ende Pandemie weiter gelten zu lassen.

Kleine Zusatz-Info: HSV-Torwart Özcan „Ötschi“ Arkoç war der allererste Spieler der Bundesliga-Geschichte der ausgewechselt wurde. Er war im Werder-Spiel am ersten Spieltag gegen den Pfosten geknallt und konnte nicht weiterspielen.

1969/70 das Ende des Torquotienten

Im deutschen Fußball galt, warum auch immer, bei Punktgleichheit in der Tabelle der Torquotient. Ein Torverhältnis von 1:0 war demnach besser als eines von 100:1, weil man durch Null nicht teilen kann – wie man im Mathe-Unterricht lernte. Es war quasi ein „plus unendlich“. Das allein war unsinnig, hinzu kam dass gegen Saisonende niemand  mehr durchstieg, wenn zweistellige Primzahlen dividiert werden mussten und man nicht wusste, welches Ergebnis einem im Vergleich mit einem anderen Verein sicher hilft. So manche Meisterfeier (1965 Bremen, 1969 Bayern München) wurde  wegen theoretischer Zweifel  nur halbherzig gefeiert.

Schon 1939 wurde in Deutschland auf Initiative des Kicker die Tordifferenz eingeführt, aber nach dem Krieg galt wieder der Quotient. Erst seit 1969/70 blicken alle Fans beim Blick auf die Tabelle durch. 20:10 ist nun besser als 10:1 und das ist auch gut so.

Karten-Spiel beginnt 1970/71

Früher war es für Schiedsrichter gar nicht so einfach, Spieler vom Platz zu schicken. Bei der WM 1966 kam es zum Eklat als ein Argentinier auf „Nix verstehen“ machte und schließlich von englischen Polizisten (Bobbys) abgeführt werden musste. Da kam dem Schiri-Funktionär Ken Aston an einer Ampel die rettende Idee: Gelb heißt „Du bist verwarnt“, Rot „Du bist raus“. Die Fifa führte die Karten, die auch für das Publikum hilfreich waren, zur WM 1970 ein.

Die Bundesliga brauchte noch einen Moment, ab Rückrundenstart 1970/71 kam auch dort Farbe ins Spiel. Erster Gelb-Sünder: Duisburgs Hannes Linßen. Erster Rotsünder: Frankfurts Friedel Lutz.

1972/73 Freiheit für die Gehälter

Ungeachtet der Auswüchse unserer Tage, in denen Profis schon siebenstellige Monatsgehälter einstreichen, war der Schritt überfällig. Ab Bundesligastart gab es den Lizenzspieler und der durfte nur 1200 DM, später 2400 DM im Monat verdienen. Keiner sollte mit der Nebensache Fußball über Generaldirektoren und Politikern stehen, so der hehre Gedanke. Ausdrücklich stand in den Verträgen, dass sich die Kicker noch einen bürgerlichen Beruf suchen sollten. Mit Fußball allein also wurde in Deutschland keiner reich, weshalb schon in den Sechzigern scharenweise Stars nach Italien abhauten (u.a. Helmut Haller, Karl-Heinz Schnellinger). Dann kam der Bundesligaskandal und Spieler verschoben für ein Monatsgehalt Spiele. Der Skandal wurde aufgearbeitet und eine Erkenntnis war: ohne Gehaltsobergrenze wäre das nicht passiert. So fällt sie am 15. April 1972 und gilt ab der Saison 1972/73. Seitdem macht auch die Bundesliga ihre Millionäre selbst.

1973/74 Einführung der Trikotwerbung

Puristen könnten sicher gut darauf verzichten dass ihr Verein für Waschmittel, Versicherungen oder Alt-Bier wirbt, aber die Bundesliga wäre ohne den Tabubruch nicht konkurrenzfähig. Was in anderen Ländern und anderen Sportarten längst gang und gäbe war, dauerte in Deutschland wieder mal etwas länger. Bis der Braunschweiger Unternehmer Günter Mast (Likör-Fabrikant) die Eintracht im März 1973 mit dem Jägermeister-Hirschen auf der Brust auflaufen ließ. Das war zwar ein Trick und offiziell noch keine Werbung, sondern nur das neue Klubwappen, das die Mitglieder gegen eine Zahlung von 800.000 DM (für fünf Jahre Werbung) freudig genehmigten. Doch der PR-Effekt stellte sich prompt ein. Mast wies den Weg, wie die DFB-Vorschriften umgangen werden konnten und weil diese ohnehin nicht mehr in die Zeit passten, knickte der DFB ein. Ab 1973/74 war Trikotwerbung erlaubt, heute hat sie jeder C-Ligist.

1979/80 Gelb-Sperre möglich

Die Einführung der Karten machte das Spiel nicht fairer. Weil notorische Sünder wie St. Paulis Walter Frosch Gelbe Karten regelrecht sammelten und 1978/79 die Rekordzahl von 673 Karten verzeichnet wurde, kam die Idee auf, dass sie Konsequenzen haben müssten. Man führte also eine Sperre ein – ab der vierten Verwarnung, ab der Saison 1979/80. Die ersten Ausgesperrten für ein Spiel waren Braunschweigs Walter Grobe („Darauf bin ich ein bisschen stolz“) und Gladbachs Jürgen Fleer, bereits nach sieben Spieltagen. Heute ist man erst ab der fünften Karte (und dann der zehnten) gesperrt. Kritiker monieren allerdings, dass der kommende Gegner dadurch einen unberechtigten Vorteil erhalte.

1986/87 Einführung der Winterpause

Als es in Deutschland noch einen richtigen Winter gab, rollte der Ball trotzdem. Bei Eis und Schnee kamen natürlich weniger Zuschauer und deren Eintrittsgelder waren die Haupteinnahmequelle der Vereine. Weil strenge Winter wie 1969/70 und 1978/79 zudem für Terminchaos sorgten, führte der DFB eine Winterpause ein. Die erste war vielen Fans dann doch etwas zu lang (77 Tage), aber den Vereinen tat es gut, im Frühjahr waren die Stadien voller. Gut war auch die Anpassung an die klimatischen Verhältnisse, heute kommen wir mit drei Wochen aus.

1990/91 Einstieg des Pay-TV

Seit den Neunzigern boomt die Bundesliga. Drei Konjunkturfaktoren kamen zusammen: die deutsche Einheit, der WM-Sieg (jeweils 1990) und der Einstieg des Pay-TV. Nur Letzterer ließ sich planen. Der DFB, der Jahrzehnte lang Liveübertragungen blockierte („Wir müssen unsere Amateure beschützen“), bewegte sich auf Druck der Liga. Obwohl man erst Gegenteiliges befürchtete, hatten regelmäßige Übertragungen von Bundesligaspielen einen geradezu befruchtenden Effekt. Im März 1991 zeigte Premiere die Partie Eintracht Frankfurt gegen 1. FC Kaiserslautern (4:3) und fortan das „Spiel der Woche“. Sat.1 stieg 1993/94 mit „ran“ ein und bekam auch etwas vom Kuchen ab. Die Bundesliga wurde immer populärer, auch durch tägliche Sportsendungen.

1992/93 Rückpass-Regel

Wenn Mannschaften eine Führung über die Zeit schaukeln wollten, spielten sie hemmungslos oft den Ball zum Torwart zurück. Das brachte Ärger und Langeweile pur. Also bewegte sich das Regelboard der Fifa, was selten genug ist, und führte ein Rückpassverbot ein. Bedeutet; der Torwart darf den Ball dann nicht mehr in die Hand nehmen. Anfangs wurde es noch umgangen, indem die Spieler den Ball mit dem Knie zurückkickten, aber das wurde schnell unterbunden. Nur mit dem Kopf darf jetzt noch zurückgepasst werden und das ist dann doch zu riskant. Folge: Das Spiel wurde schneller und abwechslungsreicher, auch in der Bundesliga und die Torhüter wurden bessere Fußballer. Manchmal gab es allerdings Zoff darüber, was ein beabsichtigter Rückpass sei und was nicht. Berühmtester Fall: Bayern Münchens Treffer zur Meisterschaft 2001 in Hamburg, als Schiri Markus Merk einen indirekten Freistoß verhängte, den nicht jeder gegeben hätte.

Aus zwei mach drei: Neue Punkteregel 1995/96

Bis 1995 galt: für Remis gibt es einen Punkt, für Siege zwei. Die wurden nach internationalen Vorbildern (galt schon bei der WM 1994) aufgewertet, Siege waren plötzlich dreimal so viel wert wie Remis. Ziel: das Spiel sollte attraktiver, dem 0:0 der Kampf angesagt werden. Kurioserweise brach Kaiserslautern in der ersten Saison den Remis-Rekord (18x) und wurde mit dem Abstieg bestraft. Nach alter Regel wären sie drin geblieben.

1995/96 Trikotrevolution

Seit jener Saison kann auch der größte Laie erkennen, wer gerade am Ball ist. Die Spieler bekamen feste Rückennummern, auch der Name stand drüber (oder drunter). Ein Service für Fans und Journalisten, die oft allzu weit vom Spielfeld wegsitzen müssen. Und ein Fest für die Merchandisingabteilungen, die Idee kurbelte den Trikotverkauf überall kolossal an.

Alle Spiele, alle Tore ab 2000/01

Ab jener Saison können Pay TV-Kunden alle Spiele sehen. Seitdem gibt es die Konferenz (damals Premiere, heute Sky, künftig DAZN) und jedes der 306 Spiele kann zudem in voller Länge als Einzeloption gesehen werden. Die Stadien sind trotzdem voll.

2008/09 Relegation 2.0

Der organisierte Nervenkitzel zum Saisonabschluss hat mehr Anhänger als Gegner, auch wenn so manches Spiel um den 18. Teilnehmerplatz der nächsten Saison eskaliert ist. Doch die Dramen wollen wir nicht missen. Wie einst im Mai: Bochum – Düsseldorf 0:3, dann auswärts 3:0 und Sieg im Elfmeterschießen – wer wird das je vergessen?

Das schon 1981-1991 praktizierte Prozedere, den Drittletzten der Bundesliga gegen den Dritten der 2. Liga antreten zu lassen, hat was von High noon in einem Western-Film. Es kann nur einen geben und meist ist es der Bundesligist. Garantien aber gibt es keine, denn es ist ja Fußball.

Die Torkamera im Ball seit 2015/16

Nicht alle technischen Neuerungen sind bei den Fans beliebt. Aber gegen die ein Jahr vor dem VAR eingeführte automatische Torkamera („Chip im Ball“), die dem Schiedsrichter signalisiert ob der Ball die Linie vollumfänglich überschritt, kann niemand etwas haben. Denn sie gibt quasi rechtssichere Antworten auf die wichtigste Frage im Fußball – drin oder nicht drin?

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