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·17. Dezember 2025
Abseits? Schluss mit Kopfschüttelentscheidungen!

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·17. Dezember 2025

Seit Tagen wird über den Treffer von Deniz Undav gegen Bremen, der nicht gegeben wurde, diskutiert. Denn in jeder Welt vor dem VAR hätten wir keine Sekunde darüber diskutiert: klares Tor für Stuttgart.
Stell‘ dir vor, es war Abseits, aber keiner sieht es.
Ich bin Verfechter des Videobeweises, aber irgendwann ist auch gut. Wir spielen immer noch Fußball und nicht mit dem Elektronenmikroskop. Fakt ist: Seit wir VAR (Video Assistant Referee) und jetzt SAOT (Semi-Automated Offside Technology) haben, gibt es einerseits nur noch extrem selten Fehlentscheidungen. Das ist super.
Dafür gibt es deutlich andererseits mehr Kopfschüttelentscheidungen.
Für mich und viele Fans macht es einen großen Unterscheid, ob echtes oder physikalisches Abseits, ob echtes oder physikalisches Handspiel vorliegt. Und diese Diskussion wird nie weggehen. Wie sollen wir also künftig mit Fehlentscheidungen umgehen, die das menschliche Auge gar nicht erkennt?
Manchmal wird heutzutage nachträglich Abseits gegeben, obwohl es auch in der dritten Zeitlupenwiederholung keiner sieht – wir glauben halt der gestrichelten Linie. Siehe Undav. Das finde ich übertrieben.

Ich meine, wir brauchen mehr Mensch in der Abseitsregel, also einen realistischen Abseitsbereich. Der echte Vorteil des Stürmers gegenüber dem Verteidiger muss ersichtlich, nicht nur errechenbar sein.
Dass die Regel angepasst wird, ist kein Sakrileg: Früher war zum Beispiel „gleiche Höhe“ Abseits, das wurde erst 1990 geändert. Und das war sowieso eher abstrakt gemeint, weil es für Schiris keine genaue Kontrollmöglichkeit gab, bis der VAR kam.
Und man darf bei der Diskussion nicht vergessen, warum das Abseits vor allem erfunden wurde: Bestimmt nicht, damit Deniz Undav kein Schnürsenkeltor schießen kann, sondern, damit nicht ständig Stürmer 15 Meter vom letzten Verteidiger entfernt vor dem gegnerischen Tor rumlungern und auf lange Pässe warten.
Übrigens, mal was zum Nachdenken: Wieso gibt’s überhaupt bei Abseits diese „gleiche Höhe“ und sonst nicht? Der Ball ist ja auch erst im Aus oder im Tor, wenn er die Linie mit vollem Umfang überschritten hat.
Mein Verbesserungsvorschlag zum VAR-Einsatz: Wir brauchen eine Kulanz- oder Pufferzone. Abseits darf nicht Schnürsenkel- oder Schultereckgelenkabstand sein, denn das nervt bloß alle Beteiligten – Abseits ist, wenn ein Vorteil deutlich erkennbar ist. Klar, die Verteidiger werden jetzt aufschreien, aber sie sind aktuell übervorteilt, finde ich. In diesen sauren Apfel müssen sie für uns alle beißen.
Abseits könnte zum Beispiel ab fünf oder zehn Zentimetern gelten; vorher ist Puffer, da schlägt die Automatik gar nicht erst an, und es wird keine kalibrierte Linie gezeigt, die uns alle verrückt macht. Wenn ich beim Zu-schnell-Fahren in eine Radarfalle gerate, werden mir von der Bußgeldstelle ja auch 3 km/h abgezogen. Hier gilt die Regelung „Im Zweifel für den Angreifer“ schon lange.
Was mich übrigens extrem nervt: Wenn der Linienrichter erst am Ende des Angriffs die Fahne hebt, obwohl der Stürmer 15 Sekunden vorher direkt vor ihm rennend einen Meter weit im Abseits stand. Leute, mehr Mut bitte!
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