Ajax Amsterdam hat die Kontrolle über die radikalsten Pyro-Fans längst verloren | OneFootball

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·1. Dezember 2025

Ajax Amsterdam hat die Kontrolle über die radikalsten Pyro-Fans längst verloren

Artikelbild:Ajax Amsterdam hat die Kontrolle über die radikalsten Pyro-Fans längst verloren

Die Johan-Cruyff-Arena brennt, Schiedsrichter Bas Nijhuis bricht ab, und Ajax-Direktor Shashi Baboeram Panday gibt sich überrascht. Überrascht? Nach gründlichen Kontrollen, Spürhunden auf der F-Tribüne und einem identischen Vorfall gegen Heerenveen nur Wochen zuvor? Diese Überraschung offenbart das eigentliche Problem: Ajax hat die Kontrolle über seine radikalsten Anhänger längst verloren – und weiß es.

Die Fakten sind eindeutig bedrohlich. Leuchtfackeln und Raketen setzen den Rasen in Brand, gefährden Spieler und Zuschauer gleichermaßen. Was als Gedenken an einen verstorbenen Fan gedacht war, mutierte zur unkontrollierten Machtdemonstration. Die Ultras diktierten den Spielverlauf, nicht der Schiedsrichter. Sie entschieden über Unterbrechung und Abbruch, nicht die Vereinsführung. Das ist keine romantische Fankultur, sondern gefährliche Selbstjustiz.


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Der Blick über Amsterdam hinaus zeigt: Pyro-Vorfälle sind in europäischen Stadien keine Seltenheit. Von Belgrad bis Berlin, von Marseille bis Mailand – überall dasselbe Ritual der Eskalation. Vereine kapitulieren vor der organisierten Gewaltbereitschaft ihrer eigenen Anhänger. Die Strafen? Lächerlich gering im Vergleich zu den Einnahmen aus dem Ticketverkauf an genau diese Klientel. Ajax ist nur ein weiteres Symptom dieser europaweiten Kapitulation.

Hilflosigkeit bei Ajax Amsterdam

Die angekündigte Reaktion des Vereins entlarvt die Hilflosigkeit des Systems. Kamerabilder auswerten, Täter identifizieren – das klingt nach Tatendrang, ist aber Augenwischerei. Denn selbst wenn Ajax einzelne Täter findet und mit Stadionverboten belegt, ändert das nichts an der Gruppenmentalität. Die nächste Generation wartet bereits. Solange Vereine ihre Ultras als notwendiges Übel für Stimmung tolerieren, solange bleiben Sicherheitskontrollen Makulatur.

Die Wiederholung am Dienstag ohne Zuschauer ist die logische Konsequenz, aber auch ein Armutszeugnis. Ein Geisterspiel um 14:30 Uhr an einem Werktag – Ajax bestraft sich selbst mehr als die Verursacher. Die wahren Verantwortlichen sitzen derweil zu Hause und planen vermutlich schon die nächste „Gedenkminute“.

Was Ajax jetzt bräuchte, wäre radikale Ehrlichkeit: Die Admission, dass man die eigene Fanszene nicht mehr kontrolliert. Dass Spürhunde und Kontrollen gegen Menschen machtlos sind, die ihre Botschaften notfalls mit Gewalt durchsetzen. Dass die Grenze zwischen Fankultur und organisierter Kriminalität längst verschwommen ist. Aber diese Ehrlichkeit würde Konsequenzen erfordern, die kein Verein ziehen will: komplette Tribünenschließungen, drastische Reduzierung der Stehplätze, Ende der Duldung von Ultragruppierungen. Stattdessen wird Ajax weiter von Überraschungen sprechen, während die Arena brennt.

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