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·28. August 2024

Alles neu? Was wir von der neuen Champions League 2024/2025 erwarten können

Artikelbild:Alles neu? Was wir von der neuen Champions League 2024/2025 erwarten können

Die Königsklasse erlebt ihre größte Reform seit Beginn des Wettbewerbs vor gut 30 Jahren. Die UEFA verspricht auf ihrer Homepage „das bestmögliche Paket für Vereine, Spieler und Fans“. Ob diese das auch so sehen?

Champions League: Es wird sich vieles ändern

Elf Spiele benötigte Olympique Marseille, um in der ersten Ausgabe der UEFA Champions League 1992/1993 den berüchtigten Henkelpott zu holen. Im Jahr 2025 werden acht Klubs in ihrer elften Partie erst das Achtelfinal-Hinspiel bestreiten. Und wer am 31. Mai 2025 in München triumphiert, wird insgesamt 15, wenn nicht gar 17 Partien in der besten Champions League aller Zeiten (so oder so ähnlich würde sie Aleksander Čeferin mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit betiteln) bestritten haben.


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Der beliebteste und prestigeträchtigste Klubwettbewerb Europas, wenn nicht gar der Welt, kommt im neuen Gewand daher. Kurz vor der Auslosung der neuen Champions-League-Saison am Donnerstag, 29. August um 18 Uhr in Monaco wollen wir auf die Neuerungen blicken, die Euch erwarten.

Champions League: Vorrunde im Ligensystem statt als Gruppenphase

Vorneweg die wichtigste Änderung: Der Modus. Das bisherige System einer Gruppenphase mit vier Teams pro Gruppe und acht Gruppen ist passé. Stattdessen wird die Vorrunde im sogenannten Schweizer Ligensystem gespielt. Jedes Team bestreitet acht Partien gegen acht verschiedene Gegner – vier Mal zuhause und vier Mal auswärts. Für jeden Teilnehmer sind also zwei Spiele mehr als bisher garantiert.

Damit diese Rechnung aufgeht, wird das Teilnehmerfeld von 32 auf 36 Vereine aufgestockt. Schließlich bekommt jeder Teilnehmer je zwei Kontrahenten aus den weiterhin bestehenden vier Lostöpfen zugeteilt. Macht neun Töpfe mit je vier Mannschaften, die wie bisher nach UEFA-Klubkoeffizient eingeteilt sind. Die vier neuen Startplätze werden über sogenannte „Performance Spots“ vergeben, wovon beispielsweise Borussia Dortmund und der FC Bologna als jeweils Fünftplatzierte der beiden Verbände profitierten, die in der vergangenen Saison am besten in den europäischen Wettbewerben abschnitten.

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(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Alle 36 Teams werden dabei in einer Ligatabelle zusammengetragen. Nach den acht gespielten Partien der Vorrunde qualifizieren sich die Plätze eins bis acht direkt für die spätere K.O.-Phase, die wie gewohnt ab dem Achtelfinale in Hin- und Rückspielen ausgetragen wird. Die Plätze 25 bis 36 scheiden aus. Einen „Abstieg“ von Champions League-Teilnehmern in die Europa League wird es nicht mehr geben. Ihre europäische Saison ist beendet. Die Plätze neun bis 24 spielen dann in Play-Offs mit Hin- und Rückspiel um die Teilnahme am Achtelfinale. Aus diesem Grund werden acht Teams insgesamt zehn Spiele absolvieren müssen, bis sie überhaupt an der finalen K.O.-Phase teilnehmen dürfen.

Eine klassische Auslosung würde Stunden dauern

Puh. Durschnaufen. Wer versucht, den neuen Modus zu durchdringen wird sehr schnell zur Frage gelangen, wieso der Wettbewerb so verkompliziert wird. Das wird er nämlich so sehr, dass eine händische Auslosung der Vorrunde nur mit über 1.000 Loskugeln möglich wäre und deshalb erstmals eine Software zum Einsatz kommen wird, um die Begegnungen der Ligaphase festzulegen.

Wieso hält sich die UEFA also nicht an die Faustregel „never change a running system“? Denn dass die Champions League reformbedürftig gewesen wäre, kann man nun wirklich nicht sagen. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt das. Das Finale der Saison 2023/2024 zwischen dem BVB und Real Madrid verfolgten allein im ZDF über 12 Millionen Zuschauer, davon gut 4,3 Millionen in der marktrelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Dazu 6,4 Millionen Zuschauer in den Stadien, ein Rekordschnitt von 51.800 pro Spiel. Die Champions League boomt.

Nach eigenen Aussagen waren der UEFA die letzten Gruppenspiele des alten Modus ein Dorn im Auge. Entscheidungen über das Weiterkommen und Ausscheiden sind teilweise bereits gefallen, bei den Topteams bekamen an Spieltag 5 und 6 gerne mal die Kaderplätze 17-24 etwas Spielzeit zugesprochen. „Im neuen Format, in dem alle Teams in einer einzigen Liga platziert werden, geht es somit bis zum letzten Spieltag der Ligaphase für jedes Team noch um viel“, so die offizielle Begründung. Aber Moment mal. Ein Ligasystem kennen wir doch bestens aus der Bundesliga. Werden dort nicht Meisterschaften und Abstiege gerne einmal fünf Spieltage vor Schluss entschieden?

Selbstverständlich ist ein Feld von 36 Mannschaften nach acht Spieltagen enger als eines von 18 Mannschaften nach 34 Spieltagen. Dennoch sollte es nicht verwundern, wenn manche Teams bereits nach 6 Spielen abgeschlagen am Tabellenende zu finden sind während die milliardenschweren Superstar-Ensembles durch die Liga pflügen und mit 21 Punkten nach sieben Spielen nicht mehr aus den Top-8 zu verdrängen sein werden. Kollektives Nägelkauen für die Fans aller 36 Teams bis zu Spieltag 8? Mitnichten.

Die Modi der kleinen Geschwister der Champions League, nämlich der Europa League und der Conference League, werden analog zur Königsklasse angepasst. Insgesamt werden in allen drei Klubwettbewerben statt bisher 407 nun 513 Spiele ausgetragen. Und statt 3,5 Milliarden werden somit 4,4 Milliarden Euro an Mediengeldern erwirtschaftet, von denen wiederum gut 3,3 Milliarden in die drei Klub-Wettbewerbe gegossen werden. Ein Startgeld in Höhe von 18,62 Millionen Euro ist jedem CL-Teilnehmer sicher, die Summe steigert sich im Prinzip pro Punktgewinn.

Dem Turniersieger winken insgesamt 156 Millionen Euro an ausgeschütteten Preisgeldern. Was wir also jetzt schon wissen ist, dass die Teilnehmer deutliche Mehreinnahmen erwarten dürfen, zum Preis von überquellenden Terminkalendern. Wobei das ehrlich gesagt auch keine ganz neue Erkenntnis ist, sondern schon seit Bekanntwerden der Reformpläne zu erahnen war. Dazu muss man wissen, dass der neue Modus eigentlich eine Kompromisslösung darstellt.

Die neue Champions League als „Super League light“?

Als die Eckpunkte der Reform im Frühjahr 2021 von der UEFA verabschiedet wurden, war ursprünglich sogar eine Vorrunde mit zehn Spieltagen vorgesehen. Die nationalen Ligaverbände gingen auf die Barrikaden. Besonders in England, wo die Vereine bereits 38 Ligaspiele plus zwei Pokalwettbewerbe (unter Umständen sogar mit Wiederholungsspielen!) absolvieren, wurde von Beginn an massive Kritik laut. Prominente Stimmen wie Pep Guardiola und Jürgen Klopp befürchteten mehr verletzte Spieler aufgrund der nicht mehr vermittelbaren Anzahl an 60 und mehr Pflichtspielen pro Saison. Ebenfalls stieß den beiden Weltklasse-Coaches auf, dass die Vereine keinerlei Mitsprache- oder gar Entscheidungsbefugnisse hatten.

Zahlreiche Fanorganisationen wurden noch deutlicher und warfen der UEFA die Etablierung einer „Super League durch die Hintertür“ vor. Und auch das ist nicht ganz weit hergeholt. Denn einen Tag bevor die UEFA ihre ursprünglichen Reformpläne veröffentlichten wollte, erschütterte die Ankündigung von zwölf Spitzenklubs, eine eigene Eliteliga mit permanentem Teilnehmerfeld unabhängig von dessen sportlichen Abschneiden zu gründen, die Fußballwelt. Auch wenn die Pläne der Super League leider noch nicht ganz begraben sind – die Aussicht auf sprudelnde Geldquellen der neuen Champions League dürfte kein unwesentlicher Grund dafür sein, dass sie bis heute doch noch nicht aus der Taufe gehoben wurde.

Womöglich konnte die UEFA die Separatisten – unter ihnen mit Real Madrids Präsident Florentino Pérez der vielleicht einflussreichste Klubboss der Welt – fürs Erste befrieden. Man findet in den Sozialen Medien nicht wenige Stimmen, die der UEFA auf der einen und den Klubchefs auf der anderen Seite gar ein abgekartetes Spiel vorwerfen. Tatsächlich ging der Beschluss der Champions-League-Reform im vernichtenden medialen Echo auf die Super-League-Ankündigung fast unter. Wirklich verhärtet hat sich dieser Verdacht Stand heute aber nicht.

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(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)

Insofern stellt die Champions-League-Reform die nächste Stufe einer Entwicklung dar, in der die internationalen Dauerbrenner der nationalen Konkurrenz immer mehr enteilen. Mehr Geld für die, die ohnehin schon viel haben und damit weniger Chancen für die „Kleinen“, nach oben zu klettern. Dass es trotzdem noch Überraschungen geben kann bewiesen in der abgelaufenen Saison der VfB Stuttgart oder der FC Bologna, die sich beide sensationell für die Königsklasse qualifizieren konnten. Damit dringen sie zwar zumindest bis zum 29.1.2025 in den Kreis der 36 besten Klubs in Europa vor. Dann steigt nämlich der achte und letzte Spieltag der Ligaphase. Auf Augenhöhe mit den Vereinen, die seit Jahren zum Inventar der Champions League gehören, sind sie damit noch lange nicht. Die europäische Elite hat sich längst an der Spitze des Klubfußballs zementiert. Die Durchlässigkeit wird geringer. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern.

Neben all den Diskussionen um Geld, Terminkalender und Austragungsmodus konnte sich die Fußballwelt bisher auf eines uneingeschränkt einigen: Die Champions-League-Hymne. Ein Loblied auf „die Meister, die Besten“, wie es im Text heißt, dessen Melodie Spieler wie Fans gleichermaßen als tongewordene Marke des stärksten Fußballwettbewerbs Europas begreifen und sich danach sehnen, sie zumindest einmal live im Stadion hören zu dürfen. Am 23.8. stellte die UEFA die neue Markenidentität der Champions League vor, „welche die jüngsten Entwicklungen im weltweit bekanntesten Klubwettbewerb flankieren soll“. Teil der neuen Marketingidentität: Eine überarbeitete Champions League-Hymne, die in der Saison 2024/2025 zum Einsatz kommt. Die UEFA macht wirklich vor nichts Halt.

Text von Gardijan Wenger

(Photo by Alex Pantling/Getty Images)

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