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·12. September 2024

Antwerpen stellt klar: "Laufen nicht mit dem Hammer durch die Kabine"

Artikelbild:Antwerpen stellt klar: "Laufen nicht mit dem Hammer durch die Kabine"

In einer denkwürdigen Pressekonferenz hat Waldhof-Chefcoach Marco Antwerpen am Donnerstag vor dem Krisenduell beim F.C. Hansa Rostock (Samstag, 14 Uhr) mit einigen Mythen rund um seine Vorgehensweise aufgeräumt – und mehrere Dinge klargestellt.

Freie Tage statt Straftraining

Für gewöhnlich dauern die Pressekonferenzen beim SV Waldhof vor den Spielen keine zehn Minuten. Nicht so am Donnerstag im Vorfeld des Auswärtsspiel bei Hansa Rostock, als die PK fast 20 Minuten ging. Der Grund: Direkt zu Beginn der Medienrunde, noch vor den Fragen der Pressevertreter, holte Trainer Marco Antwerpen von sich aus zu einem rund fünfminütigen Monolog aus, den er trotz klarer Worte aber nicht als Brandrede verstanden wissen wollte. Vielmehr war es dem 52-Jährigen ein Bedürfnis, den Fans einen Einblick in die Abläufe hinter den Kulissen zu verschaffen. "Wenn jetzt alle denken, der Trainer hat wieder den Hammer rausgeholt und den harten Hund gemacht, da kann ich nur sagen: Ich bin seit 15 Jahren Trainer und habe in dieser Zeit nur eine harte Trainingseinheit gehabt. Das war bei einem Nachbarverein mit den roten Trikots", setzte Antwerpen an. Gemeint ist der 1. FC Kaiserslautern, bei dem er im März 2021 nach einer Niederlage in Magdeburg abends unter Flutlicht ein Training angesetzt hatte. "Damals war es so, dass wir fast schon abgestiegen waren. Wir mussten überlegen, wie wir an die Mannschaft kommen." Mit einer "ganz harten Trainingswoche" sei das gelungen, denn am Ende stand der Klassenerhalt.


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Einfach so ansetzen würde er harte Trainingseinheiten aber nicht. "Ich bespreche das immer im Vorfeld mit der Mannschaft und segne mir das ab, ob das der richtige Weg ist und wir diesen gemeinsam gehen wollen", versicherte der Waldhof-Coach – und räumte mit dem Mythos, ein "harter Hund" zu sein, auf: "Es ist nicht so, dass wir den ganzen Tag mit dem Hammer durch die Kabine laufen, den Spielern auf den Kopf schlagen und ihnen sagen, was sie falsch gemacht haben", stellte Antwerpen klar. Dass er nach der Niederlage gegen Köln am 2. Spieltag das Buffet in der Kabine abräumen ließ, bestätigte der gebürtige Westfale zwar, allerdings habe es sich dabei nicht um eine Strafmaßnahme gehandelt. Vielmehr sei das Essen nicht sportlergerecht gewesen. "Ich kann versichern, dass keiner der Jungs hungrig ins Bett gehen musste." Auch sei nach dem blamablen Aus im Landespokal bei Siebstligist Gommersdorf nicht vier oder fünfmal am Tag trainiert worden. "Wir sind einen ganz anderen Weg gegangen", berichtete der 52-Jährgie. Konkret hatte er der Mannschaft am Wochenende freigegeben, "damit die Jungs die Köpfe freibekommen. Das war in der Situation ganz wichtig". Mit seinen Kapitänen Marcel Seegert und Martin Kobylanski hatte Antwerpen am Samstag zudem ein rund einstündiges Gespräch geführt.

Antwerpen übt Selbstkritik

Am ersten Trainingstag nach dem Pokal-Aus stand um 8:30 Uhr zunächst eine Besprechung an, ehe es um 10 Uhr für exakt 58 Minuten auf den Platz ging. Für das Mittagessen habe sich die Mannschaft auf Antwerpens "besonderen Wunsch" in ein Restaurant begeben, ehe es um 13:30 Uhr mit einem Dehn- und Stabiprogramm weiterging. Um 15 Uhr fand ein zweites Training statt, dieses Mal standen die Spieler für 55 Minuten auf dem Platz. "Das war der harte Hund am Montag", so Antwerpen, der seinen Monolog damit beendete. "Daraus kann sich jetzt jeder seinen eigenen Eindruck verschaffen. Das Ansinnen des Ex-Profis war aber klar: Statt auf die Spieler draufzuhauen, soll die Gemeinschaft innerhalb der Mannschaft gestärkt werden: "Wir hoffen, dass wir damit in die richtige Richtung gehen." Aus diesem Grund war es am Dienstagabend auch zu einem gemeinsamen Teamessen gekommen. "Wir müssen das viel mehr forcieren", machte Antwerpen klar und zeigte sich selbstkritisch, dies nicht bereits in der Saison-Vorbereitung veranlasst zu haben. "Diesen Vorwurf, zu denken, die Spieler machen das schon unter sich, müssen wir uns gefallen lassen."

Selbstkritik übte der Übungsleiter auch dahingehend, dass er zu ungeduldig mit der Mannschaft sei. "Meine Ungeduld hat die Mannschaft vielleicht gehemmt", räumte der 52-Jährige ein und kündigte an, Spielern auch mal über einen längeren Zeitraum die Chance geben zu wollen. Der eine oder andere brauche manchmal einen Entwicklungsschritt länger. Zumal einige Spieler noch nicht richtig beim Waldhof angekommen seien, nachdem es bei ihrer letzten Station nicht wie erhofft gelaufen war. "Wir müssen die Spieler befreien." Kapitän Marcel Seegert, der ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesend war, wirkte bereits befreit: "Dass die Stimmung nicht allzu gut ist, dürfte selbsterklärend sein. Denn wenn man nur einen Punkt aus vier Spielen holt, ist das nicht zufriedenstellend." Gemessen an der Qualität des Kaders "muss mehr drin sein". Daher lautet das klare Ziel: "Wir müssen ehrlich trainieren, Gas geben und uns aus der Situation befreien. Wir brauchen Ergebnisse."

Sieg in Rostock Pflicht? "Schon weit hergeholt"

Am besten schon am Samstag im Krisenduell bei Hansa Rostock. Gleichwohl stellte Antwerpen aber klar: "Zu sagen, dass wir da auf jeden Fall gewinnen müssen, ist schon weit hergeholt. Natürlich haben wir die Möglichkeit zu gewinnen, aber dann muss auch viel zusammenpassen." Angesichts der Lautstärke im Ostseestadion wünscht sich Antwerpen zudem mehr Eigeninitiative von der Mannschaft. Diese hatte der 52-Jährige auch schon vor dem Pokalspiel eingefordert – der Ausgang ist bekannt. "Da sind wir keinen Schritt weitergekommen." Wohl auch deswegen bezeichnete der Coach die Niederlage in Gommersdorf als "größte Enttäuschung" seiner Trainerkarriere.

Dass Antwerpen anschließend im Amt blieb, überraschte den einen oder anderen. Auf die Frage, ob er Rückendeckung innerhalb des Vereins spüre, antwortete der Trainer: "Ich bin im ständigen Austausch mit der Familie Beetz, das sind meine direkten Ansprechpartner." Sportchef Anthony Loviso nannte er nicht. Bei einer weiteren Niederlage könnte es für den 52-Jährigen jedoch eng werden, entsprechend groß ist der Druck. Antwerpen, der in Rostock auf die verletzten Malte Karbstein (Innenband), Niklas Hoffmann (Sehnenanriss) und Manuel Braun (Muskelfaserriss) verzichten muss, zeigte sich aber kämpferisch: "Druck hast du immer. Das ist keine unbekannte Situation. Wir müssen es vernünftig einordnen und ruhig bleiben." Damit in Rostock der erste Saisonsieg gelingt – und sich Antwerpens Herangehensweise damit als richtig erwiesen hätte.

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