MillernTon
·4. Juni 2025
Auf den Rängen viel los – Saisonrückblick 2024/25 Teil 2

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·4. Juni 2025
Weiter gehts! Der FC St. Pauli holt in der Rückrunde noch wichtige Punkte für den Klassenerhalt und auf den Rängen gibt es einiges zu entdecken. (Titelbild: Stefan Groenveld)
Na, ist es so langsam angekommen, dass wir die Klasse gehalten haben? Bei mir noch nicht ganz, gleichzeitig gucke ich schon, was nächste Saison so auf uns zukommt. Aber wir sind mit dem Rückblick ja noch nicht ganz fertig. Auch in der Rückrunde gab es viele Aktionen und Choreos, ob im Gästeblock oder in der Heimkurve. Schauen wir mal rein:
Es geht wieder nach Baden-Württemberg, unser Lieblings-Bundesland! Denn alles, was der FC St. Pauli in Baden-Württemberg kann, ist gewinnen. Ich war leider nicht vor Ort, aber nach den Fernsehbildern und Fotos zu urteilen war die Stimmung im Gästeblock erneut sehr gut und natürlich war der Gästeblock mal wieder ausverkauft. Dort hing im hinteren Teil der Gästekurve das „Voran Sankt Pauli“ Banner, und viele Fahnen und Schwenker kamen zum Einsatz. Ein schönes Bild. Und mit einem 2:0 in der Tasche fährt man glücklich wieder nach Hause.
Während ich in einer anderen Zeitzone das Spiel über das Radio verfolgte, war am Millerntor viel los. Ein neues Lied „Die Freaks sind in Ektase“ feierte Premiere und im Umlauf wurde sich vor dem Spiel ordentlich eingesungen. Und dann durften wir ein 3:0-Sieg feiern. Im Unioner Block hing eine alte Zaunfahne: „Massaker Amigos“. Diese soll der verstorbene Präsident Hertha BSCs Kai Bernstein mitgemalt haben. Am 16. Januar, zehn Tage vor diesem Spiel, jährte sich sein Tod.
Zweites Heimspiel in Folge. Vor dem Spiel wurde den Opfern des Holocaust gedacht. Die Spieler hielten ein „Kein Vergeben, kein Vergessen“-Banner und das Stadion war gefüllt mit schwarzen Zetteln. Dazu gab es auf drei Tribünen Spruchbänder. Auf der Nord: “Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, Gegengrade: „Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen“ und auf der Süd: „Darüber zu sprechen ist unmöglich, darüber zu schweigen verboten“. Beim Einlauf war es still, denn auf Hells Bells wurde verzichtet. Das Spiel ging 1:1 aus.
Großes Banner auf der Gegengeraden am Millerntor, vor dem Spiel FC St. Pauli gegen den FC Augsburg am 01. Februar 2025: „Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen.“ Dazu davor beide Teams mit einem Banner auf dem Rasen: „Kein Vergeben – Kein Vergessen“ // (c) Stefan Groenveld
Es gibt bessere Orte als sonntags um 17:30 in Leipzig sein zu müssen. Der Gästeblock war aber trotzdem wie immer voll. Erneut wurde ein Banner präsentiert: „Egal ob heute oder in 50 Jahren – RB Leipzig bleibt Feind des Fußballs“. Dieser Tag sollte für die Fanszene aber leider nicht in schöner Erinnerung bleiben. Nicht nur das Spiel verloren wir mit 0:2, auch schafften es zwei langjährige FC St. Pauli-Fans nicht mehr zurück nach Hamburg. Ruhet in Frieden Bernd und Andi!
An diesem Spieltag wurde an Bernd, Andi und Jan, der auch am Wochenende verstarb, mit vielen Tapeten und einer Schweigeminute gedacht. Für viele Diskussionen sorgte dieses Heimspiel, da das erste Mal „Das Herz von St. Pauli“ nicht mehr gespielt wurde, nachdem durch Recherchen des FC St. Pauli Museums rauskam, dass der Texter dieses Liedes eine NS-Vergangenheit hatte. Nachdem Oke Göttlich und Sven Brux die Entscheidung, das Lied erstmal nicht mehr zu spielen, im Stadion erklärten, war eine Mischung aus Pfiffen und Klatschen wahrzunehmen. Das Aussetzten des Liedes sorgte für reichlich Diskussionen, aber auch für merkwürdige Kommentarspalten. In der zweiten Halbzeit gab es auf der Südkurve ein „Free all Antifas“-Banner zu sehen, das Spiel ging unglücklich mit 0:1 verloren, James Sands verletzte sich schwer und Blessin wurde aufgrund seiner vierten Gelben Karte für das nächste Spiel gesperrt. Ein ziemlich bescheidener Samstag am Millerntor also.
Karneval-Kulturschock stand an diesem Tag für die Fanszene des FC St. Pauli an, denn beim 1. FSV Mainz 05 war Fastnachtsspieltag. Während der Gästeblock weitestgehend unverkleidet blieb, war auf den Mainzer Rängen ein bisschen was zu entdecken. Ein wenig enttäuschend: Die Ultras von Mainz 05 hingen ihren Karnevalszaunfahne erst am nächsten Spieltag auf. Was wir zu sehen bekamen, war aber eine Pyroshow im Heimblock. Der Gästeblock präsentierte beim Einlauf eine Choreo mit mehreren Schwenkern mit dem Vereinslogo drauf und vielen kleinen braun-weißen Fahnen. Vorne am Zaun wurde ein Charakter hochgezogen, der auch eine Fahne in der Hand hielt. Das Spiel ging mit 0:2 verloren.
Mit Dortmund hatten wir wieder eine große Szene zu Besuch am Millerntor. Auf der Südtribüne gab es zum Einlauf ein schönes Chaos-Intro mit Schwenker, Konfetti, Kassenrollen und buntem Rauch. Danach habe ich vom Spiel nicht mehr viel mitbekommen, da ich erneut daran erinnert wurde, warum ich mich als Frau im Stadion noch immer nicht sicher fühle. Zum 8. März erschien folgender Text: „Fußball, eine männliche Domäne“.
Einlaufen beider Teams beim Spiel FC St. Pauli – Borussia Dortmund vor einer Südkurve am Millerntor, die in Konfetti und Fahnen getaucht ist. // (c) Stefan Groenveld
In Wolfsburg musste man dem armen Maskottchen Wölfi dabei zusehen, wie er eine Stunde vor dem Spiel alleine auf dem Platz tanzte. Anlässlich des feministischen Kampftages waren Banner („Feminism is unstoppable“) und Tapeten im Gästeblock zu sehen. Auch gab es Doppelhalter zum Beispiel mit der Aufschrift „Ultra has no gender“. Das Spiel war mit einem 1:1 eher unspektakulär, dafür gab es aber Aperol und Weinschorle in 1-Liter Bechern.
Auch ein Spieltag, der sehr positiv in Erinnerung geblieben ist. Freitagabend, Flutlichtspiel und beste Stimmung. Diese wurde durch einen Busempfang vor dem Spiel eingeleitet. Und dadurch wurde nicht nur bei den Fans gute Stimmung erzeugt, sondern auch bei den Spielern, die das Spiel mit 1:0 gewinnen konnten. Zum Einlauf gab es auf der Süd eine Schalparade und das Banner mit dem Wort „Klassenkampf“ zu sehen. Nach dem Spiel gab es ordentlich Pyrotechnik und Szenario Kaos feierte zudem sein 15-jähriges Bestehen. Im ganzen Stadion (abgesehen vom Gästeblock) beste Stimmung, ein schöner Spieltag.
Der Bus des FC St. Pauli wird vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim von vielen Fans und mit Pyrotechnik empfangen. Copyright: FC St. Pauli
Für den FC St. Pauli ging es zum großen FC Bayern München in die Allianz Arena. Dort wurde man sehr herzlich empfangen. Im Zeichen der Freundschaft zwischen USP und Schickeria München gab es vor dem Spiel eine Stärkung mit leckerem Essen und dem ein oder anderen Kaltgetränk. Ein weiterer großer Teil der Fanszene des FC St. Pauli reiste im Sonderzug nach München an. Beim Spiel musste man sich erstmal an die Größe des Stadions und die Perspektive auf das Spielfeld vom Gästeblock gewöhnen. Die Mannschaften liefen beide in Sondertrikots gegen Rassismus auf. Das Spiel war überraschend gut, verloren haben wir mit 2:3 leider trotzdem. Nach dem Spiel ging es für einige noch zur Party von USP und der Schickeria und Colegio. Ein schöner Abschluss des Spieltages.
Weiter ging es im Klassenkampf mit dem Heimspiel gegen Mönchengladbach. Das Banner wurde vor dem Spiel mit ein wenig Pyrotechnik ausgepackt, um der Mannschaft und unserem Trainer vor dem Spiel einzuheizen. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es eine Choreo, in schwarz-weiß gehalten mit einer Blockfahne eines historischen Mannschaftsfotos und dem Spruch „In Eiken geboren, für Großes bestimmt“. Die Ansagen aus der Mikrofon-Anlage auf der Süd schwappten auf alle Tribünen rüber und sorgten für sehr gute Heimstimmung. Das Spiel ging 1:1 aus.
Bei bestem Wetter ging es mal wieder nach Kiel, diesmal Premiere im neuen Gästeblock. Vor dem Spiel wurde sich im Biergarten ein wenig gestärkt und eingesungen. Zum Einlauf wurde das „Voran Sankt Pauli“ Banner hochgezogen. In der Halbzeit wurde an Kiste gedacht, da sich sein Todestag jährte. Das Spiel war ein wenig wild, aber am Ende konnte FC St. Pauli mit einem 2:1-Sieg wieder nach Hause fahren. Alles in allem ein durchmischter, aber auch schöner Tag.
Sonntags um 19:30, leider entscheidet immer noch die DFL die Anstoßzeiten… Dann macht man es sich wenigstens vor dem Spiel schön, wie Teile der Fanszene, die im Park in der Sonne ein wenig gegrillt und gechillt haben oder beim Osterbrunch mit der Familie. Aus dem Spiel kam man mit guter Laune, denn man konnte trotz eines überlegenen Gegners ein 1:1 holen. Eine starke Leistung der Mannschaft. Nach dem Spiel war die Freude über das Ergebnis auch bei unserem Trainer zu spüren, als er auf dem Weg zum Interview der Süd und Gegengrade zujubelte.
Schon wieder ein Sonntagsspiel, aber wenigstens nicht weit weg. Es ging nach Bremen, wo man von allen Seiten herzlich empfangen wurde. Gemeinsam ging man zum Weserstadion, verbrachte noch ein wenig Zeit zusammen, bevor man in den Gästeblock verabschiedet wurde. Dort waren viele Tapeten zu finden, die die St. Pauli Fans willkommen hießen und auch in der Ostkurve war ein „Herzlich willkommen an die FCSP Fans im Weserstadion“ zu lesen. Währende im Gästeblock zum Einlauf einige Pyrofackeln neben vielen braun-weiß-roten Fahnen angingen mit dem Spruch „Magisches Sankt Pauli, Siege für uns“, war auf der Ostkurve ein Chaosintro zu sehen. „Am Ort wo was Chaos regiert“ hieß es neben Konfetti, Kassenrollen und grünem Rauch, das unter der vorherigen großen „Ostkurve“-Blockfahne erschien.
Zur zweiten Halbzeit gab es im Gästeblock noch den Aufruf „Heute auf dem Rasen, am 1. Mai auf der Straße: Klassenkampf“. In der Ostkurve gab es eine Protest-Choreo gegen Pay-TV Sender und Pro Samstag 15:30. Viel los, aber ein schöner Tag, das Spiel ging am Ende 0:0 aus.
FC St. Pauli-Gästekurve im Bremer Weserstadion, 27.04.2025 // (c) Stefan Groenveld
Mit einem Sieg hätte man den Klassenerhalt bereits klarmachen können, St. Pauli macht es aber gerne spannend und verlor an diesem Tag mit 0:1 und Vasilj flog für einen Daumen hoch vom Platz. Die Laune war danach entsprechend nicht so gut. Wie dem auch sei: Zum Einlauf gab es auf der Nordkurve eine schöne Choreo mit braunen und weißen Fahnen und einer roten Blockfahne mit Vereinslogo. Im Gästeblock gab es eine zweit-teilige Choreo mit dem Motto „Tränen und Triumphe“.
Wieder mal eine etwas merkwürdige Ansetzung, Gästeblock trotzdem voll, Sonderzug, Klassenerhalt, Laune wieder gut. Und im Gästeblock waren diesmal die beiden gesperrten Spieler Siebe van der Heyden und Nikola Vasilj anzutreffen. Beide sehr bemüht, ordentlich zu supporten und Pöbeleien von Vasilj gab es auch. Nach dem Abpfiff und dem 2:2-Endergebnis, was den Klassenerhalt bedeutete, kletterten die beiden sogar mit den Fans auf den Zaun. Die Frankfurter Nordwestkurve war wie zu erwarten laut, dennoch waren meine Erwartungen deutlich höher. Auch könnte man im Waldstadion die Boxen bei der Tor-Musik ein bisschen runterdrehen. Egal, Klassenerhalt und eine entspannte und spaßige Rückfahrt im Sonderzug stand an. Erste Bundesliga, wir bleiben!
Klasse gehalten, Bochum schon abgestiegen. Die Luft war raus, wir verloren mit 0:2. Egal, gefeiert wurde trotzdem. Beim Einlaufen gab es gleich drei (!) Choreos zu sehen. Auf der Süd „Die Süd im Rücken – den Sieg vor Augen“, auf der Gegengrade die Black Flag-Blockfahne und auf der Nord eine hochgezogene Blockfahne mit einem Spieler, der das Vereinswappen einen Berg hochschiebt. Nach dem Spiel wurden die Tore zum Platz geöffnet, um den Klassenerhalt und den Abschluss der Saison gemeinsam zu feiern. Alles in allem ein schöner Abschluss einer anstrengenden Saison.
Choreo auf der Nord vor Spielbeginn der Partie FC St. Pauli gegen VfL Bochum am 17.05.2025: Zusätzlich zu weißen, roten und braunen Streifenbahnen, die von oben nach unten durch den Block laufen, gibt es ein am Dach befestigstes Banner, auf dem ein in braun und weiß gekleideter Sportler (mit Regenbigenstutzen) das Wappen der FC St. Pauli einen Berg hinaufrollt. // (c) Stefan Groenveld
Jetzt bin ich erstmal erleichtert, dass Sommerpause ist und wir alle ein wenig durchatmen können. Nächste Saison wird wohl noch spannender als die vergangene, darauf muss ich mich mental erstmal vorbereiten, während ich die vergangene Saison noch verarbeite. Wie dem auch sei, schreibt doch gerne ein Kommentar über eure Highlights der Saison und was ihr euch für die nächste Saison erhofft. Und macht euch eine schöne Sommerpause!
Immer weiter vor!//Nina
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