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Matti Peters·25. Oktober 2025
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Matti Peters·25. Oktober 2025
Wenn Marcus Rashford eine Bude macht, geht der Zeigefinger schon seit geraumer Zeit an die Schläfe. "Es geht um die Mentalität. Ich hatte da früher Probleme. Jetzt bin ich in der richtigen mentalen Verfassung", erklärte der Engländer seinen Torjubel vor ein paar Jahren. In den letzten Wochen sieht man eben jene Geste wieder deutlich häufiger. Rashford blüht unter Hansi Flick beim FC Barcelona regelrecht auf und gehört sogar zu den Leistungsträgern.
Das sah vor knapp einem Jahr noch ganz anders aus. Damals gehörte das einstige Juwel von Manchester United nur noch zum sogenannten "Bomb Squad", also der Gruppen von Aussortierten, die nicht mal mehr mit den Profis trainieren durften.
Ganz so weit ist es bei Real Madrids Supertalent Endrick zwar noch nicht, aber der 19-Jährige kommt nach einer durchwachsenen letzten Spielzeit und der Amtsübernahme des neuen Trainers Xabi Alonso mittlerweile so gar nicht mehr in die Spur. In bisher 13 Pflichtspielen der neuen Saison hat der Brasilianer nicht eine Minute auf dem Platz gestanden. Da er auch die Klub-WM und die extrem kurzausgefallene Saisonvorbereitung verletzungsbedingt verpasste, ist sein letzter Einsatz in einem Pflichtspiel nun bereits über 150 Tage her.
Alonso will dem Youngster, wie in den letzten Wochen häufiger kommuniziert, langsam wieder an den Spielbetrieb heranführen. Und so schmollt Endrick Woche für Woche auf der Bank der Königlichen. Nach Angaben von 'The Athletic' habe der Trainer seinem Schützling bereits vor mehreren Wochen eröffnet, dass es mit Blick auf die Konkurrenz in der Offensive schwer werden, könnte Einsatzzeiten zu sammeln. Das hatte sich Reals wohl größtes Talent ganz anders vorgestellt. Erst recht, nachdem ihm zu Saisonbeginn die prestigeträchtige Trikotnummer 9 zugestanden wurde.
Als Konsequenz soll nicht nur Endrick selbst einen Transfer im Winter bevorzugen, sondern auch die Königlichen seien bereit ihn im Januar per Leihe abzugeben. Passend dazu setzte Endricks Vater jüngst einen Insta-Post ab, der mittlerweile aber gelöscht wurde. Dort schrieb er: "Dein Moment wird sicher kommen. Ob bei Real Madrid oder einem anderem Klub".
Dass sich so ein Tapetenwechsel für die persönliche Entwicklung auszahlen kann, zeigt Marcus Rashford gerade eindrucksvoll mit elf Torbeteiligungen in zwölf Spielen.
Angesprochen auf die aktuelle Topform, erklärte der 27-Jährige gegenüber 'ITV Sport': "Natürlich spielt Konstanz eine große Rolle. Ich habe das Gefühl, dass ich mich sehr lange in einem instabilen Umfeld befunden habe, was es noch schwieriger macht, konstant Leistung zu bringen." Ein klarer Seitenhieb gegen seinen Ex-Klub aus Manchester.
Hansi Flick und sein Trainerteam konnten ihm diesem Umfeld offenbar bieten und vor allem seine Spielfreude wiederbeleben. Speziell der ehemalige Bundestrainer setzte sich für einen Transfer des Rechtsfuß ein: "Ich habe diesen Sommer zu Deco gesagt: 'Bitte hol mir einen Spieler wie Marcus Rashford. Ich bin sehr glücklich, ihn hier zu haben. Rashford war eine Chance im Transferfenster, die wir nutzen mussten", verriet Flick auf einer Pressekonferenz im September.
Dass sich die Chance für Rashford überhaupt noch einmal ergab, nachdem es schon im Winter zuvor knisterte, aber aufgrund der finanziellen Schieflage der Katalanen scheiterte, ist auch auf die im Sommer gescheiterten Gespräche mit hochkarätigen Alternativen wie Luis Díaz oder Nico Williams zurückzuführen. Díaz entschied sich für Bayern, Williams verlängerte in Bilbao.
Rashford ließ hingegen keine Zweifel daran, wie gerne er für die Blaugrana auflaufen würde und lebte so auch den Leitspruch von Barças Klublegende Johan Cruyff vor: "Wenn du Zweifel daran hast bei Barça zu spielen, dann gehörst du hier auch nicht her".
Zur Wahrheit gehört zwar auch, dass Rashford von der angespannten Personalsituation in Barcelona profitierte. Mit Lamine Yamal, Raphinha, Robert Lewandowski, Ferran Torres, Fermín López und Dani Olmo fehlten zahlreiche Akteure für unterschiedliche Phasen der bisherigen Saison. Rashford, ursprünglich als Ersatzspieler vorgesehen, nutzte seine Chance aber äußerst erfolgreich und strafte damit viele Kritiker ab, die ihm abgesprochen hatten, nochmal auf diesem Niveau Fuß zu fassen. Vor allem jene aus der Heimat.
Angesichts der starken Leistungen scheint sogar ein permanenter Wechsel immer wahrscheinlicher zu sein. Knapp 30 Millionen Euro müsste Barça nach Manchester überweisen.
Dieser Werdegang könnte für Endrick durchaus als Inspiration dienen. Anders als Rashford hat er sich aber nicht mit dem Trainer überworfen oder großen Leistungsschwankungen zu kämpfen gehabt. Wie auch - mit blutjungen 19 Jahren. Endrick musste aber auch nicht jahrelang negative Schlagzeilen von den berüchtigten britischen Tabloids über sich ergehen lassen. Gegen ihn wurde auch nicht nach einem verschossenen Elfmeter im EM-Finale eine Hetzjagd in den sozialen Medien betrieben.
Die Situation ist für Reals Mega-Talent vielleicht nicht so drastisch, aber nicht unbedingt weniger komplex. Vor allem im Hinblick auf die mentale Komponente. Aufgrund seines Alters macht er diese Phase zum ersten Mal bei einem Topklub in Europa durch.
Der Traum von einer Teilnahme an der WM im nächsten Jahr rückt durch die mangelnde Spielpraxis ebenfalls in weite Ferne. Zuletzt verzichtete der neue Seleção-Trainer Carlo Ancelotti auf eine Nominierung des Youngsters.
Unterm Strich führte die Rolle des Dauerreservisten in beiden Fällen zu großer Unzufriedenheit. Natürlich in unterschiedlichen Ausmaß. Rashford half vor allem die gestärkte Mentalität aus diesem Loch. Sein Torjubel passt aktuell mehr denn je zu seiner Situation. Vielleicht sehen wir diesen ja erneut heute Abend im Clásico. Endrick wird im Trikot von Real Madrid natürlich etwas dagegen haben. Egal ob erneut als Bankwärmer oder mit den ersten Einsatzminuten der Saison in den Beinen.
📸 MANAURE QUINTERO - AFP or licensors









































