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·30. Juli 2024
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·30. Juli 2024
Barbra Banda hat bei den Olympischen Spielen eine ganz besondere Statistik. Zweimal hat die 24-Jährige bisher mit ihrem Heimatland Sambia bei den Spielen teilgenommen, in Tokio 2021 und nun in Paris. Sie hat in diesen zwei Turnieren ganze neun Tore geschossen, in bisher fünf Spielen - eine höchst beachtliche Quote.
Noch besonderer: Jedes Mal, wenn Banda einnetzte, folgten darauf zwei weitere Tore. Drei Hattricks hat sie so bisher erzielt, das ist ein olympischer Rekord im Frauenfußball. Für die DFB-Frauen, die am 31. Juli um 19 Uhr auf Sambia treffen, ergeben sich daher zwei Nachrichten, eine gute und eine schlechte.
Die gute: Banda, die torgefährlichste Spielerin der Gegnerinnen, hat immerhin in zwei ihrer bereits bestrittenen Partien bei Olympia nicht getroffen. Gegen Brasilien 2021 und dieses Jahr gegen die USA gelang ihr kein Treffer.
Die schlechte Nachricht: Wenn es einmal scheppert, dann scheppert es wahrscheinlich auch noch öfters. Wobei selbst ein Hattrick von Banda nicht bedeuten muss, dass Deutschland ohne Punkte nach Hause geht. Das ist das zweite Kuriosum an der Geschichte: Trotz Bandas drei Hattricks konnte Sambia weder 2021 noch 2024 ein einziges Spiel gewinnen.
Die Abwehr, das ist nicht zu bestreiten, ist noch katastrophaler als die Sturmabteilung genial ist. 2021 zog Sambia mit 3:10 gegen die Niederlande den Kürzeren, im nächsten Spiel kam mit einem 4:4 gegen China immerhin ein Pünktchen zusammen - noch ein Tor mehr als Banda schoss die Chinesin Shuang Wang. Zwei der chaotischsten Spiele in Tokio, und in Frankreich setzte Sambia diesen Trend weiter fort.
Mit 5:2 führten die Weltranglisten-64. bereits gegen Australien, dann musste Sambia noch vier Gegentreffer hinnehmen und verlor mit 5:6. In der 90. Minute schoss Michelle Heyman das entscheidende Tor für die Matildas. Wieder hatte Sambia verloren, trotz einer Gala von Barbra Banda und ihrer Sturmpartnerin Racheal Kundananji.
Die zwei sind die beiden teuersten Spielerinnen der Welt: Im Transferfenster vom Winter 2023/24 wechselten sie in die USA, Banda zu den Orlando Pride und Kundananji zum Bay FC. Für beide bezahlten ihre neuen Klubs weit über 500.000 Euro.
Die Sturmpartnerin von Banda, selbst sehr torgefährlich: Racheal Kundananji / Marc Atkins/GettyImages
Banda schoss gegen Australien drei Tore und legte eins für Kundananji auf, die selbst einen Doppelpack schnürte. Trotzdem machte eine schlampige Defensivarbeit die Früchte der Arbeit zunichte - das lässt an den Kompetenzen von Trainer Bruce Mwape zweifeln. Mwape steht nicht nur wegen seiner Fähigkeiten als Trainer in der Kritik, sondern vor allem wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen ihn, bei Olympia ist ihm der Kontakt zu seinen Spielerinnen untersagt.
Banda und Kundananji haben sich dazu nicht positioniert, sie sind keine großen Medienstars außerhalb von Sambia. Beide äußern sich selten, auch das dürfte ein Grund dafür sein, dass sie als eins der besten Stürmerinnen-Duos der Welt relativ unbekannt sind. Die teuersten Spielerinnen der Welt - viele würden dabei wohl auf Aitana Bonmatí, Alexia Putellas oder eine Amerikanerin tippen.
Das US-Sturmtrio aus Mallory Swanson, Trinity Rodman und Sophia Smith sorgt bei diesen Olympischen Spielen ebenfalls für Furore, etwa gegen Deutschland. Das Internet zerbricht sich schon den Kopf über mögliche Bezeichnungen für das Trio (Rodsmithson?), ein ähnlicher Hype bleibt bei Banda und Kundananji (Kunbandanji?) noch aus.
Besonders Banda stach gegen Australien hervor, sie kam auf ganze 13 Schüsse gegen die Matildas. Wenn eins noch besser werden könnte, dann ihre Chancenverwertung. Gerade in der ersten Halbzeit hätte sie gegen eine desorganisierte Defensive noch mehr als ihre drei Tore schießen können. Aber ihre Bewegungen, um zu Torchancen zu kommen, sind Weltklasse. Und gerade ihr erstes Tor gegen Australien, ein Chip aus der Distanz, war sehenswert.
Banda bestraft vor allem Fehler der Gegnerinnen eiskalt, aber kann auch mehr. So kommt die 24-Jährige auch in der amerikanischen Liga NWSL, die gemeinsam mit der englischen Liga als eine der besten der Welt gilt, auf eine beachtliche Quote. In zwölf Spielen kommt Banda auf zwölf Treffer, legte dazu fünf Tore auf - Orlando Pride hat ihre Verpflichtung wohl nicht bereut.
Oft nur Zuschauer: Die deutsche Verteidigung kam gegen die USA mehrmals zu spät / PASCAL GUYOT/GettyImages
Auf die DFB-Frauen kommt damit eine große Aufgabe zu. Bei der 1:4-Niederlage gegen die USA sah niemand aus der deutschen Viererkette gut aus. Das Defensivverhalten muss gegen Banda und Kundananji unbedingt besser werden, wenn Deutschland als Sieger vom Platz gehen will. Komfortabel ist die Ausgangslage nicht, die DFB-Frauen könnten, abhängig von den Ergebnissen in den anderen Gruppen, noch ausscheiden. Der Modus ist kompliziert, aber mit einem Unentschieden würden die DFB-Frauen weiterkommen.
Dafür braucht es eine Leistungssteigerung. Gegen die schnellen Amerikanerinnen, die dazu in Strecken ein ansehnliches Kombinationsspiel auf den Rasen brachten, kam die Verteidigung hinterher. Das Innenverteidigungs-Duo Hendrich und Hegering wäre bei einem 100-Meter-Sprint nicht gerade in der besten Position. Und im Mittelfeld ist die Abwesenheit von Lena Oberdorf deutlich zu spüren.
Eine Umstellung für das Sambia-Spiel dürfte für Interimstrainer Horst Hrubesch anstehen. Daneben braucht es vor allem eins: Konzentration. Die US-Amerikanerinnen ließen gegen Deutschland sogar noch Chancen liegen, ebenso Sambia gegen die USA. Aber darauf sollte sich Deutschland lieber nicht verlassen, gerade bei Abstaubern sind Banda und Kundananji extrem gefährlich.
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