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Matti Peters·25. März 2025
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Matti Peters·25. März 2025
Der moderne Fußball ist fest im Schwitzkasten der Technologie. Ob Videobeweis, Torlinientechnik, Hawk Eye oder halbautomatische Abseitserkennung. Die Technik soll den Sport gerechter machen und menschliche Fehler beheben. Nicht jeder Fan ist auch ein Fan dieser Entwicklung.
Wöchentlich werden VAR-Entscheidungen diskutiert und so manchem Fußballfan wäre es mittlerweile fast schon lieber, wenn all dieser technische Schnickschnack gar nicht erst eingeführt worden wäre.
Ein ganz spezielle Meinung dürfte auch der französische Fußballverband oder vielmehr die Équipe Tricolore zu diesem Thema haben. Sie war auf kurioseste Weise bei einigen Meilensteinen der Technologie im Fußball dabei. Als Leidtragender, aber auch als Profiteur.
📸 Michael Regan - 2024 Getty Images
So wie auf ihrem Weg zum WM-Titel 2018. Im ersten Gruppenspiel bekamen es die Franzosen mit Australien zu tun. Die Mannschaft von Didier Deschamps tat sich lange schwer gegen die unbequemen Socceroos. Nach dem Seitenwechsel dann der historische Pfiff. Griezmann wurde im Strafraum von den Beinen geholt. Den Elfer gab es aber nur auf Zuruf. Erstmals bei einer WM führte der Videobeweis zum Elfmeterpfiff. Frankreich gewann die umkämpfte Auftaktpartie und ließ sich von der entfachten Euphorie bis zum Titel tragen.
Ein Jahr zuvor, kurz nach der überhasteten Einführung des Videobeweis im Frühjahr 2017, waren sie noch die Gelackmeierten. Im Prestige-Länderspiel gegen Spanien wurde Griezmanns Kopfballtreffer einkassiert. Erstmals mit Hilfe des Videobeweis. Videoassistent Tobias Stieler funkte aus dem Ü-Wagen vor dem Stade de France Schiedsrichter Felix Zwayer an. Das Tor verlor seine Gültigkeit, weil Layvin Kurzawa vor dem Zuspiel auf Griezmann im Abseits stand. Noch in der gleichen Partie wurde den Spaniern ein zunächst aberkanntes Tor nach Zwayers Rücksprache mit dem VAR doch noch zugesprochen. Natürlich ebenfalls ein Novum.
Die Hass-Liebe der Franzosen mit der Technologie besteht sogar noch länger. Wir springen weitere drei Jahre zurück ins Jahr, als Mario Götze ihn machen sollte und ihn machte. Auch bei der WM 2014 waren es Les Bleus, die bei einem technischen Meilenstein im modernen Fußball getreu dem DSF-Leitspruch "mittendrin statt nur dabei" waren.
📸 Vinicius Costa - 2014 Getty Images
Im Auftaktspiel gegen Honduras kam die die Torlinientechnologie zum ersten Mal in der WM-Historie zum Einsatz. Karim Benzema setzte einen Kopfball an den Innenpfosten, von dort sprang die Kugel an die Hand des Keepers und trudelte gen Tor. Honduras' Schlussmann packte sich den Ball noch, mit bloßen Auge war aber unmöglich zu erkennen, ob er die Linie überquerte und den VAR gab es bekanntlich noch nicht. Dafür aber die Torlinientechnologie und die schlug erfolgreich an. Allez le Hawk, oder so!
Was ist besser als vier erste Male? Richtig, fünf erste Male. In diesem Fall das allererste Mal. Denn bereits bei der WM 2006 kam es angeblich zum ersten inoffiziellen Einsatz des Videobeweis auf der großen Fußballbühne. Als Zinédine Zidane seine Stirn in Marco Materazzis Brustkorb rammte und der berühmteste Kopfstoss der Fußballgeschichte die Karriere des großen Zizou unrühmlich enden ließ. Aber wie kam es überhaupt zum Platzverweis? Schiedsrichter Horacio Elizondo hatte die Szene nämlich offenbar nicht gesehen. Italiens Torhüter Gianluigi Buffon forderte vehement Rot, doch der Unparteiische aus Argentinien zögerte. Erst nach einigen Minuten und Rücksprache mit dem vierten Offiziellen verwies er Zidane vorzeitig des Feldes.
📸 ROBERTO SCHMIDT - 2006 AFP
In Frankreich ist man noch heute der Ansicht, dass erst die Videobetrachtung durch den vierten Referee auf einem der Monitore im Berliner Olympiastadion dazu geführt habe, dass Zidane überführt wurde. Die FIFA bestreitet diese Theorie natürlich und gibt an, der vierte Offizielle habe die Szene mit eigenen Augen gesehen.
Vermutlich war es aber wirklich die Geburtsstunde der ganz besonderen Hass-Liebe zwischen Frankreich und der Technologie im modernen Fußball.
📸 JOHN MACDOUGALL