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·27. Oktober 2023
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Mit Tina Theune wird zum ersten Mal eine Frau mit dem Ehrenpreis "Lebenswerk" des DFB geehrt. Theune trainierte von 1996 bis 2005 das Frauen-Nationalteam, gewann in der Zeit zum ersten Mal die WM und schloss als erste Frau in Deutschland die höchsten Trainer-Ausbildungen ab.
Tina Theune hat ihr ganzes Leben dem Fußball gewidmet und ist im Trainerbereich eine wahre Pionierin. Als erste Frau in Deutschland erwarb sie die B-Lizenz und wurde zur Fußball-Lehrerin, das höchstmögliche Diplom. Eine Frau als Trainerin - zu der Zeit noch fast undenkbar. Theune öffnete so viele Türen für ihre Nachfolgerinnen.
Ihr Weg zur Fußballtrainerin begann wie bei vielen anderen auch mit der Leidenschaft für den Ball. Schon als Kleinkind wollte Theune immer Fußball spielen, damals war das unter dem Dach des DFB für Frauen noch verboten. Bei Grün-Weiß Brauweiler wurde sie Spielertrainerin und entschloss sich zu einer Karriere als Coach.
Der Weg dahin war nicht immer einfach - auch vom DFB aus wurden ihr zunächst Steine in den Weg gelegt. Als Theune sich für die A-Lizenz zum Kurs anmelden wollte, war der Verband zunächst nicht begeistert. "Ich habe mich für den Kurs angemeldet und wollte an der Rezeption die Gebühren bezahlen. Davon wurde mir abgeraten, für den Fall, dass ich auf diesem Level nicht mithalten könnte. Das Geld habe ich jedoch ohne zu zögern auf den Tisch gelegt", erzählt Theune heute.
Als sie einmal Fußballlehrerin war, erkannte der DFB aber ihren Wert. Ab da arbeitete Theune 23 Jahre lang in verschiedenen Funktionen für den DFB: 1986 engagierte der Verband sie als Co-Trainerin von Gero Bisanz für das Nationalteam. Dabei baute sie nebenbei noch die Junioren-Nationalmannschaften auf. Sie hatte großen Anteil an dem Aufbau einer systematischen Förderung der jungen Spielerinnen, die zur Basis für die Erfolge der Nationalmannschaft wurde.
Unter ihr als Bundestrainerin feierte das DFB-Team große Erfolge: 1996 übernahm Theune das Ruder und gewann mit ihrer Elf dreimal die Europameisterschaft und zum ersten Mal überhaupt die Weltmeisterschaft. 2003 führte das Golden Goal von Nia Künzer Deutschland zum bis dato größten Erfolg. Ihre Einwechselung bezeichnet Theune heute als die beste Entscheidung ihrer Trainerinnen-Karriere.
Theune gab ihre Position 2005 an Silvia Neid weiter, blieb aber weiter im Frauenfußball engagiert. Sie wurde Expertin beim DFB und koordinierte die Talentförderung und Trainer-Ausbildungen. 2002 erhielt sie bereits das Bundesverdienstkreuz und wurde 2019 in die Hall of Fame des deutschen Frauenfußballs aufgenommen.
Bei dem Länderspiel gegen Wales folgt nun die nächste Auszeichnung. Ihr Lebenswerk wird offiziell vom DFB geehrt. Diese Ehre wurde zuvor nur Männern zuteil: Dettmar Cramer, Udo Lattek, Gero Bisanz, Otto Rehhagel, Jupp Heynckes, Ottmar Hitzfeld, Bernd Schröder, Erich Rutemöller und Volker Finke erhielten den Preis bereits.
Theune freute sich über die Auszeichnung: "Ich freue mich sehr. Ich blicke voller Respekt und Dankbarkeit zurück auf die Zeit, die ich erlebt habe und auf die Erfahrungen, die ich machen durfte. Silvia Neid und ich hatten das Glück, mit großartigen Spielerinnen arbeiten zu dürfen, die zahlreichen Erfolge wären sonst nicht möglich gewesen. Ich erinnere mich an unendlich viele schöne und unendliche Momente, die mir immer wichtig und nah sein werden. Die Auszeichnung mit dem Ehrenpreis 'Lebenswerk' lässt mich mit einem Lächeln zurückblicken", sagte sie dem DFB.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf hob ihre besondere Rolle heraus: "Tina Theune hat enorme Verdienste um den Fußball in Deutschland, sie war eine echte Pionierin, sie hat anderen den Boden bereitet. In vielen Bereichen war sie die Erste: Sie war die erste Frau mit B-Lizenz und mit A-Lizenz, sie war auch die erste Fußball-Lehrerin."
Neuendorf sieht sie aber auch als herausragende Trainerin: "Sie war aber nicht nur die Erste, sie war auch immer besonders gut. Mit ihrer Arbeit und mit ihren Erfolgen hat sie Maßstäbe gesetzt, die positive Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland hat sie nachhaltig beeinflusst. Als Trainerin war sie innovationsfreudig und traditionsbewusst zugleich, sie hat gewusst, wie man Spielerinnen und Mannschaften besser macht."
DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich sagte: "Ihre Verdienste können nicht genug gewürdigt werden. Dabei denke ich nicht nur an das Offensichtliche, an die Titel auf großer Bühne, die sie an der Seite von Gero Bisanz und später als Cheftrainerin zusammen mit Silvia Neid gewonnen hat. Ähnlich wertvoll war und ist, was sie im Juniorinnen-Bereich für die sportliche und persönliche Entwicklung vieler Talente geleistet hat. In ähnlicher Weise wie für Spielerinnen gilt dies für Trainerinnen. Viele Karrieren großer Spielerinnen und Trainerinnen wären nicht denkbar ohne die Arbeit, das Wissen, die Akribie und die Empathie von Tina Theune."