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·22. Juli 2025
Besiegt die "Bestia negra" erneut La Roja? Die Vorschau zu Deutschland vs. Spanien

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·22. Juli 2025
Von Basel nach Zürich - und wieder zurück nach Basel? Im St.Jakobs-Park, nur unweit der deutschen Grenze, steigt am Sonntag, den 27. Juli, das Finale der Frauen-EM. Genau dort fand auch schon das Viertelfinale von Deutschland gegen Frankreich statt.
Es war ein Fußballkrimi, wie er jedes Buchregal schmücken würde, inklusive früher Roter Karte, zweier aberkannter Abseitstore, einem verschossenen Elfmeter, einer Wahnsinnsparade und einem Elfmeterschießen. Deutschland setzte sich nach einem echten Kraftakt vom Punkt durch. Die Belohnung: Ein Halbfinale gegen die Weltmeisterinnen. Alles Wichtige zum Spiel.
Los geht's in Zürich am Mittwoch, den 23. Juli, um 21 Uhr. Das Spiel wird im Stadion Letzigrund ausgetragen, das EM-Fans inzwischen schon gut wiedererkennen sollten: Mit seiner runden Form und der Tartanbahn ist der Letzigrund ziemlich einzigartig. Gute Erinnerungen haben die DFB-Frauen an dieses Stadion aber nicht, im Gegenteil. Das letzte Gruppenspiel ging hier mit 1:4 verdient gegen Schweden verloren - über 90 Minuten lief fast alles schief. Übertragen wird das Spiel live in der ARD sowie auf sportschau.de und bei Streaming-Dienst DAZN.
Deutschland will nicht nur nach Zürich reisen, sondern sich noch auf einen zweiten Weg begeben: Auf den "Weg in die Köpfe der Spanierinnen" wolle man sich machen, erklärte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer vor dem Spiel. Dass sie nicht zu unterschätzen und vor allem nie abzuschreiben sind, dass dürfte Spanien bereits durch das Anschauen des Viertelfinales gelernt haben.
Und dazu spricht die historische Bilanz klar für Deutschland. In acht Aufeinandertreffen sind die DFB-Frauen bisher ungeschlagen geblieben, zu fünf Siegen gesellten sich drei Unentschieden. "Bestia negra" wird Deutschland daher in Spanien genannt, das schwarze Monster - die Angstgegnerinnen also. Dabei sind die älteren Erfolge wenig wert, denn erst seit 2015 ist bei Spanien ansatzweise von einem ernstzunehmenden Nationalteam zu sprechen, seitdem legten sie einen kometenhaften Aufstieg hin. Aber auch in den letzten Jahren präsentierte sich Deutschland gut, besonders in Erinnerung ist beiden Teams das Spiel um die Bronzemedaille 2024 bei Olympia.
Damals schnappte sich Deutschland das Edelmetall - auch, weil Ann-Katrin Berger spät einen Elfmeter von Alexia Putellas hielt. Die Torhüterin, beim deutschen Viertelfinale klarer MVP, dürfte auch gegen Spanien wieder eine zentrale Rolle spielen. Alexia Putellas aber sagte vor dem Spiel, den Elfmeter habe sie hinter sich gelassen. "Sie wird uns ans Limit bringen", so die Mittelfeldregisseurin über Berger - und das sei auch gut so.
Der ballbesitzorientierte Spielstil von Spanien schien Deutschland also bisher zu liegen - aber um den Schritt ins Finale zu schaffen, werden die Deutschen wieder an ihr Leistungsmaximum gehen müssen. "Wir werden viel leiden müssen", prognostizierte auch Bundestrainer Christian Wück vor der Partie.
Spanien ging als Favorit Nummer 1 in das Turnier - eine Rolle, die mit gewissem Druck einhergeht. In der Gruppenphase trotzte La Roja diesem sehr souverän. 14 Tore in drei Spielen schossen die Spanierinnen, so viel wie kein anderes Team und der klarste Beweis für die Offensivstärke dieser Elf. Claudia Pina und Esther Gonzalez, die Stürmerinnen Spaniens, erhoben "scoring for fun" zum inoffiziellen Motto des Teams.
Aber: Auch Frankreich hatte eine sehr starke Vorrunde und konnte diese Offensivpower kaum im ersten K.o.-Spiel gegen Deutschland zeigen, trotz Überzahl. Spanien trat im Viertelfinale auch wenig souverän auf. Nach 90 Minuten stand ein hart erkämpftes 2:0 gegen die Gastgeberinnen aus der Schweiz, die sich ehrenhaft aus dem Turnier verabschiedeten. Nach einem frühen vergebenen Elfmeter tat sich Spanien schwer, gegen die Beton anrührende Defensive der Schweizerinnen Lücken zu finden. Ideenlos und teilweise träge wirkte die individuell so starke Offensive.
Aber ein genialer Moment von Aitana Bonmati sorgte für die Führung, die sich Spanien dann nicht mehr nehmen ließ. Mehr als die Offensive überzeugte in diesem Viertelfinale die spanische Defensive, die die vereinzelten Konter der Schweiz schnell unterdrückte. Auch für Deutschland werden diese Umschaltmomente entscheidend werden - denn in den Gruppenspielen stand die spanische Abwehr um Irene Paredes nicht immer ganz so stabil.
Christian Wück kündigte schon an, dass das Spiel mit dem Ball am Fuß gegenüber der Frankreich-Partie (50% Passquote) deutlich verbessert sein solle - im Defensivmodus wird Deutschland vermutlich trotzdem bleiben. Für die DFB-Frauen ist es bisher ein Turnier mit gemischten Leistungen, die große Brillanz gab es bisher nicht. Auf die zwei Arbeitssiege zum Auftakt gegen Polen und Dänemark folgte das schwache 1:4 gegen Schweden - und dann eben das Viertelfinale, mit einer klaren Botschaft: Durchbeißen können sie sich.
Bei Deutschland ergibt sich die Aufstellung zumindest in der Defensive fast von selber, denn die Ausfälle sind zahlreich. Kapitänin Giulia Gwinn verletzte sich schon im ersten EM-Spiel und verpasst das gesamte Turnier, Außenverteidigerin Sarai Linder erwischte es gegen Frankreich, und Kathrin Hendrich ist nach ihrer roten Karte gesperrt. Immerhin ist Carlotta Wamser, die im letzten Gruppenspiel gegen Schweden rot gesehen hatte, wieder zurück - sie war nur für ein Spiel gesperrt.
Ansonsten hätte es in der Außenverteidigung eine ziemliche Krise gegeben, aber so wird mit recht hoher Wahrscheinlichkeit das junge Duo aus Wamser rechts und Franziska Kett links auflaufen. Die Bayern-Spielerin Kett glänzte bei ihrer ersten richtigen Härteprobe im DFB-Trikot, auch gegen Spanien wird sie wieder einige schwierige Zweikämpfe zu führen bekommen.
In der Innenverteidigung sind nur noch Rebecca Knaak und Sophia Kleinherne übrig - sowie Janina Minge, die sowohl auf der Sechs als auch in der Abwehrzentrale spielen kann. Im Mittelfeld und Angriff sieht die Situation deutlich besser aus, allerdings fehlt Sechserin Sjoeke Nüsken gelbgesperrt. Was die spannende Frage aufwirft, ob Janina Minge ihre Position einnimmt oder in der Innenverteidigung spielt, an beiden Stellen wäre Bedarf. Ansonsten wäre mit einem eher defensiven Mittelfeld zu rechnen, vielleicht mit einer Sechserin und zwei Achterinnen. So könnte das aussehen:
Deutschland: Ann-Katrin Berger - Carlotta Wamser, Janina Minge, Sophia Kleinherne, Franziska Kett - Sara Däbritz, Elisa Senß, Sydney Lohmann - Jule Brand, Lea Schüller, Klara Bühl
Spanien muss auf Laia Aleixandri verzichten, die den Weltmeisterinnen mit einer Gelbsperre fehlt. Ansonsten dürfte die Aufstellung der gegen die Schweiz ähneln - etwa so:
Spanien: Cata Coll - Ona Batlle, Irene Paredes, Maria Mendez, Olga Carmona - Patri Guijarro, Aitana Bonmatí, Alexia Putellas - Mariona Caldentey, Esther González, Claudia Pina