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Simon Schmidt·27. Februar 2024
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Simon Schmidt·27. Februar 2024
Wir schreiben den 13. November 1985. Søren Lerby hat mit der dänischen Nationalmannschaft ein wichtiges Spiel in der WM-Qualifikation gegen Irland vor der Brust. Bei einem Sieg würde sich Dänemark für die Fußball-WM 1986 in Mexiko qualifizieren. Es ist aber nicht das einzige wichtige Spiel für Lerby an diesem Tag.
Der Stürmer steht beim FC Bayern München unter Vertrag und hat am gleichen Abend noch ein Spiel im DFB-Pokal gegen den VfL Bochum. Eine Situation, die für den damals 27-Jährigen, der auf keines der beiden Spiele verzichten wollte, aussichtslos erscheint. Wäre da nicht ein gewisser Uli Hoeneß, der dafür sorgte, dass Lerby an diesem Tag in beiden Partien auf dem Platz stehen konnte. Und er war nicht der Einzige, denn die Geschichte sollte sich noch mal wiederholen. Bitte was?!
Drei Spiele in einer Woche, ein viel zu voller Spielkalender und zu wenig Zeit, um zu regenerieren? Darüber kann Lerby rückblickend wohl nur lachen. Wie wäre es mit zwei Partien an einem Tag? Unmöglich? Naja fast, denn das Spiel von Lerbys Dänen gegen Irland fand am 13. November 1985 bereits am Nachmittag statt, das Pokalspiel der Bayern erst am Abend.
Das brachte Bayern-Chef Uli Hoeneß auf eine Idee. Warum sollte der Stürmer nicht einfach beide Partien spielen? Hoeneß leitete alles in die Wege, organisierte einen Flieger von Dublin nach Düsseldorf und klärte obendrein mit dem dänischen Nationaltrainer Josef Piontek ab, dass Lerby ausgewechselt werde, sobald der Spielstand es zulässt. Auch FCB-Trainer Udo Lattek war damit einverstanden.
Doch das Vorhaben wurde aufgrund des Spielverlaufs zu einem Wettlauf gegen die Zeit, zur Halbzeit stand es immer noch 1:1, Lerby musste weiterspielen. Erst im Verlauf der zweiten Halbzeit wurde der Bayern-Stürmer erlöst.
„In der 58. Minute schossen wir schließlich das 3:1, und ich durfte endlich vom Platz. Es war bereits viertel nach vier. Ich sprintete in die Kabine und duschte so schnell wie wahrscheinlich nie wieder. Mit nassem Haar rannte ich aus dem Stadion und sprang in das Auto zum Uli, der Motor lief“, erinnert sich der Däne in einer Kolumne des ‚Tagesspiegel‘.
In Düsseldorf gelandet, rasten Lerby und Hoeneß auf der Autobahn gen Bochum. Bis circa zwei Kilometer vor der Castroper Straße nichts mehr ging – Stau. „Ich bin wahnsinnig geworden in der Karre. Schließlich bin ich raus, sagte ‚Tschüß‘ zum Uli und rannte die letzten zwei Kilometer bis zum Stadion. Ich wollte von Beginn an spielen“, erzählte der Angreifer rückblickend.
Im Ruhrstadion angekommen dann die Enttäuschung: Die Spieler standen bereits im Tunnel und Lattek teilte Lerby mit, dass er erst zur Halbzeit eingewechselt würde. Der ganze Aufwand also für nur 45 Minuten? Naja nicht so wirklich. Bochum und Bayern trennten sich 1:1, das bedeutete damals noch ein Wiederholungsspiel. Das gewannen die Bayern mit 2:0 und wer schoss ein Tor? Natürlich, Lerby.
Fast genau zwei Jahre später wiederholte sich so eine verrückte Geschichte. Der FC Bayern und Uli Hoeneß waren wieder dabei und dürften danach wohl Patent auf solche Aktionen angemeldet haben.
Der Waliser Mark Hughes absolvierte am 11. November 1987 erst mit seiner Nationalmannschaft ein EM-Qualifikationsspiel gegen die damalige Tschechoslowakei in Prag und stieg anschließend mit 90 Minuten Spielzeit in den Knochen in das Flugzeug Richtung Münchner Olympiastadion.
Hughes wurde im Achtelfinal-Entscheidungsspiel des DFB-Pokals gegen Borussia Mönchengladbach beim Stand von 0:1 eingewechselt, am Ende gewann der FCB nach Verlängerung mit 3:2. Hughes stand an diesem Tag insgesamt fast 150 Minuten auf dem Platz. Für den eng getakteten Spielplan, den es mittlerweile gibt, dürften Lerby und Hughes deshalb wohl nur ein müdes Lächeln übrig haben.