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Simon Schmidt·7. November 2023
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Simon Schmidt·7. November 2023
Im Fußball gab es schon unzählige Geschichten von dramatischen Niederlagen, sensationellen Siegen oder überraschenden Meisterschaften. Gerne denken Fußball-Nostalgiker an solche kleinen Wunder zurück.
1977/78 düpierte Nottingham Forest den damaligen englischen Serienmeister vom FC Liverpool und wurde Meister. Der FC Kaiserslautern schaffte 1997/98 das Unmögliche und holte als Aufsteiger die deutsche Meisterschaft auf den Betzenberg. Oder last but not least, die Underdog-Meister aus Leicester (2015/16) und Wolfsburg (2008/09). Diese Geschichten schreibt der Fußball immer wieder. Aber es gibt immer eine Story, die dem Ganzen noch die Krone aufsetzen muss. Die Wolverhampton Wanderers sind nationaler Meister in den USA geworden. Bitte was?!
Ja, ihr habt richtig gelesen, die Wolverhampton Wanderers sind Fußballmeister in Nordamerika geworden. Unter anderem Namen und nach einem Umzug, versteht sich. Aus den Wolverhampton Wanderers aus den West Midlands in England wurden die Los Angeles Wolves von der Westküste Amerikas.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: „Warum überhaupt?“ Den Ursprung hat diese Geschichte im Jahr 1966. Die Fußball-Weltmeisterschaft fand in England statt und wurde per Satellit in die Welt übertragen. Auch in die Vereinigten Staaten, wo Fußball bis dahin noch überhaupt keine Rolle gespielt hat. Das sollte sich mit der WM, die England im Übrigen gewann, ändern. Eine Gruppe gründete daraufhin die erste von der Fifa anerkannte US-Amerikanische Fußball-Profiliga, die United Soccer Association, die 1966/67 ihre Premierensaison feierte.
Da es in den USA und Kanada aber noch keine professionellen Fußballvereine gab, ließen sich die Amis etwas einfallen. Um eine Liga auf die Beine zu stellen, wurden zwölf Vereine aus Europa und Südamerika eingeflogen. „Ich habe in meinem Leben England noch nie verlassen, ich war nicht einmal in Wales“, erzählt Phil Parkes, damaliger LA-Torwart in einer Dokumentation der Wanderers.
Neben Wolverhampton spielten unter anderem der FC Aberdeen (Schottland) als Washington Whips, Cagliari Calcio (Italien) als Chicago Mustangs, ADO Den Haag (Niederlande) als San Francisco Golden Gate Gales und Bangu AC (Brasilien) als Houston Stars in der amerikanischen Fußballiga.
Übrigens: Die ursprünglich europäischen beziehungsweise südamerikanischen Vereine stellten kein Zweitteam in der United Soccer Association, sondern traten in der Spielzeit 1966/67 in der heimischen Liga nicht an. Verrückt! Stattdessen spielten die insgesamt zwölf Vereine, zehn waren in den USA, zwei in Kanada zu Hause, dann in der Eastern und Western Conference um den Titel.
Der FC Aberdeen beziehungsweise die Washington Whips als Sieger der Ost-Staffel und die Wolverhampton Wanderers alias Los Angeles Wolves als Sieger der West-Staffel lieferten sich im großen Finale um die Meisterschaft dann ein packendes Spiel. In der zweiten Verlängerung nach insgesamt 126 Minuten gelang den Wolves das Golden Goal zur ersten und letzten Meisterschaft der United Soccer Association überhaupt.
Denn nach nur einer Saison war auch schon wieder Schluss, weil sich die North American Soccer League aus der National Professional Soccer League und eben jener United Soccer Association gründete. Heute ist die Major League Soccer (MLS) durch Wechsel von Weltstars wie Lionel Messi oder Zlatan Ibrahimovic überall bekannt. Und alles begann mit der Meisterschaft eines Provinzklubs aus dem Herzen Englands.