VfL Osnabrück
·30. Juli 2025
Brückenschlag (125): Kantersieg am 1. April

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·30. Juli 2025
11.500 Zuschauer haben am Sonntagnachmittag den Weg zur Bremer Brücke gefunden – und einige von denen, die nicht vor Ort sind, sondern das Ergebnis erst später erzählt bekommen, glauben zunächst an einen Aprilscherz. Doch das Team von Jürgen Gelsdorf scheint ganz im Gegenteil den Ernst der Lage erkannt zu haben. Das 5:1 gegen Alemannia Aachen ist der höchste Zweitliga-Sieg seit fast zehn Jahren – im Tabellenkeller leuchtet wieder ein Funken Hoffnung.
Magere zehn Punkte nach der Hinrunde: In der Saison 2000/01 scheint die direkte Rückkehr in die Regionalliga Nord frühzeitig besiegelt. Doch dem neuen Trainer Jürgen Gelsdorf gelingt es, die verunsicherte Mannschaft nach und nach zu stabilisieren. Acht Spieltage vor Schluss beträgt der Abstand zum rettenden Ufer nur noch drei Zähler. Doch Alemannia Aachen kommt am 1. April mit der Empfehlung von vier Spielen ohne Niederlage nach Osnabrück. Gegen die Stuttgarter Kickers (3:0) und Greuther Fürth (0:0), in Chemnitz (3:2) und daheim gegen Saarbrücken (1:0) gab es nur einen einzigen Punktverlust.
Andererseits hatten die Lila-Weißen wenige Monate zuvor am Tivoli ein kleines Erfolgserlebnis gefeiert und dank des überragenden Schlussmanns Uwe Brunn ein 0:0 über die Ziellinie gerettet. Im Rückspiel können sie zudem endlich wieder auf ihren lange verletzten Abwehrchef Alexander Ukrow zurückgreifen. Neben Hey, Hallat und Weiland bildet er die Viererkette der Hausherren. Enochs und Schütte agieren im Mittelfeld um Spielgestalter Spork, und vorne sind mit Brinkmann, Thioune und Claaßen gleich drei Spitzen aufgeboten.
Zwei von ihnen rechtfertigen ihre Nominierung bereits in den ersten zehn Minuten. Nachdem Ansgar Brinkmann mit einem humorlosen Flachschuss das frühe 1:0 besorgt hat, startet Christian Claaßen eine seiner sehenswerten Einzelaktionen, düpiert den Aachener Schlussmann André Lenz und schiebt zum 2:0 ein. Die Alemannia ist geschockt, aber noch nicht geschlagen, zumal sie einen chinesischen Ausnahmestürmer in ihren Reihen hat. Xie Hui bringt die Gäste in der 22. Minute wieder in Schlagdistanz – sein wuchtiger Anschlusstreffer aus rund 20 Metern ist einer von 14 Treffern, die ihn in dieser Spielzeit zum erfolgreichsten Aachener Torschützen machen werden.
Doch zehn Minuten stellt Daniel Thioune den alten Abstand wieder her. Der Stürmer, der zu diesem Zeitpunkt durchaus nicht unumstritten ist, erwischt einen absoluten Sahnetag und schiebt das Leder das erste Mal nach einer sehenswerten Vorabreit von Claaßen und Spork in die Maschen. Kurz vor der Pause gibt es erneut Tumulte im Aachener Strafraum, lange Zeit ist nicht klar, welcher Osnabrücker das vorentscheidende 4:1 erzielt hat. Erst die spätere TV-Auswertung zeigt: Daniel Thioune ist als Letzter am Ball gewesen.
Auch nach dem Seitenwechsel dominiert der VfL die Partie und erspielt sich eine ganz Serie hochkarätiger Möglichkeiten. Doch Aachens Keeper und die nachlassende Konzentration verhindern am Ende einen noch höheren Erfolg. Dem eingewechselten Michael Petri gelingt nach Vorarbeit des überragenden Thioune „nur noch“ das 5:1.
So feiern die Lila-Weißen den höchsten Sieg gegen Alemannia Aachen seit dem 8. Mai 1977 (ebenfalls 5:1) und klettern nach zwei weiteren Siegen am Millerntor und gegen den 1. FC Nürnberg erstmals über den Strich. Dann aber folgen Niederlagen gegen Ahlen, Mannheim und Reutlingen – in der Schlussabrechnung reicht es nicht zum Klassenerhalt. Für die Alemannia geht die Saison erfreulicher zu Ende. Das Team von Eugen Hach holt noch Siege gegen Ulm, Mainz und Ahlen und wird am Ende Zehnter.
Text: Thorsten Stegemann