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·13. Juni 2024

Can statt Goretzka: Eine Provokation Richtung FC Bayern

Artikelbild:Can statt Goretzka: Eine Provokation Richtung FC Bayern

Als Pavlovic ausfiel, wurde beim DFB Emre Can nachnominiert. Und nicht Leon Goretzka. Ein Affront! Man fragt sich: Wann explodiert Uli Hoeneß?

Das Unglück aus Bayern-Sicht passierte, als Mittelfeldspieler Aleksandar Pavlovic den Dienst quittierte und am Mittwoch krankheitsbedingt sein EM-Aus bei der deutschen Nationalmannschaft ankündigte. Der Anteil des FC Bayern am deutschen EM-Kader schrumpfte auf fünf von 26 Nationalspielern. Viel weniger hat der VfB Stuttgart auch nicht, nämlich vier.


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Nur drei Münchner Profis sind für das EM-Eröffnungsspiel am Freitag in der eigenen Arena gesetzt: Manuel Neuer im Tor, Joshua Kimmich auf der rechten Abwehrseite und Jamal Musiala im Angriff. Da kann Bayer Leverkusen locker mithalten - mit Jonathan Tah in der Verteidigung, Robert Andrich in der Schaltzentrale und Florian Wirtz in der Offensive.

So weit ist es also gekommen: Der Rekordmeister ist, was die Nationalmannschaft angeht, ein Verein unter vielen. Und nicht mehr der Branchenprimus, der sein Bayern-Gen „Mia San Mia“ in die großen Turniere trägt. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Man kann ja Bayern München gerne eine Formschwäche andichten. Aber kein Bundesliga-Klub war jemals erfolgreicher.

Bundestrainer Julian Nagelsmann, bis Frühjahr 2023 Bayern-Coach, zieht seinen Anti-Kurs gnadenlos durch. Als Pavlovic fürs defensive Mittelfeld ausfiel, nominierte er nicht etwa Leon Goretzka nach, den schmerzlich vermissten Strippenzieher aus dem Mittelfeld des FC Bayern. Er holte Emre Can, den ich bei Borussia Dortmund schon im Vorruhestand vermutet hatte.

Schauen wir uns ganz kurz die Bundesliga-Statistik an. Goretzka: 30 Spiele mit sechs Treffern und neun Torvorlagen. Can dagegen: 25 Spiele mit zwei Toren und zwei Vorlagen. Platz fünf reichte mit Ach und Krach zur Qualifikation für die Champions League. Wie um alles in der Welt kommt man bei diesen Zahlen auf die Idee, Can statt Goretzka in den EM-Kader zu berufen?

Zugegeben, der BVB spielte in der Champions League eine Klasse-Saison und erreichte das Finale (0:2 gegen Real Madrid). Aber zu diesem Erfolg hat Emre Can in elf Europapokal-Spielen nicht ein einziges Tor und keine Torvorlage beigetragen. Wäre ich Bayern-Boss: Ich würde schäumen vor Wut. Genau deswegen will ich erklären, warum ich ein schlechtes Gefühl habe.

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Uli Hoeneß waren zwei Dinge immer wichtig. Erstens: dass niemand seinen FC Bayern abbügelt. Und zweitens: dass der FC Bayern ein FC Deutschland bleibt. Nur mal ein Beispiel: Als Manuel Neuer 2019 seinen Torhüter-Stammplatz an Marc-André der Stegen zu verlieren drohte, bekam er einen Wutanfall und attackierte den DFB in aller Öffentlichkeit.

"Wir kriegen vom DFB ständig Theater. Zuerst die unmögliche Ausbootung von unseren drei Spielern, und jetzt dasselbe mit Manuel Neuer“, tobte Hoeneß damals. „Das ist ein Witz!“ Ob er Goretzka nun ungeschützt Hohn und Spott aussetzt? Zur Can-Nominierung musste er in allen relevanten Medien, auch hier bei Focus Online, lesen: „Eine Ohrfeige für Goretzka!“

Ich lege meine Hand dafür ins Feuer: Sein Konter ist nur eine Frage der Zeit. Ihm kann ja nicht gefallen, dass neben Thomas Müller auch Leroy Sané auf der Ersatzbank platziert wird, bis sich eine Lücke in der Start-Elf ergibt. Sein Anspruch ist ein ganz anderer: dass seine Bayern bei der Heim-EM das Gerüst der deutschen Mannschaft bilden und nicht Stuttgarter und Leverkusener.

Hoeneß darf es als Demütigung empfinden, dass die EM-Eröffnung im eigenen Stadion so gar nicht Bayern-like abläuft. Wundern sollte er sich nicht. Den Zerfall einer großen Mannschaft nach dem Champions-League-Sieg 2020 dürfen wir seit drei Jahren erleben. Dier Goretzka-Personalie ist fast schon sinnbildlich für den Niedergang. Hoeneß muss reagieren.

Und wenn er nicht mit Worten zurückschlägt, dann mit dem Scheckbuch. Längst macht sein Statthalter Max Eberl, was Hoeneß als Manager jahrzehntelang selbst am besten konnte: Er wildert bei der Konkurrenz. Inzwischen ist überliefert, dass man Jonathan Tah aus Leverkusen weglockt. Florian Wirtz könnte der nächste Kandidat sein. Die Besten sollen zum FC Bayern.

Jamal Musiala hat in der Pressekonferenz schon frohlockt: Mit Flo Wirtz irgendwann in einer Vereinsmannschaft gemeinsam kicken, das würde ihm gefallen. Ich kann das gut verstehen: Den zweien gehört die Zukunft und zusammen vielleicht eine noch größere. Vielleicht beruhigt die Vorstellung sogar Hoeneß: Er hätte demnach, rein theoretisch, fünf Bayern in der Start-Elf.

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