
LigaInsider
·9. April 2025
Champions-League-Analyse: Borussia Dortmund vs. FC Barcelona

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·9. April 2025
Hallo liebe Insider, der FC Barcelona ist aktuell Tabellenführer in LaLiga – und gleichzeitig die offensivstärkste Mannschaft der Welt. Kein anderes Topteam hat in dieser Saison mehr Tore erzielt als die Katalanen.
In der Offensive dreht sich vieles um drei Ausnahmekönner: Robert Lewandowski, Lamine Yamal und Raphinha. Der Taktgeber ist der erfahrene Pole – ein Spieler, den die Dortmunder bestens kennen. Auch mit 36 Jahren hat sich Lewandowski noch einmal weiterentwickelt. Er agiert längst nicht mehr nur als Strafraumstürmer, sondern erfüllt – ganz in alter Barça-Tradition – auch die Rolle eines „Deep-Lying Strikers“ bzw. einer „falschen Neun“. Damit schafft er Raum für die dynamischen Außenstürmer, indem er sich situativ ins Mittelfeld zurückfallen lässt. Lewandowski reagiert auf das Verhalten der gegnerischen Defensive und gibt dadurch das Angriffsmuster vor. Lässt sich ein Verteidiger aus der Kette ziehen, öffnet sich eine Schnittstelle – und Yamal oder Raphinha starten diagonal in diesen Raum. Lewandowski bekommt den Ball, dreht sich oder lässt ihn prallen – und schon läuft der nächste Pass in die Tiefe. Wird die Schnittstelle nicht geöffnet, bleibt der Gegner kompakt, verlagert Barça das Spiel bewusst auf die Außen. Dann schlägt die klassische Lewandowski-Qualität zu: perfekte Laufwege, Timing und Abschlussstärke bei Flanken oder Pässen aus der Tiefe. Das alles sind keine völlig neuen oder komplexen Muster – aber die individuelle Qualität bei der Umsetzung ist so hoch, dass es oft unmöglich scheint, sie zu verteidigen. Yamals Dribbling Qualität brauche ich hier nicht weiter ausführen. Raphinha ist sicherlich einer der größten Gewinner unter Trainer Hansi Flick. Er wurde nicht umsonst zwischenzeitlich als der aktuell beste Spieler der Welt beschrieben, nach seinen unglaublichen Auftritten und Leistungen in der ersten Saisonhälfte.
Mit Pau Cubarsí, Alejandro Balde, Gavi, Fermín López, Pedri und Marc Casadó stehen gleich mehrere Spieler in der Startelf, die aus der eigenen Jugend stammen oder dort weiterentwickelt wurden – Casadó ist aktuell leider verletzt. Trainer Hansi Flick schenkt ihnen volles Vertrauen, und sie zahlen es Woche für Woche zurück. Pedri, der als Einziger erst später zu Barça wechselte, ist mittlerweile ein Inbegriff offensiver Kreativität. Mit fast zehn progressiven Pässen pro 90 Minuten ist er der Spieler, der am häufigsten vertikale Lösungen sucht. Auch bei sogenannten „penetrierenden Pässen“, also Zuspielen, die defensive Linien durchbrechen, gehört er zur Weltspitze. Und das mit gerade einmal 22 Jahren. Normalerweise spielt neben ihm Marc Casadó – aktuell ersetzt von Routinier Frenkie de Jong. Der 27-jährige Niederländer bringt Ruhe, Struktur und Balance ins Spiel. In der Defensive geht die Kombination aus Eigengewächsen und Erfahrung nahtlos weiter: Innenverteidiger Pau Cubarsí agiert neben dem abgeklärten Iñigo Martínez. Außen verteidigen Weltmeister Jules Koundé rechts und Alejandro Balde links. Barça agiert bekanntlich mit einer sehr hohen Defensivlinie – im Schnitt führen sie ihre Defensivaktionen 51,34 Meter vor dem eigenen Tor aus. Nur Bayern München, Arsenal und Manchester City stehen ähnlich hoch. Das verlangt perfekte Abstimmung, besonders im Zentrum. Denn obwohl die Außenverteidiger schnell sind, fehlt den Innenverteidigern auf lange Distanz manchmal die Endgeschwindigkeit – ein Risiko bei tiefen Bällen durch die Mitte.
Eines ist klar: Der BVB darf sich in der Defensive keinen groben Fehler erlauben. Barcelona bestraft jede Nachlässigkeit eiskalt. Eine mannschaftlich geschlossene, nahezu fehlerfreie Defensivleistung in beiden Spielen ist Pflicht. Der Ausfall von Nico Schlotterbeck ist ein Rückschlag, sollte aber eine „Jetzt-erst-recht“-Mentalität entfachen – vielleicht genau der Impuls, den das Team braucht. Wenn die Defensive steht, kann Dortmund in der Offensive richtig gefährlich werden – denn die Katalanen sind anfällig. Mit Spielern wie Karim Adeyemi und Maxi Beier hat der BVB genau die richtigen Typen, um Barcelonas hohe Linie zu knacken. Sie sind schnell und nutzen Räume hinter der Abwehr konsequent. Wichtig ist dabei ein Spieler im Zentrum, der Innenverteidiger und Sechser bindet – zum Beispiel Julian Brandt. Er bringt die nötige Passqualität mit, um die Stürmer in Szene zu setzen. Doch auch Serhou Guirassy wäre eine spannende Option für diese Rolle. Seine Physis, sein Raumgefühl und seine Ablagen könnten im Spiel genau das möglich machen, was es braucht – selbst wenn dafür einer der schnellen Stürmer zunächst auf die Bank müsste. Dadurch könnte man aber auch rechtzeitig wechseln und hat immer einen frischen, schnellen Umschaltstürmer zur Verfügung. Barça weiß allerdings um diese Schwäche – und hat darauf reagiert: Ihr Gegenpressing haben sie angepasst und ziehen oft die Außenverteidiger ins Zentrum, um Ballverluste sofort zu kontern. Doch das öffnet zwangsläufig die Räume am Flügel. Dortmund muss diese Situationen erkennen und schnell entscheiden: Geht es über außen oder doch durchs Zentrum nach Ballgewinn? Wenn sie das clever lösen, hat der BVB mehr als nur eine Chance auf das Halbfinale. Was meint ihr? Hat Dortmund das Zeug dazu – und wenn ja, wie? Wer setzt sich am Ende durch?