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·25. August 2025

Darf’s ein bisschen mehr sein? Nachspielzeit ist wie Lotterie

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VfL Bochums Trainer Dieter Hecking hat recht, wenn er die willkürlichen Nachspielzeiten kritisiert. Doch sein Ärger nach der 1:2-Niederlage in Schalke offenbart ein viel größeres Problem: Der deutsche Fußball scheitert selbst an simpelsten Reformen. Während die Premier League längst zeigt, wie transparente Zeitnahme funktioniert, versteckt sich der DFB hinter Pseudo-Innovationen.

Die neuen Regeln klingen vernünftig: 30 Sekunden für jedes Tor, 30 Sekunden pro Auswechslung, Echtzeit-Erfassung bei Verletzungen und VAR-Checks. Doch was nutzen präzise Vorgaben, wenn Frank Willenborg am Samstagabend trotzdem nur drei Minuten nachspielen lässt? Bei drei Toren und mehreren Wechsel-Slots hätten es nach DFB-Logik mindestens fünf Minuten sein müssen. Die Diskrepanz zwischen Regelwerk und Realität könnte größer nicht sein.


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Das eigentliche Problem liegt tiefer: Der DFB hat neue Regeln zur Zeitmessung eingeführt, doch die Umsetzung bleibt strittig. Die Schiri GmbH verkauft ihre Reform als Fortschritt, überlässt aber weiterhin alles dem Bauchgefühl der Unparteiischen. Ein Schiedsrichter addiert elf Minuten, der nächste drei – beide handeln regelkonform. Diese Beliebigkeit untergräbt jedes Vertrauen in faire Spielbedingungen.

Schiri-Reform ganz oder gar nicht

Heckings Forderung nach Einheitlichkeit trifft den Kern: Entweder man nimmt die eigenen Reformen ernst oder lässt es bleiben. Die aktuelle Halbherzigkeit ist typisch für einen Verband, der Modernisierung predigt, aber an überholten Strukturen festhält. Solange Schiedsrichter das letzte Wort behalten und ihre Entscheidungen nicht nachvollziehbar begründen müssen, bleiben unterschiedliche Interpretationen die Regel.

Die Lösung wäre einfach: Echte Transparenz statt Alibi-Reformen. Eine unabhängige Zeitnahme, deren Berechnung für alle einsehbar ist. Klare Kommunikation der addierten Zeit mit Begründung. Nachvollziehbare Standards, die tatsächlich eingehalten werden. Doch dafür müsste der DFB Macht abgeben – und genau daran scheitert der deutsche Fußball seit Jahren.

Hecking betont, er wolle die Niederlage nicht auf die Nachspielzeit schieben. Das ehrt ihn. Trotzdem hat er einen wunden Punkt getroffen: Ein Regelwerk, das Willkür ermöglicht statt sie zu verhindern, schadet dem Sport. Wenn selbst erfahrene Trainer wie der 60-Jährige die Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen können, stimmt etwas grundsätzlich nicht. Der DFB hat sich tatsächlich eine schöne Aufgabe gestellt – Zeit, sie endlich zu lösen.

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