90PLUS
·16. Juli 2024
In partnership with
Yahoo sports90PLUS
·16. Juli 2024
Die Verpflichtung von Cristiano Ronaldo war der Anfang, weitere prominente Namen sollten folgen: Die Saudi Pro League hat im vergangenen Jahr einige hochdotierte Spieler verpflichtet. dabei haben die Klubs sehr viel Geld in die Hand genommen.
Als Cristiano Ronaldo im Januar vergangenen Jahres zu Al-Nassr nach Saudi-Arabien wechselte, war das nur der Anfang. Besonders im Sommer 2023 entbrannte ein regelrechter Kaufrausch in der Saudi Pro League. Neymar wechselte für 90 Mio. € zu Al-Hilal, Malcom kostete den gleichen Klub 60 Millionen Euro, für Ruben Neves, Aleksandar Mitrovic und Sergej Milinkovic-Savic bezahlte dieser Klub zusammen rund 150 Millionen Euro. Al-Nassr gab für Otavio, Seko Fofana, Sadio Mané und Aymeric Laporte 145 Millionen Euro aus.
Al-ittihad gönnte sich Fabinho für knapp 50 Millionen Euro, Jota für rund 29, Karim Benzema ablösefrei, aber mit einem große Gehalt. Und Al-Ahli schnappte sich Riyad Mahrez, Gabri Veiga, Roger Ibanez und Allan Saint-Maximin für insgesamt mehr als 120 Millionen Euro. Selbst kleinere Teams wie Al-Shabab gaben Geld aus, hier wechselte Yannick Carrasco für mehr als 15 Millionen Euro hin. Es waren zahlreiche hochkarätige Spieler, die sich für das Geld entschieden. Doch wird der Sommer 2024 ähnlich verlaufen?
Auch, wenn sich die Dinge in Saudi-Arabien schnell entwickeln können: Aktuell sieht es nicht nach einem ähnlichen Großangriff auf dem Transfermarkt aus. Die bisher prominentesten Deals sind die von Nacho (ablösefrei) und Julian Quinones (13,8 Mio. €). Zwar stehen viele Spieler auf der Liste der Klubs aus der Wüste, einige haben auch Interesse an einem Wechsel dorthin, aber die Vorbehalte sind größer als noch vor einem Jahr. Und das aus gutem Grund. Es gab gleich mehrere Stimmen von Spielern, die nicht ganz zufrieden waren mit ihrem Wechsel nach Saudi-Arabien. Mal waren es die Umstände, das Trainingsniveau oder schlicht das fehlende Interesse an der Liga.
(Photo by Neville Hopwood/Getty Images)
Nicht wenige Spieler wollten schon früh wieder die Reißleine ziehen und zurück nach Europa. Auch in Interviews wurde nicht immer nur positiv über die Liga in Saudi-Arabien und das Leben dort gesprochen. Die Tatsache, dass einige der unzufriedenen Spieler immer noch Kontakt zu potenziellen Transferzielen der Saudi Pro League haben, untermauert die Problematik noch einmal. Das wird den ein oder anderen potenziellen Neuzugang abschrecken.
Was hatte sich die Saudi Pro League erhofft, als sie Spieler aus den Topligen in Europa in die Wüste lotste? Nun, ganz einfach. Der Fußball im Land sollte populärer werden. Es war das Ziel, eine Art Euphorie zu schaffen, um mehr Zuschauer in die Stadien zu locken. Große Spieler, große Namen sollten locken. Der Kreislauf sah in den Plänen wie folgt aus: Teure, gute Spieler kommen nach Saudi-Arabien, die Liga wird interessanter für Medien und Sponsoren, mehr Fans kommen in die Stadien, mehr Geld ist im Umlauf.
Die Realität sieht ein wenig anders aus. Ein Zuschauerschnitt von 8150 Zuschauern (lt. Transfermarkt) war bedeutend zu wenig, gemessen an den großen Plänen und Investitionen. Mit den neuen Stars gingen auch die Preise nach oben, das wirkte sich aber negativ aus, die Leute hatten keine Lust, in die Stadien zu kommen. Internationale Deals für die TV-Rechte gab es zwar, aber das Interesse an den Topspielen aus Saudi-Arabien war rar gesät. Kurzum: Der Großangriff war zumindest im ersten Jahr ein Flop, die Signalwirkung blieb aus.
Das fehlende Interesse an der Liga hatte auch mit dem mangelnden Niveau zu tun. Ein Beispiel: Der 1. FC Heidenheim, damals frisch in die Bundesliga aufgestiegen, spielte im Sommer 2023 gegen Al-Ahli, den Klub von Roberto Firmino und Edouard Mendy. Mit 6:2 gewann Heidenheim im Schongang, was Trainer Frank Schmidt ein wenig erzürnte. Denn die Qualität des Gegners sei alles andere als tauglich gewesen, um seine Mannschaft zu testen. Teure Spieler machen eben keine guten Mannschaften, schon gar nicht, wenn 15 Spieler im Kader taktisch und technisch nicht das Niveau haben, um mitzuhalten.
Das Interesse an der Liga steigt natürlich nicht, wenn das Niveau ein Problem ist. Gleichzeitig wird die neue Champions League mit ihrem neuen Format in Europa mit Spannung erwartet. Zugegeben, auch mit einer gewissen Skepsis, aber eben auch mit Spannung, weil es neu ist, weil es das Format vorher nicht gab. Der ein oder andere Spieler wird sicher abwarten wollen, inwieweit sich die Aufmerksamkeit noch einmal erhöht, wenn man in der Königsklasse spielt.
Die letzte Ebene, die eine Rolle spielt, ist natürlich die familiäre. Das ist nicht nur bei einem Wechsel nach Saudi-Arabien der Fall, sondern auch, wenn es in die USA, nach Australien oder früher nach China gehen soll. Kann man der Familie zumuten, einen Umzug dorthin zu unternehmen? Ist es möglich, für ein, vielleicht zwei Jahre fernab der Familie zu spielen. Saudi-Arabien und Europa sind zwei paar Schuhe. Das Leben ist anders, die Umstände sind es auch.
Insbesondere, wenn der Profi auch noch ein Kind hat, wird es kompliziert. Das ist schon bei einem Umzug innerhalb Europas nicht einfach, vor allem dann, wenn man schon eine gewisse Basis an Freunden und Bekannten hat. Verbindet man diesen Umstand nun mit dem ersten, also den schlechten Erfahrungen, die einige Profis in Saudi-Arabien gemacht haben, dann fügt sich so einiges zusammen. Es wäre also keine Überraschung, wenn sich die Teams aus der Saudi Pro League in diesem Sommer den ein oder anderen Korb abholen werden.
(Photo by Yasser Bakhsh/Getty Images)