Miasanrot
·28. Dezember 2025
Dayot Upamecano und Jonathan Tah: Das Duo für den Champions-League-Titel?

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·28. Dezember 2025

Der FC Bayern München spielt eine herausragende Saison und zählt zu den Top-Favoriten auf den Titel in der Champions League. Warum Jonathan Tah und Dayot Upamecano der Unterschied zu den Vorjahren sein könnten.
Viel wird beim FC Bayern München über die Offensive gesprochen. 55 Tore in 15 Bundesligaspielen, dazu 18 Treffer in sechs Champions-League-Partien und zehn weitere in drei Pokalspielen – das ergibt beeindruckende 3,46 Tore pro Spiel. Offensiv ist diese Mannschaft kaum zu bremsen.
Das neue Traumtrio aus Harry Kane, Michael Olise und Luis Díaz liefert konstant ab, Serge Gnabry wirkt wiedererstarkt, Lennart Karl bringt jugendliche Unbekümmertheit und dann steht auch noch Jamal Musiala kurz vor seiner Rückkehr.
Und doch gibt es da nach wie vor diese vermeintliche Binsenweisheit im Fußball: Offense wins games, defense wins championships. Auch wenn dieser Leitsatz gewiss angreifbar ist, gibt es einen waren Kern. Will der FC Bayern nach der größten Trophäe im Vereinsfußball greifen, muss (auch) die Defensive titelreif sein.
Natürlich ist Verteidigen im modernen Fußball eine Aufgabe des gesamten Teams. Dennoch lohnt sich ein genauer Blick auf das Herzstück der Abwehr: das neue Innenverteidigerduo aus Dayot Upamecano und Jonathan Tah.
In den vergangenen Jahren waren es häufig Verletzungen oder individuelle Fehler der Innenverteidiger, die den Münchnern auf der ganz großen Bühne zum Verhängnis wurden.
Man denke an Upamecanos verletzungsbedingte Ausfälle gegen Inter Mailand in der Vorsaison oder an Kims Aussetzer im Hinspiel gegen Real Madrid, die jeweils zu Gegentoren führten. Auch das Aus gegen Manchester City wird unter anderem mit einer schwachen Leistung Upamecanos in Verbindung gebracht.
In dieser Spielzeit jedoch wirkt das Innenverteidigerduo des FC Bayern, bestehend aus dem gereiften Upamecano und Neuzugang Tah, stabiler und verlässlicher als zuvor. Doch ist dieses Duo tatsächlich titelreif? Und was braucht es überhaupt, um dieses Prädikat zu verdienen?
Eine Weltklasse-Innenverteidigung beginnt mit der Passung zum Spielsystem. Vincent Kompany lässt hoch verteidigen, fordert Mut im Herausrücken und Passsicherheit im Spielaufbau. Ohne die richtigen Profile im Zentrum ist sein anspruchsvolles Konzept kaum umsetzbar.
Upamecano ist dabei der Schlüsselspieler. Seine außergewöhnliche Athletik erlaubt es ihm, große Räume hinter der Abwehr zu verteidigen. Er antizipiert stark, gewinnt viele direkte Duelle und trifft, anders als noch in früheren Jahren, deutlich bessere Entscheidungen. Über weite Strecken der Hinrunde spielte der Franzose auf einem Niveau, das ihn zumindest zeitweise zum besten Innenverteidiger Europas machte.
Erst gegen Ende wirkte er etwas müde, was einzelne Fehler erklärt, seine Gesamtleistung jedoch kaum schmälert. Zumal die Winterpause die Hoffnung nährt, dass der 27-Jährige wieder an seine Bestform anknüpfen kann.
Tah hingegen schien auf den ersten Blick nicht das ideale Profil für dieses System zu besitzen. Experten und auch Fans warnten bei seiner Verpflichtung davor, der 29-jährige Nationalspieler sei zu langsam und zu zurückhaltend für Kompanys Ansatz. Doch Tah widerlegte diese Zweifel eindrucksvoll und ist inzwischen nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. Er ist ein Verteidiger, der sein Spiel genau kennt, seine Stärken ebenso wie seine Grenzen und sich innerhalb der Systemanforderungen äußerst klug bewegt.
Die besten Innenverteidigungen bestehen selten aus zwei identischen Spielertypen. Auch beim FC Bayern ist es genau diese Unterschiedlichkeit, die das Duo so wertvoll macht.
Upamecano ist der dynamischere, aggressivere Part. Er ist stark im Raumverteidigen, mutig im Andribbeln und essenziell für den Spielaufbau der Bayern. Sein Passspiel ist sehr gut, auch wenn es nicht ganz das Niveau früherer Spielgestalter wie Hummels oder Boateng erreicht. Fehler wie der Ballverlust gegen Arsenal zeigen, dass sein Spiel nicht risikofrei ist, doch genau dieses Risiko ist bewusst einkalkuliert und führt häufig zu wichtigen Raumgewinnen.
Aufgrund seiner Stärken im Aufbau setzt Kompany den Rechtsfuß Upamecano auf der rechten Innenverteidigerposition ein, während Tah (ebenfalls Rechtsfuß) links spielt. Für den Franzosen ergeben sich dadurch bessere Passwinkel und mehr Einfluss auf das Spiel.
Tah bildet dazu eine Art Gegenpol. Der Neuzugang bringt Ruhe, Ordnung und Führungsstärke in die Abwehr. Der ehemalige Vizekapitän von Bayer Leverkusen wurde direkt in den Münchner Mannschaftsrat berufen und ist seit Beginn fester Bestandteil des Führungskreises um Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Harry Kane. Seine Erfahrung, Präsenz und kommunikative Art verleihen dem gesamten Team und insbesondere seinem französischen Nebenmann spürbare Stabilität.
Tah dirigiert die Abwehr, geht kompromisslos in Zweikämpfe, blockt viele Schüsse und gewinnt den Großteil seiner Luftduelle (70 % gewonnene Luftzweikämpfe in der Bundesliga). Mit 1,95 Metern Körpergröße bringt er eine defensive Präsenz auf den Platz, die stellenweise an Virgil van Dijk (ebenfalls 1,95 m Körpergröße) erinnert.
Trotz seiner physischen Spielweise sammelt er erstaunlich wenige Gelbe Karten, lediglich drei in 21 Pflichtspielen in dieser Saison. Ein nicht zu unterschätzender Faktor in K.-o.-Spielen. Im Spielaufbau agiert er solide, aber bewusst unauffällig. Er muss nicht glänzen, weil er mit Upamecano den idealen Nebenmann hat.
Diese Balance aus Dynamik und Souveränität hebt beide auf ein höheres Niveau. Ohne Upamecano fehlte der Abwehr Athletik und Mut, ohne Tah Struktur und Ruhe.
So banal es klingt: Die beste Innenverteidigung hilft wenig, wenn sie nicht auf dem Platz steht. „Availability is the best ability“ – kaum ein Duo verkörpert diesen Satz in dieser Saison besser als Upamecano und Tah.
Beide haben bislang kein Spiel verletzungs- oder krankheitsbedingt verpasst und wurden lediglich punktuell aus Gründen der Belastungssteuerung geschont. Besonders Tah ist in dieser Hinsicht außergewöhnlich.
Es gibt wohl kaum einen Spieler im europäischen Spitzenfußball, der derart zuverlässig verfügbar ist. Das letzte Pflichtspiel, das er verletzungsbedingt verpasste, datiert aus dem Jahr 2020, als er aufgrund von Rückenproblemen für ein Spiel aussetzen musste.
Beide Innenverteidiger liefern Woche für Woche mindestens solide, häufig sehr gute Leistungen. Ausreißer nach unten sind in dieser Saison bislang nicht zu finden. Entscheidend für den Erfolg in der Champions League ist neben der Konstanz jedoch auch, ob die entsprechende Leistung in Spitzenspielen abgerufen werden kann.
Denn auf diesem Niveau kann jeder Fehler das Aus bedeuten. Genau hier scheint sich das Duo weiterentwickelt zu haben. Upamecano unter Kompany und Tah bereits zuvor unter seinem ehemaligen Trainer Xabi Alonso. Waren beide früher noch bekannt dafür, in großen Spielen zu patzen, wirken sie mittlerweile mental stabiler, konzentrierter und souveräner.
Das wichtige Spitzenspiel gegen Titelverteidiger Paris Saint-Germain, in dem beide Innenverteidiger die wohl besten Spieler auf dem Platz waren, dient als erster positiver Gradmesser. Ob sie dieses Niveau auch in den entscheidenden K.-o.-Spielen abrufen können, wird sich zeigen.
Mit 27 Jahren bei Upamecano und 29 Jahren bei Tah befinden sich beide im idealen Fußballeralter. Hinzu kommt ein nicht zu unterschätzender Faktor: der Hunger nach dem ganz großen Titel. Beide haben die Champions League bislang nicht gewonnen.
Vor allem Tah bringt darüber hinaus offensiven Mehrwert. Vier Scorerpunkte diese Saison (zwei Tore und zwei Vorlagen) unterstreichen seine Bedeutung bei Standards, wo er ein klarer Zielspieler ist. Ein zusätzlicher Faktor, der in engen Spielen den Unterschied machen kann.
Upamecano und Tah erfüllen alle Kriterien, die eine titelreife Innenverteidigung auszeichnen. Was fast schon absurd klingt: Dieses Duo spielt erst seit dieser Saison zusammen. Dennoch wirkt die Abstimmung erstaunlich reif, wohl auch dank der gemeinsamen Erfahrungen bei der Klub-WM.
Vielleicht ist es noch zu früh für das endgültige Urteil. Doch eines steht fest: Diese Innenverteidigung fühlt sich erstmals seit Jahren wieder absolut stabil und titelreif an. Der FC Bayern veränderte den Kader auf dieser Position zuletzt sehr häufig. Erstmals könnte man eine Konstellation gefunden haben, die länger zusammenspielt. Umso wichtiger wäre eine baldige Vertragsverlängerung mit Upamecano, um in den entscheidenden Wochen keine Unruhe neben dem Platz aufkommen zu lassen.









































