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·27. Oktober 2025
Der Hype um Bayern-Jungstar Lennart Karl hat einen Haken: Wohin mit ihm?

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·27. Oktober 2025

Alle reden gerade über eine sich anbahnende neue große Karriere im Schweini-Stil. Über Einsätze in der Nationalmannschaft, natürlich inklusive WM 2026. Ein echter Hype ist entstanden, denn beim FC Bayern wächst kein Supertalent heran, es ist schon da. Und es ist jung. Könnte mein Enkel sein, so jung.
Ich rede von Lennart Karl, der vorige Woche im Alter von siebzehneinhalb Jahren in 83 Minuten Champions League/Bundesliga zwei Traumtore geschossen hat. Der Wunderspieler mit Lionel-Messi-Höhe (ca. 170 cm) und Jamal-Musiala-Tiefe (Rückennummer 42) enterte die Top 3 der jüngsten Torschützen der Klubgeschichte, wo ebenjener Musiala (Platz zwei) ihn empfing und Toni Kroos (jetzt Vierter) vom Treppchen steigen musste.
Die wichtigste WhatsApp-Nachricht im Leben des Lennart Karl scheint also nur noch eine Frage von Tagen zu sein – die von Nationaltrainer Julian Nagelsmann.
Es gibt ein großes Aber: Wohin eigentlich mit Karl, den Ballgefühl, top Laufwege und ein Spitzenschuss mit links auszeichnen, und den die Bayern übrigens mit 14 (!) von Eintracht Frankfurt weglockten, was die Hessen gar nicht so witzig fanden?
Heißt: Wo soll der junge Mann aus Frammersbach – laut Wikipedia ist Frammersbach „ein Markt im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart“, was immer das auch bedeuten mag –, künftig seine WM-anbahnende Spielpraxis sammeln? Auf den Trainingsplätzen an der Säbener Straße? In echten Wettbewerben ja eher nicht, da war er bisher Auffüllmasse, also dazu da, um eingewechselt zu werden oder den Stars eine Verschnaufpause zu verschaffen.

Karls bitteres Schicksal: Die beiden neben Harry Kane besten Spieler der Liga kicken beim FC Bayern haargenau auf seinen Positionen. Rechts außen blockiert der unanfechtbare Franzose Michael Olise Karls eigentliche Planstelle, und im Mittelfeld, wohin Karl zum Beispiel gegen Brügge ausweichen durfte, kommt gerade nach langer Verletzung der andere deutsche Wunderfußballer, Jamal Musiala, zurück.
Es ist, als würde dir jemand einen Armani-Anzug schenken, aber im Schrank hängen schon welche von Prada und von Gucci, und du kannst ja immer nur einen tragen. Wenn Karl so weitermacht, wird das eine harte Nuss für Bayerns talentierten Entertrainer Vincent Kompany.
Wo soll der Junge bloß spielen?
Jetzt könnte der handelsübliche Fußballfan natürlich die Augen verdrehen: typisches Bayern-Luxusproblem, so eins hätte ich mit meinen Heidenheimern/Augsburgern/Schalkern etc. gern. Andererseits braucht der deutsche Fußball, wie wir in den letzten gefühlt 50 Länderspielen gesehen haben, dringend ein dribbelfreudiges, torgefährliches, junges Talent mit mehr Spiel- als Bankpraxis: also Lennart Karl.
Mal ehrlich, mir fallen keine Lösungen ein, also außer die üblichen: auf Verletzungen hoffen (doof) – oder ein Leihgeschäft vereinbaren wie einst bei Toni Kroos, der in Leverkusen Spielpraxis sammelte, ehe er der erfolgreichste Titelsammler des deutschen Fußballs wurde, oder wie beim Münchner Philipp Lahm, den Schwaben auf den WM-Triumph als DFB-Kapitän vorbereiteten, oder wie bei Markus Babbel. Der Bayer reifte aus Platzmangel beim HSV, wurde dann Europameister und Uefa-Cupsieger.
Moment mal, HSV? Das ist es doch!
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