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·8. September 2025
Deutschland 3:1! Aber ich lasse mich nicht täuschen

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·8. September 2025
Hinterher wollte Bundestrainer Julian Nagelsmann den Coolen mimen und das 3:1 (1:1) gegen Nordirland als Erkenntnisgewinn für die WM-Qualifikation verkaufen: „Die letzten 30 Minuten war das wieder unser Gesicht.“
Die Wahrheit hatte die RTL-Kamera eine gute Stunde vorher an der Trainerbank eingefangen: Nagelsmann knabberte an den Fingernägeln wie ein Fünftklässler vor der Mathearbeit. So nervös, so unsicher machte ihn die Spielweise seiner Mannschaft, als es 1:1 stand.
Man fragt sich unweigerlich: Wie soll das erst werden, wenn der Gegner irgendwann Spanien oder Niederlande heißt? Die Antwort liefern nicht nur die Fingernägel des Bundestrainers: Aktuell sind ja sogar Spiele gegen die Slowakei und Nordirland Zitterpartien.
Die zwei späten Tore brachten zwar den ersten Sieg nach drei peinlichen Länderspiel-Pleiten in Folge, das stimmt. Die Tabelle der Gruppe A in der WM-Qualifikation sieht jetzt mit drei Punkten auf der Habenseite gleich viel freundlicher aus.
Aber ich lasse mich vom 3:1 nicht täuschen. Nordirland ist die Nummer 71 der Fifa-Rangliste, also „Fallobst“, wie man beim Boxen sagen würde. So eine Mannschaft mit Spielern aus der zweiten bis vierten Liga muss man aus dem Stadion schießen.
Und seien wir ehrlich: Eine Stunde lang war die deutsche Nationalmannschaft nicht in der Lage, zwingende Torchancen herauszuarbeiten. Das Team stümperte wie drei Tage zuvor beim 0:2 in der Slowakei herum: kein Elan, kein Mumm, ohne Ideen.
Das Ballgeschiebe im Mittelfeld grenzte an Peinlichkeit, weil man ja von Spielern wie Florian Wirtz und Joshua Kimmich erwarten darf, dass sie Halbprofis auseinandernehmen. Die Zuschauerpfiffe zur Halbzeitpause waren verdient.
Das Publikum hat ein feines Gespür dafür, wenn die Dinge in die falsche Richtung laufen. Der Bundestrainer muss die Unzufriedenheit nicht als Aufkündigung von Solidarität darstellen, wenn er sagt: „Gemeinsam geht’s besser.“
Was dieses 3:1 gegen Nordirland wirklich wert war, werden wir am 17. November erleben: Dann spielt Deutschland das Rückspiel gegen die Slowakei und gewinnt bestenfalls mit drei Toren Unterschied, um Gruppenerster zu werden.
Bis dahin kickt Nagelsmanns Team auf Bewährung. Es liegt an ihm und seinen Spielern, ob sie den Support bekommt, den sie erwarten. Sonst wird das jedenfalls nix mit dem WM-Titel 2026.