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·20. Juli 2025

DFB-Frauen lassen es nach EM-Coup krachen: „Mentalität schlägt Talent“

Artikelbild:DFB-Frauen lassen es nach EM-Coup krachen: „Mentalität schlägt Talent“

Aus der XXL-Musikbox dröhnte „Major Tom“, als Elferkillerin Ann-Katrin Berger und all die anderen stolzen EM-Halbfinalistinnen tief in der Nacht zum Mannschaftsbus hüpften. Völlig losgelöst ging die ausgelassene Party im Teamhotel weiter, mit rudernden Armen tanzten Sjoeke Nüsken und Kolleginnen wild umher. Nach dem irren Kraftakt schienen die Energiereserven unendlich, der epische Viertelfinal-Krimi von Basel gegen Frankreich verzückte Millionen Fußballfans in der Heimat, inklusive Bundespräsident und Kanzler.

„Viele haben nicht mehr an uns geglaubt“, sagte die glückselige Matchwinnerin Berger nach einer Pizza-Stärkung in der Kabine und schickte umgehend eine Kampfansage an den Weltmeister Spanien: „Jetzt muss jede Mannschaft Angst vor uns haben.“ Die unbändige Willensleistung in über 100 Minuten Unterzahl (6:5 i.E.) ließ den Glauben an den neunten EM-Titel wachsen. Das 1:4 gegen Schweden? So gut wie vergessen!


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„Man hat gesehen: Wir sind zu Großem fähig! Ich bin mir ganz sicher, dass wir auch die Spanierinnen packen“, sagte Kapitänin Janina Minge mit Blick auf das Halbfinale gegen den Topfavoriten am Mittwoch (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) in Zürich. Denn was hatten die Vize-Europameisterinnen an diesem epischen Fußball-Abend nicht alles überwunden. Der Platzverweis gegen Kathrin Hendrich (14.). Den Rückstand nach dem Elfmeter von Grace Geyero (15.). Die verletzungsbedingte Auswechslung von Sarai Linder (20.). Der verschossene Foulelfmeter von Torschützin Nüsken (69.). Als hätte die EURO nicht schon genug Nackenschläge geboten.

DFB-Frauen zufrieden: „Das haben wir bewiesen“

Doch das deutsche Team steckte alles weg und hielt Frankreichs Weltklassesturm grandios in Schach. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass Mentalität Talent schlägt. Das haben wir bewiesen“, schwärmte Bundestrainer Christian Wück, der „fix und fertig“ war nach der „unfassbaren Leistung“ für die Geschichtsbücher.

10,7 Millionen Fans litten vor den TV-Bildschirmen mit, prominente Reaktionen folgten prompt. „Was für eine Leistung! Herzlichen Glückwunsch zum Einzug ins Halbfinale liebes @dfb_frauenteam! Wir wünschen viel Erfolg und fiebern mit Ihnen“, gratulierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzler Friedrich Merz meinte: „Wir sind stolz auf Euch.“

Flügelspielerin Klara Bühl hatte das Team, unermüdlich angetrieben von rund 10.000 Fans im St. Jakob-Park, „noch nie so laufen gesehen“ wie gegen die bis dahin so offensivstarken Französinnen. Nach dem frühen Platzverweis habe der Vize-Europameister eine Trotzreaktion entwickelt: „Wir haben uns in die Augen geschaut und wussten, dass wir dran glauben.“

Gefeiert wurde vor allem Berger, die ihre Kritiker mit einer Wahnsinnsparade (103.) in der Verlängerung endgültig zum Schweigen brachte. Dann parierte die 34-Jährige beim Nervenspiel vom Punkt zwei Versuche – und verwandelte selbst sicher. „Krass. Unglaublich. Weltklasse. Sie hat gezeigt, wie unfassbar sie ist“, staunte Bühl, auch Wück lobte seine „unheimlich wertvolle“ Nummer eins, die er nach dem Dänemark-Spiel (2:1) noch für ihre riskanten Dribblings gerüffelt hatte.

Die als Spielerin des Spiels ausgezeichnete Heldin, die die Spickzettel auf ihren Wasserflaschen „vergessen“ hatte, blieb gewohnt bescheiden. „Jede hat ihr letztes Hemd gegeben. Es sollte nicht um mich gehen, sondern um meine Mitspielerinnen“, betonte Berger, die 2017 und 2022 erfolgreich gegen Schilddrüsenkrebs kämpfen musste.

Bittere Tränen vergoss nur Hendrich. Immer wieder wurde die Innenverteidigerin, die ihre Gegenspielerin an den Haaren gezogen hatte, nach ihrem unglaublichen Blackout getröstet. Lange hielt die verletzte Anführerin Giulia Gwinn die erfahrene 33-Jährige im Arm. „Wir sind ein Team“, betonte Stürmerin Giovanna Hoffmann.

Wück muss jetzt abermals an seiner Abwehr basteln, zumal der Ausfall von Linder (Knöchel) droht. Die „Eistonne“ in Kombination mit Schwerstarbeit für die Physiotherapeuten sehnte Hoffmann herbei, da war Bühl gedanklich schon bei Spanien. Wie spielt man nun am besten gegen die Weltmeisterinnen? Mit herzhaftem Lachen antwortete die 24-Jährige: „Am besten zu elft.“

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