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Onefootball·29. November 2019
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Onefootball·29. November 2019
Stell dir mal vor, du wirst in eine schwedische Kleinstadt geboren, bist fußballverrückt, startest bald beim größten Klub der Stadt – Malmö FF. Du hast Talent, Trainer ziehen begeistert die Augenbrauen hoch, wenn sie sich dich sprinten, dribbeln, schießen sehen. Doch es gibt ein Problem.
Denn in einem anderen Teil der Stadt spielt ein Junge, der ist größer, stärker, ja, besser als du. Sein Name ist Zlatan Ibrahimovic. Er ist ein Fußballgott.
Und spätestens als dein Heimatverein Malmö FF diesen Fußballgott in der Jugend verpflichtet, ihr zusammen stürmt, bist du automatisch die Nummer 2. Niemand ist größer als Zlatan. In der Nationalmannschaft. Im schwedischen Fußball. Bis gestern.
Denn am Ende seines letzten Heimspiels für Malmö FF traf dieser Junge von einst zum Grande Finale eines Sieben-Tore-Spektakels gegen Kiew zum Sieg – in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Im letzten Spiel in seinem Heimatstadion, das auf den simplen-schönen Namen „Stadion“ hört. Der Name des Jungen von einst ist Markus Rosenberg.
Rosenberg wurde in Malmö geboren, fing mit sieben Jahren das Fußballspielen bei FF an und wurde einst als Nachfolger von Zlatan von Ajax Amsterdam verpflichtet. Er spielte bei Werder Bremen, Racing Santander und West Brom. Jedesmal eilte ihm sein Ruf als Superstürmer voraus, nur selten konnte er den Erwartungen an ihn gerecht werden. Deswegen kehrte der Mittelstürmer 2014 zu Malmö FF, seiner alten Liebe, zurück. Sein Fans hatten vor seinem letzten Heimspiel in Malmö schon vor dem Anpfiff ganz groß aufgefahren:
Als sein Last-Minute-Treffer zum 4:3 fiel, brach das gesamte Stadion in Ekstase aus. Rosenberg stürmte auf die Ränge wurde geküsst, geknuddelt, abgeschleckt. Ein Jahrhundertmoment für Malmö. Doch nicht nur das.
Denn all der Wahnsinn ereignete sich just an dem Tag, an dem Malmö mit seinem Gott, Zlatan Ibrahimovic, gebrochen hatte. Der hatte verkündet, fortan beim Ligakonkurrenten Hammarby als Investor einzusteigen. Enttäuschte Bewohner Malmös zündeten daraufhin die jüngst eingeweihte Zlatan-Statue in Malmö an, beschmierten sie mit Farbe – einer stülpte ihr sogar eine Klobrille über den Kopf. Die Liebe der Fans ist weg. Wäre man ein Drehbuchautor, man würde sich nicht trauen, den Plot-Twist mit Rosenbergs Abschied auf just diesen Tag zu legen. Zu kitschig.
Doch Fußball und Liebe haben eines gemeinsam – sie folgen keinem Drehbuch.
Nach dem Wahnsinn auf den Rängen, nachdem die ersten Tränen getrocknet war, Rosenberg geduscht und runtergefahren hatte, ging es aber noch weiter. Auf einer hellblauen Neun, Rosenbergs Rückennummer, ging der Schwede ein letztes Mal auf den Rasen. Mannschaftskameraden und Funktionäre standen Spalier, Frau und Kinder begleiteten ihn. Kein Fan hatte das Stadion verlassen.
Rosenberg weinte.
Vielleicht, weil er mit einem Siegtor dem Verein die Chancen auf die K.O.-Runde in der Europa League bewahrt hatte.
Vielleicht, weil es selbst für einen 37-jährigen Althauer ein bisschen viel ist, von der Liebe der Fans erdrückt zu werden.
Aber vielleicht auch, weil er gemerkt hat, was wirklich zählt: Dass die Fußballfans Menschen verehren wollen. Keine Götter.