National11
·5. Juni 2025
Die Breite ist ein Thema: 3 Erkenntnisse zum DFB-Spiel gegen Portugal

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·5. Juni 2025
Am Mittwochabend wollte die deutsche Nationalmannschaft gegen Portugal das Endspiel der Nations League erreichen. Die DFB-Auswahl hatte ihre drei, vier guten Phasen, aber am Ende reichte es nicht.
Dank eines schnellen Doppelschlags in der zweiten Halbzeit gewannen die Portugiesen nach deutscher Führung mit 2:1. Florian Wirtz traf für die Elf von Julian Nagelsmann, sein Tor war aber nicht genug. Es war ein frustrierender Abend, der einige Probleme offenlegte.
Aber gleichzeitig war dieser Abend auch kein Grund zur Panik. Denn es gab Gründe. Eine lange Saison, viele verletzungsbedingte Ausfälle und ein paar Spieler, die nicht ihre Normalform erreichten. Das wurde nach dem Spiel auch angesprochen. Drei Erkenntnisse zum Spiel gab und gibt es trotzdem.
Bei insgesamt zehn Ausfällen, davon mindestens einmal fünf potenziellen Stammspielern, über die Breite zu reden, klingt erst einmal unfair. Aber irgendwie ist das doch genau richtig. Schließlich gehört zu der Breite eben, dass Stammspieler einigermaßen gut ersetzt werden können. Und das war schon in der Startelf am Mittwoch nicht so wirklich der Fall. Julian Nagelsmann entschied sich für eine Dreierkette mit drei Spielern, die ihre Stärken mit dem rechten Fuß haben. Das ging nicht wirklich auf, gerade Waldemar Anton war im Aufbau teilweise sehr hektisch, aber auch dem eigentlichen Abwehrboss dieser Formation, Jonathan Tah, unterliefen Fehler.
Eklatant war es auch im Mittelfeld. Pavlovic war um Struktur bemüht, Leon Goretzka verließ seine Position aber oft, stand teilweise irgendwo im Zehnerraum, ließ Lücken offen, war zu passiv gegen den Ball. Vorne fehlten Leroy Sané und Nick Woltemade der Punch. Dass zehn Ausfälle schwer zu kompensieren sind, steht außer Frage. Aber insgesamt lässt sich schon konstatieren, dass es auf manchen Positionen einfach an Qualität in der Tiefe fehlt.
Marc-Andre ter Stegen feierte gestern sein Comeback in der deutschen Nationalmannschaft. Lange war er verletzt, zuletzt durfte er wenigstens mal wieder für den FC Barcelona ran. Dort wirkte er nicht zu 100 % auf dem Level, das er vorher hatte, was aber irgendwo auch normal ist. Bei den beiden Gegentoren trifft ihn keine Schuld, das ist nicht das Thema. Aber es waren ein paar Unsicherheiten in seinem Spiel dabei, die so nicht normal sind. An zwei Flanken segelte er vorbei, zweimal nahm er den Ball unkontrolliert auf, verursachte so beinahe einen Eckball, seine Entscheidungsfindung mit dem Ball am Fuß war nicht ideal.
Und: Viele Bälle im Aufbau waren unpräzise. Chipbälle kamen kaum über die erste Reihe Portugals, lange Bälle auf die Außen landeten häufiger als sonst im Seitenaus. Ter Stegen ist ein guter Torhüter, aber das Spiel zeigte, dass er Rhythmus, Praxis und Geduld braucht, um bei der WM 2026 als Stammtorhüter das zu tun, was man von ihm verlangt.
Nick Woltemade feierte sein Debüt für die DFB-Elf. Der schlaksige Stürmer des VfB Stuttgart sollte auf der 9er-Position wirbeln, hatte aber einen schweren Stand. Die Portugiesen machten ihm das Leben schwer und er fand nur wenige Lösungen. Die Bälle machte er zuweilen zwar gut fest, aber dann fehlte es ihm an Unterstützung. In schnellen Gegenangriffen hielt er die Kugel mitunter zu lange, im eigenen Ballbesitz besetzte der Angreifer die Räume zwar immer wieder gut, aber es klickte nicht zwischen ihm und dem Rest.
Wie schon in Stuttgart hätte ihm bei einer solchen Konstellation ein 9er vor ihm sehr gut getan. Woltemade ist ein Spieler, der aus der Tiefe kommend bessere Akzente setzen kann. So kann er auch seine Qualitäten im Dribbling besser einsetzen. Für künftige Einsätze – die kommen werden – muss das beachtet werden.