
Vertikalpass
·3. Oktober 2025
Die junge Mannschaft also …

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·3. Oktober 2025
Nach der unnötigen 0:2-Niederlage in Basel sagte Sebastian Hoeneß: „Ich habe es immer wieder gesagt und wurde oft dafür belächelt: Wir sind eine junge Mannschaft“ und erklärte damit den erfolglosen Auftritt beim zweiten Europa League-Spiel. Ich musste wirklich lächeln und frage mich: Warum wählt er dann diese Aufstellung?
Wenn Erfahrung gefragt ist, dann hätten Atakan Karazor und Jeff Chabot von Anfang an auflaufen müssen. Dann hätte er Pascal Stenzel für den Europa League-Kader nominieren müssen. Dann muss man erwarten, dass der 27-jährige Ermedin Demirovic den Elfmeter verwandelt, auch nach zugegeben „ekliger“ Wartezeit.
Mit fehlender Erfahrung hat es auch nicht zu tun, dass der VfB zum Start des Spiels mal wieder ein Schläferli einlegte und früh zurücklag. Zu jung ist die Mannschaft auch nicht, um Bälle präziser und mit mehr Zug in der Offensive zu spielen. Mehr Erfahrung benötigt Jamie Leweling nicht, um zu erkennen, dass es keine gute Idee ist, sich jeden Schuss aus der zweiten Reihe zu nehmen und bei sechs Versuchen kein einziges Mal das Tor zu treffen. Nicht nur ich verdrehte dabei die Augen, auch Maxi Mittelstädt und Angelo Stiller verzweifelten daran.
So kommen die 29 Torschüsse in der Statistik zustande, die sich gut lesen, aber kaum Gefährlichkeit entwickelten. Es waren zu viele Schüsseli dabei. Basel-Keeper Marvin Hitz wird gefeiert, dabei gingen die meisten seiner gehaltenen Bälle direkt auf den Mann. Die einzig überragende Szene von ihm war der Save gegen Tiago Tomàs und dass der VfB-Stürmer diese Chance vergeben hat, liegt nicht an mangelnder Erfahrung. Solche Dinger macht der Portugiese nicht, weil ihm die Ruhe dafür fehlt.
Der 28-jährige Maxi Mittelstädt war der beste Stuttgarter in Basel. Warum Nagelsmann ihn nicht nominiert hat, bleibt das Geheimnis des Bundestrainers.
„Die junge Mannschaft“ sollte nicht die Erklärung sein. Man sollte darüber nachdenken, ob die Aufstellung die richtige ist. Rotation gut und schön, aber immer auf fünf, sechs Positionen? Vielleicht tun die vielen Wechsel der „jungen Mannschaft“ nicht gut. Es solle analysiert werden, warum der VfB (auch mit dieser Startelf) nicht sein Potential entfaltete. Warum es Hoeneß nicht schafft, dass seine Mannschaft von Anfang an voll im Spiel ist. Weshalb im Gegenpressing deutlich weniger Struktur und Energie steckte als gegen Celta Vigo und Sankt Pauli. Warum es in der Offensive keine Leckerli gab und meist ideenlos agiert wurde. Weshalb vor allem rechts so weit aufgerückt wurde, dass dort bei Basler Umschaltsituationen riesige Löcher entstanden.
Es geht weniger um Erfahrung, mehr um Qualität. Und die steckt unverkennbar in der Mannschaft. Deshalb gibt Hoeneß Neuzugang Chema den Vorzug gegenüber Kapitän Karazor. Der Spanier tritt auch so auf als ob er zehn Jahre älter wäre. Die Frage ist, wie der VfB seine Qualitäten auf den Platz bringt. Da fehlten in Basel mal wieder Konzentration, Konsequenz und Klarheit. Auch die mangelnde Strafraumbesetzung war im Joggeli wieder ein Thema. Die vielen schlampigen Zuspiele, die Ungenauigkeiten in Offensive und Defensive. Ebenso, warum so viele unnötige Fehler entstehen, aus dem Mittelfeld zu wenig Kreativität kommt und dass der VfB zu wenig aus seinen Standards macht.
Das Durchschnittsalter ist also nicht das Problem.
Zum Weiterlesen: Rund um den Brustring sieht allerdings im Alter einen Faktor in seinem Text „Erfahrung schlägt Naivität“.
Bilder: Daniela Porcelli/Getty Images