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Lennard Bacher·8. Juli 2023
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Lennard Bacher·8. Juli 2023
Wenn wir von den kuriosesten Transfers sprechen, dann steht bei diesem Wechsel eine Frage im Raum: War dieser Transfer wirklich kurios? Die Antwort ist jene, die einem Philosophiestudenten geben, wenn man sie fragt, ob der Kommunismus eine gute Idee für die Menschheit wäre – ja und nein.
Nein, weil Rivaldo bei so manchem Klub in seiner Karriere anheuerte, den nur ausgewiesene Fußball-Nerds kennen. Wenn man sich die Stationen des Weltenbummlers anguckt, dann ist es beinahe überraschend, dass der Brasilianer nicht auch noch beim FC Entenhausen oder den wilden Kerlen unter Vertrag stand.
Ja, weil sich Bunyodkor Taschkent auf eine gewisse Art und Weise von den anderen exotischen Klubs unterschied. Der Verein war zu dem Zeitpunkt als Rivaldo wechselte, gerade einmal drei Jahre alt, verfügte durch die Unterstützung von usbekischen Energiekonzernen über eine Menge Geld und wollte groß hinaus. Mit dem Namen „Bunyodkor“, auf Deutsch so viel wie „Erschaffer“ oder „Schöpfer“, hatte sich der Klub zumindest mal auf dem Papier einen großen Namen ausgesucht.
Rivaldo war bis zum Zeitpunkt des Wechsels auch alles andere erfolglos. Mit dem AEK Athen hatte der Brasilianer kurz zuvor zwar die Meisterschaft verpasst, dennoch gehörte er trotz seines fortgeschrittenen Alters zu den besten Spielern der Liga.
In Rivaldos Kopf reinschauen kann man nicht, was man allerdings versuchen kann, ist zwischen den Zeilen zu lesen. Dort steht auf die Frage, wieso es Ballon d’Or-Gewinner von 1999 nach Taschkent zog nur eine Antwort: Money, Money, Money!
Gut, der Brasilianer wusste seine Beweggründe etwas subtiler und demütiger vorzutragen. In einem Radio-Interview erklärte der Weltmeister von 2002: „Ich bitte die AEK-Fans um Verzeihung. Es ging sehr schnell, aber ein solches Angebot konnte ich einfach nicht ausschlagen. Niemand an meiner Stelle hätte das tun können.“
Der Fairness halber sollte gesagt sein, dass Rivaldo wohl nicht die einzige Person auf dieser Welt ist, die bei einem Angebot des Schöpfers schwach geworden wäre. Oder eben bei angeblich rund zehn Millionen Euro.
Bunyodkor Taschkent hatte Großes vor. Obwohl Rivaldo schon eingetütet war, standen Stars wie Samuel Eto’o oder Andrés Iniesta auf der Liste der Usbeken, doch der große Transfer-Sommer blieb aus. Und so musste der 36-Jährige den Erwartungen alleine gerecht werden. Mit Erfolg.
Gleich in seinem ersten Spiel traf der Brasilianer doppelt und schoss den usbekischen Hauptstadtklub später zum Double. Gemeinsam mit Brasilien-Legende Zico als Trainer und zig Millionen Euro der Energiekonzerne im Nacken gelang Rivaldo & Co. sogar das Erreichen des AFC-Champions-League-Halbfinals, wo man sich Adelaide United geschlagen geben musste.
Obwohl der Brasilianer 2008 seinen Vertrag vorzeitig um ein weiteres Jahr bis 2011 verlängerte, verließ er den Klub allerdings schon 2010 gen Heimat.
Letztendlich war der Aufenthalt in Usbekistan genau so, wie es auf den ersten Blick wirkte. Ein kurzes Abenteuer für eine Menge Geld in einem kuriosen Verein. Schade ist nur, dass der Weltmeister von 2002 nicht bis Dezember 2011 blieb. Sonst hätten wir alle miterleben können, wie Kult-Coach Thomas Brdarić Rivaldo von der Seitenlinie aus zur Sau gemacht hätte.