Die Neuen der 3. Liga: SSV Ulm 1846 – Euphorie ist ungebrochen. | OneFootball

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·30. Juli 2025

Die Neuen der 3. Liga: SSV Ulm 1846 – Euphorie ist ungebrochen.

Artikelbild:Die Neuen der 3. Liga: SSV Ulm 1846 – Euphorie ist ungebrochen.

Auch in diesem Jahr gibt es in der 3. Liga den gewohnten Umbruch. Sechs Teams der 20er-Liga sind neu. Mit dem SSV Ulm 1846 und dem SSV Jahn Regensburg kehren zwei Mannschaften aus der 2. Bundesliga zurück. Dazu komplettieren die vier Regionalliga-Aufsteiger 1. FC Schweinfurt 05, TSG Hoffenheim II, MSV Duisburg und TSV Havelse das Feld. Nacheinander stellen wir die Neuen vor, diesmal den SSV Ulm 1846.

Vor zwei Jahren beendete der SSV Ulm 1846 eine lange Zeit im Amateurfußball. 2023 ging’s hoch in die 3. Liga, ein Jahr später sogar in die Zweite Liga. Das Team aus der Stadt mit dem höchsten Kirchturm der Welt (161,53 Meter) darbte über zwei Jahrzehnte vor sich hin. Begonnen hatte das Elend genau auf dem sportlichen Höhepunkt. In der Saison 1999/2000 spielte der Klub noch in der Bundesliga, stieg postwendend ab. In der darauffolgenden Zweitliga-Saison begann der Niedergang endgültig: Abstieg und keine Lizenz für die damals drittklassige Regionalliga Süd, weil der insolvente SSV dem DFB nicht nachweisen konnte, dass sein Etat für die komplette Folgesaison gedeckt sei.


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Da auch die Oberliga keine Option darstellte, weil aufgrund der Regelung wegen des Insolvenzantrags die Schwaben am Ende der Saison automatisch hätten absteigen müssen, ging die erste Mannschaft freiwillig bis in die fünftklassige Verbandsliga Württemberg runter, wo bis dato die Reserve gespielt hatte. Es sollten 2008 und 2014 zwei weitere Insolvenzen folgen.

Immerhin stieg Ulm 2002 sofort aus der Verbandsliga auf und 2008 in die Regionalliga Süd, wo der SSV 1846 regelmäßig gegen die 1860-Reserve spielte. Zwischen 2014 und 2016 ging’s nochmal runter in die mittlerweile fünftklassige Oberliga. Danach spielten die Schwaben bis 2023 durchgehend in der Regionalliga Südwest. Nach dem Doppelaufstieg und dem direkten Abstieg aus der 2. Bundesliga sind die Spatzen zurück in Liga drei, wo sie erst ihre zweite Saison bestreiten. Die Ausgangsposition ist trotzdem gut. Rund um den lange Zeit sich in einem Dornröschenschlaf versunkenen Verein ist in den letzten Jahren eine völlig neue Euphorie entstanden.

15 Abgängen stehen 13 Zugänge, dazu drei Rückkehrer nach Leihe, diesen Sommer gegenüber. Nur wenig etablierte Zweitliga-Spieler, wie der 34-jährige Kapitän Johannes Reichert oder der 32-jährige Dennis Chessa sind aus dem letztjährigen Kader übriggeblieben. Schwer wiegt unter den zahlreichen Abgängen der von Top-Torjäger Semir Telalovic, der sich dem 1. FC Nürnberg anschloss. Ihn soll André Becker (Armina Bielefeld/Leihe Waldhof Mannheim) als kantiger Stoßstürmer ersetzen. Der 28-Jährige bringt unter den neuen die größte Erfahrung mit.

Auffällig ist ohnehin, dass bis auf Becker kein Neuzugang älter als 25 Jahre ist, die meisten sogar noch die U23-Regel erfüllen. Die Schwaben möchten stärker auf entwicklungsfähige Talente setzen – und gleichzeitig einen spielerisch versierteren Fußball bieten. Auch deswegen entschied man sich bewusst für ein Weitermachen mit Trainer Robert Lechleiter, der in der 2. Bundesliga neun Spieltage vor Schluss übernahm und den Abstieg nicht mehr abwenden konnte.

Der Ex-U19-Coach der Spatzen hat mittlerweile ein Arbeitspapier bis 2027 unterschrieben. Er besitzt das Vertrauen der Sportlichen Leitung und hat nun die Möglichkeit, seine mutige Philosophie voranzutreiben. Dabei favorisiert der ehemalige Stürmer ein 3-4-1-2-System, auf das er bereits direkt nach seiner Amtsübernahme gesetzt hatte. Der kicker bezeichnete das defensive Mittelfeld der Ulmer mit seinen beiden Sechsern, Dennis Dressel (26.) und Max Brandt (24), als „Herzstück“. Der bei den Löwen ausgebildete Dressel scheint nach Stationen beim F.C. Hansa Rostock und dem Grazer AK bei den Spatzen eine sportliche Heimat gefunden zu haben.

Trotz des Abstiegs ist die Euphorie an der Donau groß. Die über 5.300 verkauften Dauerkarten zeigen, dass der SSV weiterwächst und die Fans treu hinter dem Verein stehen. Ein weiteres Indiz dafür ist, dass das in die Jahre gekommene Donaustadion endlich ausgebaut werden soll. Insgesamt wird der Umbau in den nächsten Jahren 25 bis 30 Millionen Euro kosten. Ursprünglich sollte bereits in diesem Sommer damit begonnen werden, die Nordtribüne abzutragen und durch eine neue, überdachte Tribüne zu ersetzen. Doch wie die Südwest-Presse berichtet, rollen die Bagger nun erst im dritten Quartal 2026 an. Abgeschlossen sein sollen die Arbeiten dann im zweiten Quartal 2027. Mit Abriss der Südtribüne soll im ersten Halbjahr 2027 begonnen werden, die Fertigstellung ist für 2028 geplant. Während der Umbauarbeiten im laufenden Betrieb wird es Einschränkungen geben, unter anderem sinkt die Kapazität. Erhöhen wird sich diese durch den Umbau derweil nicht. Wie bislang werden maximal 17.400 Zuschauer im Stadion Platz finden. Mehr sei aus Lärmschutzgründen nicht möglich. Auch bleibt die Laufbahn bestehen.

Die Ulmer zählen in der Drittliga-Saison 2025/26 nicht unbedingt zum engeren Favoritenkreis um den Aufstieg. Doch Potential ist reichlich vorhanden. Wenn das Team wie vor zwei Jahren ins Rollen kommt, könnte auch ein Platz ganz vorne im Bereich des Möglichen sein.

DATEN & FAKTEN Name: SSV Ulm 1846 Fußball e. V.Gründung: 9. März 2009Mitglieder: 5.000 (Stand: 03.12.2024)Vereinsfarben: Schwarz-WeißGrößte Erfolge: Deutscher Amateurmeister 1996, 1998 & 2024 Aufstieg in die 2. Bundesliga, Aufstieg in die Bundesliga 1999, elffacher Gewinner des Württemberg-PokalsStadion: Donaustadion (17.400 Plätze)Homepage:www.ssvulm1846-fussball.deSocial Media: Facebook: @ssvulm1846fussball; Instagram: @ssvulmfussball; YouTube: @spatzentvTrainer: Robert Lechleiter (11.03.2025)Letzte Saison: 17. Platz in der 2. Bundesliga mit 30 Punkten aus 34 Spielen (Torverhältnis: 36:48)Bester Torschütze: Semir Telalovic (12Treffer)Bilanz SSV Ulm gegen Sechzig: 26 Spiele, 9 Siege, 5 Unentschieden, 12 Niederlagen; Torverhältnis 40:50Spieler, die für beide Teams aktiv waren: u.a. Philipp Maier, Dennis Dressel, Andreas Ludwig, Alessandro Abruscia, Matthias Lehmann, Sascha Rösler, Wolfgang Fahrian

KURIOSES In diesem Jahrtausend war bei den Ulmer Spatzen von Liga eins bis fünf alles geboten nach drei Insolvenzen in 13 Jahren: 2001, 2010 und 2014. Die Fans konnten es nur mit Humor ertragen, singen noch heute: „Ich fuhr schon bis an die Nordsee, ich fuhr schon bis an den Rhein, jetzt fahr ich über die Dörfer, sing‘ wie schön es ist, Ulmer zu sein!“ Ein Spieler hat die komplette Bannbreite miterlebt: Der ewige Holger Betz stand 18 Spielzeiten im Tor der Münsterstädter, absolvierte 508 Spiele für die Spatzen und ist seit dem Karriereende Torwart-Trainer der ersten Mannschaft. Aber auch in den Niederungen des Amateurbereichs schaffte es der SSV gleich dreimal, im DFB-Pokal die Großen zu ärgern. 2001 musste der 1. FC Nürnberg gegen den Fünftligist dran glauben, 2018 besiegten die Spatzen Eintracht Frankfurt im Donaustadion und 2020 gelang der Erstrundencoup gegen Erzgebirge Aue.

TRANSFERS (Stand: 30.07.2025) Zugänge: Luis Görlich (Bryne FK), Ben Westermeier (Hannover 96 II), Marcel Wenig (Eintracht Frankfurt II), Paul-Philipp Besong (Borussia Dortmund II), Elias Löder (Carl Zeiss Jena), Ensar Aksakal (Hertha BSC II), Lukas Mazagg (TSG Hoffenheim II), Jan Boller (Fortuna Düsseldorf II), Julian Etse (VfL Bochum U19), Max Scholze (FC Bayern München II), André Becker (Arminia Bielefeld), Sadin Crnovrsanin (BSC Young Boys), Max Schmitt (FC Bayern München II/Leihe), Niklas Kölle (VfL Osnabrück/Leihende), Niklas Castelle (Alemannia Aachen/Leihende), Julian Kudalan (FC Schweinfurt 05/Leihende)Abgänge: Semir Telalovic (1.FC Nürnberg), Niklas Kolbe (Hertha BSC), Bastian Allgeier (Hannover 96), Romario Rösch (VfL Bochum), Tom Gaal (FC St. Gallen), Thomas Geyer (VfR Aalen), Philipp Strompf (VfL Bochum), Oliver Batista Meier (Preußen Münster), Felix Higl (SpVgg Greuther Fürth), Lennart Stoll, Andreas Ludwig (beide vereinslos), Luka Hyryläinen (TSG Hoffenheim II/Leihende), Aaron Keller SpVgg Unterhaching/Leihende), Robert Leipertz (1.FC Magdeburg/Leihende), Niclas Thiede (VfL Bochum/Leihende)

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