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·3. Mai 2024

Die Tuchel-Tür geht einen Spalt weit auf: Der FC Bayern sollte über seinen Schatten springen

Artikelbild:Die Tuchel-Tür geht einen Spalt weit auf: Der FC Bayern sollte über seinen Schatten springen

Es ist Anfang Mai 2024, der FC Bayern hat derzeit keinen Cheftrainer für die neue Saison und nach einigen Absagen sitzt die bestmögliche Lösung aller realistischen Optionen schon an Ort und Stelle, nämlich Thomas Tuchel. Eben jenen Trainer, mit dem man sich auf ein Ende der Zusammenarbeit ab Sommer geeinigt hatte. Bevor der Rekordmeister seine Optionen prüfte.

Soll man das Prozedere beim FC Bayern derzeit chaotisch nennen oder gar ein Dilemma? Dilettantisch? Wie auch immer das Vokabular ausfällt, das Ergebnis in der Realität ist das gleiche. Ein Topteam, das aktuell nicht weiß, wohin die Reise geht, das während der Trainersuche selbst in persona Uli Hoeneß für Unruhe sorgte und gleichzeitig gleich drei Absagen kassierte, hinterlässt keinen guten Eindruck. Und die Optionen werden rar.


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FC Bayern: Der Stand bei der Trainersuche

Xabi Alonso bleibt bei Bayer 04 Leverkusen, Sebastian Hoeneß verlängerte beim VfB Stuttgart zwar mit Klausel, aber betonte mehrfach, diese nicht in diesem Sommer aktivieren zu wollen, gegen Julian Nagelsmann bildete sich eine kleine Opposition im Aufsichtsrat, was den Bundestrainer noch einmal darin bestärkte proaktiv beim DFB zu verlängern und Ralf Rangnick sagte nach guten ersten Gesprächen ab. Weil er sein Leben nicht komplett umkrempeln will, der Stress mit paralleler Betreuung eines Teams bei der Europameisterschaft und der Umbruchsplanung in München zu groß ist und weil auch er die Hoeneß-Aussagen, die die erneute Unruhe bestärkten, registriert hat.

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Und jetzt? Laut SportBild-Informationen ist aus Beraterkreisen von einem Interesse an Roger Schmidt, aktuell noch bei Benfica, zu hören. Die TZ schreibt, dass sich die Verantwortlichen nunmehr eher auf Roberto de Zerbi von Brighton and Hove Albion konzentrieren. Auch der Name Hansi Flick sei zu hören. Erik ten Hag, so die Bild, wurde intern auch diskutiert. Antonio Conte, José Mourinho & Zinedine Zidane wären zumindest aktuell ohne Anstellung. Sehr konkret ist momentan aber nichts. Zumal alle Trainer für unterschiedliche Philosophien stehen, die von Schmidt ist zum Beispiel recht weit weg von dem, was Bayern benötigt, die von de Zerbi passt schon eher, dafür existieren andere Gründe, skeptisch zu sein.

Denn so attraktiv der Fußball unter de Zerbi auch sein kann, so detailverliebt ist der Italiener. Er würde Zeit benötigen, viele Veränderungen im Kader, seinen eigenen Trainerstab mitnehmen. Zudem hat er noch nie auf diesem ganz hohen Niveau mit dem sofortigen Leistungsdruck gearbeitet. Eine spannende Konstellation wäre es, aber eine, die sehr gut scheitern könnte.

Der Rekordmeister benötigt die Tuchel-Trendwende

Doch was ist, wenn die bestmögliche Lösung schon auf der Trainerbank sitzt? Was ist, wenn Thomas Tuchel doch beim Rekordmeister bleiben könnte? Mehrfach wurde zuletzt betont, dass das kein Thema sei. Doch da waren die Voraussetzungen noch andere. Mittlerweile kommt auch die Wunschlösung nach der Wunschlösung im Anschluss an die Wunschlösung nicht. Und der Trainer des FCB ließ auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart aufhorchen: „Die Trennung ist vereinbart. Man kann aber jeden Vertrag gemeinschaftlich auflösen. Sehen Sie ja, wir hatten einen bestehenden Vertrag und wir haben uns geeinigt, dass wir den früher beenden, deshalb ist immer alles möglich, aber die Antwort ist die gleiche: Die Vereinbarung steht und die Vereinbarung gibt es.“

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(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Geht da die Tür wieder einen Spalt auf? Irgendwie ja! Auch, wenn man die Gestik und Mimik des Übungsleiters bei dieser Aussage genauer betrachtet, entsteht der Eindruck, dass unter gewissen Umständen durchaus die Chance bestünde, dass die Zusammenarbeit wie ursprünglich vereinbart noch ein weiteres Jahr läuft. Und sind wir mal ehrlich: Der FC Bayern hat noch eine reelle Chance auf das Endspiel in der Champions League, steht in der Bundesliga auf Platz zwei hinter Bayer Leverkusen, das die Saison der Vereinsgeschichte spielt. Eine Katastrophe ist das nicht, auch wenn es einige Elemente gibt, die rund um Tuchel kritisiert werden müssen.

Er war aber derjenige, der schon im Sommer 2023 deutlicher auf einen zu forcierenden Umbruch hinwies. Allerdings wurden ihm einige Ideen verwehrt, bei manchen aus plausiblen, bei anderen aus weniger plausiblen Gründen. Auch er musste damit kämpfen, dass im Aufsichtsrat keine Einigkeit herrschte – bis heute. Das verzögert Prozesse, die ein Trainer wie er vorantreiben will. Jetzt stellt sich aber die Frage, wie klein bzw. groß die Möglichkeit ist, dass Tuchel doch noch ein Jahr mehr als Coach des FC Bayern an der Seitenlinie steht.

Wie kann der Rekordmeister für die Tuchel-Trendwende sorgen? In diesem Fall würde der Klub auf den Trainer zugehen, der sicher Bedingungen hätte und Forderungen stellen würde. Aus gutem Grund. Voraussichtlich müssten ihm Transferbemühungen und generelle Kaderveränderungen zugestanden werden. Eine gewisse Mitsprache wollte der Klub auch Ralf Rangnick erlauben. Daran würde es sicher nicht scheitern. Auch das Verhältnis Tuchels zu einigen Verantwortlichen innerhalb des Klubs scheint nicht zerrüttet, zumal Max Eberl erst nach der vereinbarten Trennung eingestellt wurde. Und Tuchel und die Mannschaft? Die Champions League liefert hier auch Antworten.

Das viel größere Problem: Einige Personen beim Rekordmeister müssten über ihren Schatten springen. Sich eingestehen, dass die vorzeitige Trennung zu dem Zeitpunkt, an dem sie beschlossen wurde, ein Fehler war, gerade weil kein geeigneter Nachfolger bereit stand. Teile des Aufsichtsrates, die diese Entscheidung vorangetrieben haben, müssten auf Tuchel zugehen. Auch Uli Hoeneß. Und gerade der sorgte zuletzt für ratloses Kopfschütteln bei Tuchel. Dieses Problem zu lösen, wird eine Mammutaufgabe. Denn dafür müsste besagten Personen die Zukunft des Vereins wichtiger sein als das eigene Ego.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

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