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·17. Mai 2021

Diego Lainez – ein legitimer Nachfolger des ewigen Joaquín?

Artikelbild:Diego Lainez – ein legitimer Nachfolger des ewigen Joaquín?

Dies ist ein Gastbeitrag von Johannes Skiba

Joaquín Sánchez Rodríguez. Ein Name, den man unweigerlich mit dem spanischen Erstligisten Betis Sevilla verbindet. Im Alter von 39 Jahren steht der Spanier, fast 21 Jahre nach seinem Debüt für seinen Heimatverein, immer noch regelmäßig für die Béticos auf dem Platz.


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Allem Anschein nach wird Joaquín, einer der vereinsübergreifend beliebtesten Fußballer in La Liga, entgegen allen Erwartungen doch noch ein Jahr weiterspielen. Die Zeichen verdichten sich, dass der Oldie auch nächste Saison im spanischen Oberhaus seine Schuhe schnüren wird. Denn trotz seines Alters ist er immer noch eine feste Größe im Kader des Europa-League Aspiranten. Nach 34 Spieltagen verbucht der Andalusier 25 Einsätze (1.160 Minuten Spielzeit), in denen er zwei Tore erzielen und weitere fünf vorbereiten konnte.

Eine Frage, mit der sich wohl aus Respekt zu Joaquín eher weniger beschäftigt wird, ist, wer in Zukunft die Nachfolge der Klublegende als Leader antreten könnte. Dessen Führungsqualitäten, basierend auf seiner enormen Erfahrung und Präsenz auf dem Spielfeld, werden nicht auf Anhieb zu ersetzen sein. Die Verantwortung wird sich auf mehrere Schultern verteilen müssen, wie auf die von Ex-BVB-Spieler Marc Bartra (30), Vize-Kapitän Aïssa Mandi (29) und Edeltechniker Sergio Canales (30) beispielweise.

Die Nachfolge für den Fußballspieler Joaquín hingegen hat bereits begonnen, da dieser ohnehin meistens von der Bank aus ins Spiel kommt. Der junge Mexikaner Diego Lainez (20) ist neben Aitor Ruibal (25) einer der Spieler im aktuellen Kader, die neben Kapitän Joaquín auf dessen angestammter Rechtsaußenposition am häufigsten eingesetzt werden.

Nach dem verlorenen Stadtderby gegen den FC Sevilla am 27. Spieltag kritisierten einige Fans und Medien, unter anderem die lokale Zeitung „El Desmarque de Sevilla“ aber auch die mexikanische Zeitung „El Universal“, die Entscheidung von Cheftrainer Manuel Pellegrini, Lainez in diesem prestigeträchtigen Duell nicht eingesetzt zu haben.

Was steckt hinter dieser Kritik? Ist der Jungspund mit gerade einmal 20 Jahren die neue Hoffnung von Betis und seiner Anhängerschaft?

Vom Youngster zum La Liga-Stammspieler

Im Januar 2019 verpflichteten die Andalusier den damals 18-Jährigen für 14 Millionen Euro vom mexikanischen Traditionsverein CF América. Allein diese Ablösesumme für einen so jungen Spieler lässt schon aufhorchen. In Mexiko war Lainez bereits zu dieser Zeit ein aufstrebender Superstar. Sein Debüt für die Nationalmannschaft konnte er so bereits im September 2018 geben. Seither kamen sechs weitere Einsätze hinzu, bei denen ihm ein Tor gelang.

Lainez konnte in den mexikanischen Jugendligen und U-Nationalmannschaften schon früh auf sich aufmerksam machen und bereits mit 16 Jahren für die América-Profis debütieren. Als Folge einiger starker Auftritte zum Ende der Liga MX-Clausura im April 2018 entbrannte eine Diskussion in den mexikanischen Medien, ob man den jungen Lainez (damals gerade 17 Jahre alt) nicht für die anstehende Weltmeisterschaft in Russland nominieren solle.

Der ehemalige Nationaltrainer Juan Carlos Osorio entschied sich allerdings für erfahrenere Flügelspieler und so gehörte das Talent schlussendlich nicht zum WM-Kader von El Tri.

Nichtsdestotrotz reiste Lainez im Juni 2018 nach Russland um als Botschafter Mexikos am 68. FIFA-Kongress teilzunehmen, auf dem die Entscheidung zur Ausrichtung der WM 2026 zu Gunsten von Kanada, den USA und Mexiko fallen sollte. Neben Alphonso Davies und der Amerikanerin Brianna Pinto durfte auch der junge Lainez einige Worte an die Zuhörerschaft richten. Angesprochen auf die WM in Russland antwortete er selbstbewusst, dass er hoffe, dass dies für ihn die letzte WM als Zuschauer sei.

Die Diskussion über eine Nominierung und die Ernennung als Botschafter für die WM 2026 unterstreichen die hohen Erwartungen, die man in Mexiko schon zu Beginn seiner Profikarriere an das Talent aus Tabasco hatte.

Jetzt scheint der Hype um Lainez allmählich auch den Süden Spaniens erreicht zu haben. Die ersten Schritte in Sevilla während der Rückrunde 2018/19 liefen vielversprechend. So erhielt er in fast jedem Spiel Einsatzzeit und stand drei Mal in der Startformation.

In der Eingewöhnungsphase wurde er besonders von seinem Landsmann Andrés Guardado unterstützt. Der ehemalige Bayer-Spieler konnte ein fast väterliches Verhältnis zum Newcomer aufbauen und ihn in der neuen Lebensphase gut unterstützen.

Auch aufgrund ständiger Trainerwechsel kam Lainez in der Ligasaison 2019/20 allerdings nur auf 337 Einsatzminuten, bei zwei Startelfeinsätzen und 13 Einwechslungen. Die fehlende Konstanz der gesamten Mannschaft schien ihn gleichsam zu beeinflussen. Die drei Trainer dieser Saison, Quique Setién, Rubi und Interimscoach Alexis Trujillo schienen dem jungen Spieler nicht genug Vertrauen für längere und regelmäßige Einsätze zu schenken.

Die Tatsache, dass er trotz mangelnder Spielzeit dennoch unter den 100 Nominierten für den Golden Boy Award 2020 zu finden war, unterstreicht das Potenzial, aber auch die Erwartungshaltung, die man nicht nur in seiner Heimat an Lainez hat. Als einziger nominierter Spieler Lateinamerikas, der nicht aus Argentinien oder Brasilien stammt, wird er schon früh in seiner Karriere mit überdurchschnittlichem Erfolgsdruck konfrontiert.

Diego Lainez in der Analyse: Qualität setzt sich durch

Mit der Verpflichtung von Trainerschwergewicht Manuel Pellegrini im Sommer 2020 schien bei Betis eine gesamtmannschaftliche Konstanz einzukehren, eine klare Spielidee war wieder erkennbar. Zusätzlich schenkte der Chilene dem Rohdiamanten mehr Einsatzzeiten, bei denen Lainez sein Talent und seine positive Unberechenbarkeit endlich regelmäßig zeigen konnte.

Die große Stärke des nur 1,67 Meter großen Mexikaners sind Eins-gegen-Eins Situationen. Ein vergleichsweise tiefer Körperschwerpunkt und seine Beweglichkeit verhelfen ihm zu besonders schnellen und extrem schwer zu verteidigenden Dribblings. Zusätzlich dribbelt er mit einer sehr engen Ballführung und unvorhersehbaren Täuschungsmanövern. Die Erfolgsquote der Dribblings ist mit 60% überdurchschnittlich, der Höchstwert unter allen offensiven Außenspielern von Betis.

Die Scouting-Plattform „Smarterscout“ bewertet Lainez für die aktuelle Saison in Eins-gegen-Eins Duellen bei Ballbesitz mit dem Höchstwert von 99. Weltweit erreichen einen ähnlichen Wert nur wenige Spieler, die ebenfalls auf dem rechten Flügel eingesetzt werden. Beispielsweise Antony (21) von Ajax Amsterdam oder Landsmann Hirving Lozano (25) von der SSC Napoli.

Allerdings resultieren aufgrund seiner manchmal zu naiven Entscheidungen noch zu selten Torchancen aus den erfolgreichen Dribblings. In einigen Elementen seines Spiels werden das junge Alter und die fehlende Erfahrung offensichtlich.

Nichtsdestotrotz erreicht Lainez mannschaftsintern gute Werte beim Kreieren von Torchancen (Platz fünf). Allerdings liegen seine direkten Konkurrenten Ruibal und eben Joaquín in dieser Kategorie noch etwas vor ihm. Für Lainez gilt es also, seine Effizienz zu steigern, um seine Mitstreiter auch auf dem Papier hinter sich zu lassen.

Ein weiterer Pluspunkt ist wiederum die Ballkontrolle von La Joya (das Juwel), die selbst bei Sprints mit hoher Geschwindigkeit nicht verloren geht: Für die Position des rechten Flügelspielers ein starkes Argument.

Von Ende Dezember bis Ende Januar stand Lainez in allen acht aufeinanderfolgenden Ligaspielen auf dem Platz. Höhepunkt war dabei sicherlich der 90-minütige Einsatz im Derbi sevillano gegen den FC Sevilla, wo er als einer der besten Spieler auf dem Platz herausragte.

Infolgedessen lobten zahlreiche Medien sowie Trainer Pellegrini die Entwicklung des Youngsters. So sieht Lainez bei Ballbesitz nicht mehr ausschließlich die Dribbelmöglichkeiten, sondern erkennt mittlerweile immer öfter die Situationen, in denen ein Querpass oder ein Pass zurück in die Abwehrreihe wertvoller sein kann als ein gewonnenes Dribbling.

Die Nummer 20 von Betis scheint sehr lernwillig und im Training konzentriert zu arbeiten. Auf der Pressekonferenz im Anschluss an das Stadtderby Anfang Januar lobte Pellegrini die Fortschritte seines Schützlings, die er auf gute Trainingsleistungen zurückführte.

Das konstant hohe Spielniveau konnte der Dribbelkünstler bis Ende Januar bestätigen. Dann warf ihn jedoch eine Corona-Infektion zurück, sodass er drei Wochen nicht mehr im Kader der Heliopolitanos stand.

Ende Februar kehrte er im Auswärtsspiel gegen Cádiz wieder in die Startelf zurück und war somit auch für das Rückrundenspiel gegen den FC Sevilla fit genug, um eingesetzt zu werden. Die Kritik an Pellegrini, den Mexikaner im Derby-Rückspiel nicht eingesetzt zu haben, ist das Ergebnis der positiven Entwicklung, die Lainez in den letzten zwei Jahren bei Betis durchlaufen hat. Die Unterstützung der Fans kommt ihm zugute und ist das Resultat seiner teils spektakulären Spielweise, die auch jedem neutralen Zuschauer imponieren dürfte.

Ein Hoffnungsträger für höhere Aufgaben ist er längst nicht mehr nur in Mexiko. Mittel- bis langfristig kann Lainez sicherlich die Nachfolge Joaquíns antreten. Gerade die Stärken des spanischen Altstars überschneiden sich in wesentlich Punkten mit denen von Lainez. Schnelligkeit und Dribbelstärke über die rechte Außenbahn gehören für beide Spieler zu den Attributen, die sie besonders und wertvoll für die Verdiblancos machen.

Wenn Joaquín seine Karriere beendet, sei es diesen oder nächsten Sommer, steht mit Diego Lainez also genau der richtige Ersatz bereit. Wenngleich die Fußstapfen, die es zu füllen gilt, dem kleinen Mexikaner riesig erscheinen müssen.

Dies war ein Gastbeitrag von Johannes Skiba

(Titelbild: © IMAGO Images/Cavanis Friseur Illustration)

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