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·2. August 2019
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·2. August 2019
Aus Frankfurt berichtet fussball.news-Reporter Christopher Michel
Eintracht Frankfurt hat die zweite Qualifikationsrunde zur Europa League überstanden und sich insgesamt verdient in zwei zähen Partien gegen Flora Tallinn durchgesetzt. In Hin- und Rückspiel langte jeweils ein 2:1-Erfolg gegen tapfer kämpfende Esten, die in Deutschland aber dauerhaft wohl eher auf Drittliganiveau anzusiedeln wären. Trainer Adi Hütter lieferten die ersten beiden Testspiel aber einige Erkenntnisse.
Adi Hütter hatte am Mittwoch auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen Flora Tallinn noch eine „klare Leistungssteigerung“ von Eintracht Frankfurt erwartet. Der 2:1-Auswärtserfolg eine Woche zuvor wurde eher kritisch bewertet, es mangelte noch an Tempo, Torgefahr, Passgenauigkeit und der nötigen Frische. Verwundert haben diese Faktoren niemanden, waren die Hessen zu diesem Zeitpunkt doch überhaupt erst wieder 17 Tage in der Vorbereitung. Doch vor eigenem Publikum hatte sich Hütter mehr von seiner Mannschaft erhofft. Er kann dennoch einige Schlüsse ziehen.
Rechte Seite aktiver als die linke
Über 180 Minuten gesehen war Danny da Costa in den Partien gegen Tallinn im Gegensatz zu Pendant Filip Kostic der deutlich auffälligere Akteur. Da Costa legte zwei Treffer mit starken Hereingaben hervor, wirkte spritziger und zielstrebiger in seinen Aktionen. „Die rechte Seite hat mir sehr gut gefallen“, stellte auch Hütter nach Abpfiff auf Nachfrage von fussball.news fest. Kostic hingegen wirkte auch diesmal in der ersten Halbzeit noch lethargisch und kam erst in der letzten halben Stunde etwas stärker auf. An die Topform, die ihn im vergangenen Jahr so stark gemacht, reicht der Serbe noch nicht heran.
Toure fällt hin – und zieht sich aus dem Sumpf
Almamy Toure erlebte gegen Tallinn ein Wechselbad der Gefühle. Der Franzose startete ordentlich, harmonierte mit da Costa und war beim Führungstor von Goncalo Paciencia (37.) der vorletzte Passgeber. Doch dann kam nur drei Minuten später der Schockmoment für Toure: Erst stand der Abwehrmann beim Pass in die Tiefe völlig falsch und dann ließ er sich von Vlasiy Sinyavskiy – der anschließend traumhaft schön schlenzte – amateurhaft austanzen. „Da muss er besser attackierend“, bemängelte Hütter. Für Toure ging es bitter weiter, „er hatte zwei Böcke drin im zweiten Durchgang“. Hütter stellte allerdings auch lobend fest: „Almamy hat sich dann aber aus dem Sumpf gezogen.“ Die Frage aber bleibt: Reicht es bei Toure derzeit für höhere Aufgaben? Fatal: Die Fehler wiederholen sich, bereits gegen die TSG Hoffenheim (3:2) oder den FC Augsburg (1:3) patzte er auf eine ähnliche Art und Weise. Die Zweifel konnte er gegen Tallinn nicht zerstreuen. Die feste Verpflichtung von Martin Hinteregger wird Toures Positionen jedenfalls nicht verbessern.
Paciencia findet die richtige Antwort
Paciencia zeigte an seinem 25. Geburtstag von der ersten Minute an große Einsatzfreude und Willensstärke. Zwar gelang dem Portugiesen nicht alles, doch nach 37 Minuten belohnte er sich per Kopf für sein großes Engagement. Auch im zweiten Durchgang rieb sich Paciencia auf, verwandelte einen zweifelhaften Handelfmeter (54.) und hätte sich nur kurze Zeit später beinahe noch mit einem Fallrückziehertreffer belohnt. „Ich war im Hinspiel in Tallinn nicht zufrieden mit ihm. Er hat die richtige Reaktion gezeigt und geht als Matchwinner vom Platz“, lobte Hütter den Auftritt des Angreifers. Ob er die nach den Abgängen von Sebastien Haller und Luka Jovic gerissene Lücke wird schließen können, ist aber noch unklar. Immerhin sind körperliche Ansätze vorhanden, auch war Paciencia diesmal besser ins Kombinationsspiel eingebunden.
Pflichtspiele in der Vorbereitung tun weh
Normalerweise befinden sich Profis vor dem ersten Pflichtspiel einer Saison im DFB-Pokal rund sechs oder sieben Wochen in der Vorbereitung. Die konditionellen und taktischen Grundlagen werden gelegt, die Intensität peu a peu erst hoch- und dann heruntergefahren. Diesmal aber ist bei der Eintracht alles anders, weshalb Hütter feststellen musste: „Wir haben noch Luft nach oben. Es befindet sich noch Sand im Getriebe.“ Ob in der kommenden Runde gegen den FC Vaduz eine Steigerung sichtbar sein wird? Es ist eine schwierige Suche nach der richtigen Balance.
Positive Überraschung Kamada weiß zu gefallen
Nach den lobenden Worten von Hütter durfte sich Daichi Kamada gegen Tallinn von Beginn an probieren. Der Japaner deutete sein Potenzial bei Dribblings und im Passspiel an. Dem 22-Jährigen gelangen zwar weder ein Tor, noch eine Vorlage, dennoch hinterließ er einen positiven Eindruck. „Mir hat er gut gefallen. Daichi hat eine gewisse Eleganz, kann Überzahl schaffen und spielt mannschaftsdienlich“, lobte Hütter und schob hinterher: „Er hat mir in seinen Aktionen sehr gut gefallen.“ Ob Kamada auf Anhieb reif genug ist für einen Platz in der Stammelf, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Der Offensivmann kann aber in Zukunft noch zu der erhofften Verstärkung hinter den Spitzen werden.