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·4. November 2025

Dieser VAR macht unseren Sport kaputt!

Artikelbild:Dieser VAR macht unseren Sport kaputt!

Erst grenzenloser Jubel, dann minutenlanges Zittern während endlos langer Unterbrechungen, an deren Ende oftmals Ernüchterung und Ratlosigkeit stehen. So sieht der Fußball-Alltag seit der Einführung des Video Assistant Referees (VAR) im Jahr 2017 aus. Der 1. FC Kaiserslautern sieht sich damit seit seinem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2022 konfrontiert. Doch so schlimm wie derzeit war es gefühlt noch nie. Dabei sollte der VAR doch mit den Jahren immer besser, Fehler weniger werden – so zumindest das Credo von DFB, UEFA und FIFA. Immer wieder wurde nachgesteuert, zuletzt sollten Durchsagen im Stadion für mehr Transparenz sorgen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Woran liegt das?

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Die Illusion der schönen neuen VAR-Welt

Das Kernproblem ist, dass mit der Einführung des VAR etwas anderes geschaffen wurde, als ursprünglich versprochen. „Voraussetzung für ein Eingreifen des VAR ist jeweils, dass nach dessen Einschätzung eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters auf dem Feld vorliegt oder ein schwerwiegender Vorfall übersehen wurde. Ist eine solche falsche oder fehlende Wahrnehmung auf dem Feld nicht gegeben, dann darf der VAR nicht eingreifen“, heißt es auf der offiziellen Seite des DFB. Damit sollte der Fußball gerechter gemacht werden. So weit die schöne Illusion. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Fast jeder potenzielle Strafstoß im Strafraum wird mittlerweile überprüft. Der Schiedsrichter auf dem Feld lässt im Zweifel eher weiterlaufen, da er per Signal ohnehin darauf hingewiesen wird, dass eventuell ein strafbares Vergehen vorgelegen haben könnte. Die Folgen sind gravierend. Teils diskutiert der Referee minutenlang mit dem ehemals als „Kölner Keller” verschmähten Videoassistenten – oftmals mit dem Ergebnis, dass er sich die Szene noch einmal selbst im Stadion ansieht. Soll so eine gravierende Fehlentscheidung aussehen? Wohl kaum. Sie sollte innerhalb weniger Sekunden erkannt und korrigiert werden können.

Der VAR sorgt nicht für Gerechtigkeit, nur für Verwirrung

Vielmehr entzieht der VAR dem Schiedsrichtergespann auf dem Platz jede Entscheidungskompetenz und Autorität. Genau davor haben viele Fußballfunktionäre schon vor Jahrzehnten gewarnt. Dem Spiel und den Fans wird dadurch eines der schönsten Dinge genommen, die der Fußball zu bieten hat: die Spontanität der Emotionen. Doch fast noch schlimmer ist, dass die Schiedsrichter scheinbar auch qualitativ immer schlechter werden. Das brachte sogar den ehemaligen Weltschiedsrichter und FCK-Gremiumsmitglied Markus Merk dazu, ein vernichtendes Urteil zu fällen: „Wir würden eine Masse dieser Unterbrechungen überhaupt nicht bekommen, wenn die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter auf dem Platz souveräner und sicherer entscheiden würden. Die Kompetenz stimmt nicht“, erklärte Merk gegenüber Sport1. Klare Worte, die so wichtig sind!

Denn die Verbände zeigen sich diesbezüglich wie gewohnt kritikresistent. Als Konsequenz der jüngsten Misere wird etwa keine eine grundlegende Reform des VAR angestrebt, nein. Stattdessen soll der Videobeweis im DFB-Pokal, in dem zuletzt vor allem Fehlentscheidungen getroffen wurden, schon vor dem Achtelfinale eingesetzt werden. Die Schiedsrichter auf dem Feld sollen also noch früher in ihrer Entscheidungskompetenz beschnitten werden. Was für ein fatales Signal! Die Schiedsrichter selbst werden im Regen stehen gelassen, müssen die undurchdachten Regelungen ausbaden und sich dem Zorn der Zuschauer stellen.

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Gut gemeint ist nicht gut gemacht: Das Schiri-Niveau wird immer schlechter

Auch der FCK war in der jüngeren Vergangenheit häufig betroffen. Mal profitierte er, mal war er der Leidtragende. Nie aber wurde der Fußball dadurch besser oder gerechter. In Paderborn entschieden Videobilder – durchaus vertretbar – auf Elfmeter gegen den FCK. Doch war es eine klare Fehlentscheidung, das Einsteigen von Maxwell Gyamfi nicht zu ahnden? Eher nicht. Gegen Nürnberg wurde die Technik gar zweimal bemüht: Mika Haas hatte den Klubberer Justvan getroffen. Schiedsrichter Sören Storks ließ zunächst weiterlaufen. Doch dann schaltete sich der VAR ein und forderte Storks auf, seine Entscheidung zu überdenken. Dieser tauschte sich minutenlang mit den Videoschiedsrichtern aus. Am Ende lautete die Entscheidung, keine Entscheidung treffen zu können. Er musste sich die Szene nochmals selbst anschauen und entschied schließlich auf Foulspiel und Strafstoß. Eine klare Fehlentscheidung wäre sofort erkennbar gewesen. So aber nimmt man dem Schiedsrichter auf dem Feld jede Autorität und Verantwortung und lässt Tausende von Fans minutenlang im Ungewissen.

Noch schlimmer wurde es beim zweiten Eingreifen. Der Last-Minute-Ausgleich von Nürnberg wurde möglich, weil der VAR ein Foulspiel von Jan Elvedi zu Recht ahndete. Dennoch dauerte es mehrere Minuten, um zu überprüfen, ob zuvor eine Abseitsstellung vorlag. Abseits oder kein Abseits – früher war dies eine klare Sache. Im Zweifel wurde für den Angreifer entschieden. Doch neue Regeln und die Tatsache, dass es mittlerweile ausreicht, wenn sich eine Haarsträhne im Abseits befindet, führen dazu, dass eine eigentlich fehlerunanfällige Spielsituationen endlose Diskussionen auslösen.

Markus Merk wird deutlich: „VAR gegen Sinn und Geist des Fußball"

Jüngste Krönung: Im Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf wurde das vermeintliche 2:0 von Leon Robinson wegen einer relativ deutlichen Abseitsstellung von Ivan Prtajin erst nach rund fünf Minuten aberkannt. Ein Wahnsinn, wenn man sich hierbei wieder die ursprüngliche Definition des VAR ins Gedächtnis ruft. Obendrein versagte in der Arena dann auch noch die Stadiontechnik, weshalb Referee Lars Erbst den 38.000 Zuschauern im Stadion die Unterbrechung und seine Entscheidung nicht erklären konnte. Dies ist symptomatisch für das desaströse und chaotische Bild, das die Schiedsrichter derzeit (unfreiwillig) abgeben. Eine weitere Folge sind Nachspielzeiten in neuen Dimensionen.

Das Abseits war eindeutig und sollte primär auf dem Spielfeld erkannt werden. Natürlich sind Fehler menschlich, und niemand kann sich davon freisprechen. Aber wenn ich schon den VAR nutzen kann, dann muss mir ein Bild, eine Sekunde bei solch einer eindeutigen Situation reichen. Diese ständigen, mitunter minutenlangen Unterbrechungen verzerren und entemotionalisieren das gesamte Spiel“, erklärt Markus Merk im Gespräch mit Treffpunkt Betze und fügt hinzu: „Die permanenten Unterbrechungen sind gegen Sinn und Geist des Fußballs und nerven jeden Fußballfan.“

Und ihr macht unseren Sport kaputt

Damit spricht das Aushängeschild des deutschen Schiedsrichterwesens Millionen von Fußballfans aus dem Herzen. Ja, im Fußball geht es mittlerweile um sehr viel Geld. Insofern ist es nachvollziehbar, dass Fehler minimiert und Entscheidungen sicherer getroffen werden sollen. Wenn durch die amateurhafte Anwendung des Videobeweises aber ohne Unterlass das Gegenteil erreicht wird, das Niveau der Schiedsrichter sinkt und obendrein die Anfeindungen gegen die Unparteiischen steigen, dann ist es höchste Zeit, dass die Verbände handeln. In der derzeitigen Form gehört der VAR abgeschafft. Denn so – und das ist mehr als ein simpler Fangesang – geht unser Sport kaputt!

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