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·14. Dezember 2025

Dominanz, Drama & Rekord-Elfmeter von Kane

Artikelbild:Dominanz, Drama & Rekord-Elfmeter von Kane

Wer hätte das im Vorfeld gedacht: Drei Minuten waren noch auf der Uhr beim letzten Heimspiel des Jahres, da verhinderte Harry Kane mit seinem verwandelten Strafstoß auf der Ziellinie doch noch die erste Saisonniederlage in der Bundesliga für den FC Bayern. Der Rekordmeister war zwar gegen den FSV Mainz 05 über die komplette Spielzeit mehr als nur dominant und hochüberlegen – der Tabellenletzte aber verteidigte diszipliniert und leidenschaftlich vom Anpfiff bis in die siebte Minute der Nachspielzeit. Und Mainz hatte obendrein vorn bei seinen ganz wenigen Ausflügen in die Hälfte der Bayern nicht nur Glück, sondern auch Klasse, machte aus drei Chancen zwei Tore.

Trotz Remis die Tabellenführung ausgebaut

Letztlich aber konnte durch das späte 2:2 (1:1) der FC Bayern den Abstand zum engsten Verfolger an der Ligaspitze dennoch ausbauen. „Wir waren in dieser Saison sehr effizient, wir haben viele Tore erzielt, wir haben auch heute wieder zwei Tore gemacht“, sagte Harry Kane, der Bayern-Torjäger: „Aber insgesamt haben wir heute das entscheidende Tor verpasst.“


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Dabei waren die Gäste mit dem wohl schwersten Rucksack der Liga auf dem Rücken in die Allianz Arena gekommen: Nur zwei Siege aus den letzten 21 Bundesligaspielen, dazu ein Trainerwechsel zu Urs Fischer und so etwas wie das allerletzte Aufgebot – die Vorzeichen hätten wohl nicht schlechter sein können gegen den FC Bayern, der letztmals 1987 das letzte Heimspiel des Jahres verloren hatte. Und so entwickelte sich sofort das erwartete Szenario: Der FC Bayern schob den Ball sicher durch die eigenen Reihen, Mainz stand passiv in zwei Abwehrreihen tief vor dem eigenen Tor, um die Räume zu versiegeln. Ein Bild, das es zuletzt häufiger gegeben hatte – „auf das wir aber vorbereitet sind“, wie Vincent Kompany meinte.

Hiroki Ito feiert Comeback in die Startelf

Der Cheftrainer des FC Bayern hatte seine Viererkette noch einmal umgestellt, neben Minjae Kim stand erstmals seit neun Monaten wieder Hiroki Ito in der Startformation in der Innenverteidigung. Doch defensiv waren die Gastgeber ohnehin nicht gefordert, so schien es – die Partie spielte sich vor allem in der gegnerischen Hälfte ab mit einem solchen Übergewicht für den Favoriten, dass es jede Waage sogleich gesprengt hätte: Über 94 Prozent Ballbesitz sammelte der FC Bayern bereits in der Startviertelstunde, spielte 231 Pässe, Joshua Kimmich allein davon 44 – die komplette Mainzer Mannschaft im selben Zeitraum lediglich insgesamt 16. Das einzige Manko: In gefährliche Räume kombinierte sich der Tabellenführer selten. Weil bei aller Überlegenheit das Tempo und das Glück im Abschluss fehlte.

„In den paar Momenten, die Mainz hatte, haben sie das überragend gemacht“, fand Vincent Kompany später: „Und wir haben in unseren Großchancen nicht den Unterschied gemacht wie normalerweise. Solche Ergebnisse entstehen dann genau nach so einem Spielverlauf. Objektiv gesagt: Schlimm wäre, wenn wir uns keine Möglichkeiten erarbeiten, wenn wir viel herschenken. Das war nicht der Fall.“

Und so blieben es Einzelleistungen, wenn es mal gefährlich wurde. Doch Harry Kanes Kopfball parierte Gästekeeper Daniel Batz in seinem siebten Bundesligaspiel mühelos. Auch nach einer halben Stunde blieb das Bild dasselbe: Bayern mit erdrückender Dominanz, aber mit zu wenig an blitzschnellen Überraschungsmomenten – Luis Diaz fehlte obendrein gelbgesperrt. Wenn mal aufs Gaspedal gedrückt wurde, wurde es sofort brandgefährlich: Olise vernaschte seinen Gegenspieler, Kane setzte den folgenden Schuss knapp vorbei, den sich aber Serge Gnabry schnappte und zu seinem vierten Torassist in den Rücken der Abwehr passte. Lennart Karl schloss die tolle Kombination zur 1:0-Führung ab (29. Minute). Oben auf der Ehrentribüne freuten sich auch Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen, Sportvorstand Max Eberl und Bayern-Legende Thomas Müller auf Heimatbesuch aus Kanada.

Das 1:0 war gleich doppelt besonders

Das Führungstor war gleich doppelt besonders: Seit Mitte Oktober erzielte der 17-jährige Karl damit sechs Pflichtspieltore (je drei in der Bundesliga und Champions League) - in diesem Zeitraum traf nur Harry Kane für den FC Bayern häufiger (zehnmal). Und mit dem 1:0 knackte der FC Bayern bereits im 14. Saisonspiel die 50-Tore-Marke in der Liga, das war zuvor noch keinem Verein so bald gelungen. Die Partie schien sich nun in ihr Schicksal zu fügen, weil Mainz rein auf Schadensbegrenzung aus zu sein schien: Kane mit seinem fünften Schuss aufs Tor kurz vor der Pause, 550:80 Pässe, 11:3 Flanken, 91 Prozent Ballbesitz - nur im März 2014 gegen die Berliner Hertha hatten die Bayern jemals zuvor seit Datenerfassung 2004 soviele Zuspiele gesammelt. Dann aber flankte Böving einen Freistoß vom Sechzehnereck aus dem Nichts auf den Kopf von Kacpar Potulski: erster Torschuss, erster Treffer, erstes Kopfballtor der Saison für Mainz 05 - 1:1! Ein Treffer, das die Bayern eisig duschte wie eine Dachlawine nach Schneegestöber. Aber auch: Das siebte der letzten acht Gegentore in der Bundesliga nach Standardsituation – 70 Prozent der Gegentore fielen damit gegen den Deutschen Meister nach ruhendem Ball (sieben von zehn) – auch das ist Ligarekord einer Mannschaft, wenn diesmal ausnahmsweise ein negativer. „Das darf uns so nicht passieren“, ärgerte sich Joshua Kimmich, „weil dadurch die zweite Halbzeit überhaupt erst offen wird. Ansonsten wäre es für uns deutlich einfacher gewesen. So wurde es ein hartes Stück Arbeit.“

Stabil wie eine Bohrinsel im Orkan

Für einen Heimsieg mussten die Gastgeber noch mutiger, risikofreudiger und temporeicher in die zweite Hälfte starten. Oder zumindest weiter druckvoll agieren - doch Mainz hatte sich festgebissen und eingerichtet, hatte eine Stabilität aufgebaut wie sonst nur Bohrinseln im Orkan. Damit taten sich die Bayern schwer - wenn sie sich doch mal durchkombinierten, retteten das Schlusslicht starke Batz-Paraden und aufopferungsvolle Grätschen auf der Torlinie, wie gegen Harry Kane (64.). „Unser Plan war gar nicht, viel zu verändern, weil die erste Halbzeit aus unserer Sicht ordentlich war. Wir hatten gute Torchancen, sind aber auf einen starken gegnerischen Torwart getroffen, der einige Situationen gut entschärft hat“, fand Kimmich.

Dachlawine Nummer zwei

Und dann gab es ja noch eine zweite, eiskalte Dachlawine auf die Köpfe der Bayern: In die Bell-Flanke aus dem Halbfeld warf sich Lee-Jae Sung hinein und köpfte den Ball zum 2:1 für Mainz ins Bayern-Tor. Jener Südkoreaner, der bereits vor exakt einem Jahr als Doppeltorschütze für Vincent Kompanys erste Bundesliga-Niederlage überhaupt verantwortlich gewesen war. Und: Seit Oktober 2020 hatte der FC Bayern nicht mehr zwei Kopfballtore in einem Spiel hinnehmen müssen. „Sie spielen den einen Konter sehr, sehr gut fertig. Im Grunde haben sie zwei Aktionen: die Standardssituation und das 2:1. Und auf einmal steht es 1:2. Und du denkst: Ja, warum? Wie kann das sein? Aber genau das ist Fußball“, ärgerte sich Max Eberl, der Sportvorstand.

Die Stimmen zum Spiel gegen Mainz 05:

Nun ging es für den FC Bayern plötzlich darum, in einer Schlussoffensive die erste Bundesliganiederlage der Saison doch noch abzuwenden. Doch das Schlusslicht bot wenig Fehler, verteidigte weiter diszipliniert und ließ kaum Räume zu.  „Wir konnten nicht ganz den letzten Pass oder den letzten Abschluss finden. Sie haben ein gutes Spiel gemacht, und dann mussten wir kämpfen“, sagte Harry Kane: „Wenn man gegen solche Teams spielt, kämpfen sie um jeden Punkt. Sie können gut verteidigen, sie können den Ball verteidigen, sie können sich retten, sie werfen sich in alles hinein.“

Nichts half gegen die Genialität des Torjägers

Aber es half alles nichts gegen die Genialität des Torjägers: Der erst 18-jährige Potulski zahlte in seinem zweiten Bundesligaspiel Lehrgeld, als er den englischen Nationalmannschaftskapitän etwas zu lang am Trikot zupfte – den folgenden Strafstoß setzte Kane unhaltbar zum 2:2-Ausgleich ins Mainzer Tor (86.). Es war das 20. Elfmetertor im 20. Versuch in der Bundesliga für den 32-Jährigen – ausgebauter Rekord für Kane. „Klar sind das spielentscheidende Momente - aber wenn man sieht, wieviele Chancen wir hatten. Ein Unentschieden ist ein super Ergebnis für den Gegner, Gratulation dafür! Aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir mit so vielen Chancen mehr rausholen, ganz klar“, fand sein Coach.

Mit dem Tölzer Knabenchor in die Münchner Nacht

Bei diesem Unentschieden blieb es letztlich – aus der drückenden Überlegenheit sprang an diesem vorweihnachtlichen Abend nur ein Punkt heraus. „Man muss auch anerkennen, dass Mainz das heute hier ordentlich gemacht hat“, lobte Joshua Kimmich den Tabellenletzten. „Trotzdem ist die Erwartungshaltung bei uns klar: Zu Hause musst du gewinnen – egal gegen wen.“ Und während die stimmungsvolle Weihnachtsshow in der Allianz Arena ihren Lauf nahm, die Mannschaft sich für die riesige Unterstützung ihrer Fans weltweit im Stadion bedankte, der Tölzer Knabenchor mit besinnlichen Liedern die Menschen in die Münchner Nacht verabschiedete, versprach Harry Kane mit Blick auf das letzte Auswärtsspiel des Jahres in Heidenheim: „Wir wollen nächsten Sonntag gewinnen und dann wirklich zufrieden in die Pause gehen. Wir haben noch eine Woche, um uns zu fokussieren und vorzubereiten - und dann das Spiel zu genießen.“

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