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·24. November 2025

Dreierpacker Deniz Undav: Arroganz, die ich sympathisch finde

Artikelbild:Dreierpacker Deniz Undav: Arroganz, die ich sympathisch finde

Deniz Undav ist für mich der Spieler des Wochenendes. Seine drei Tore in Dortmund sahen spektakulärer und schöner aus als die besten Haaland- und CR7-Treffer der vergangenen zwölf Monate zusammen. Behaupte ich zumindest – wer guckt schon erste arabische Liga…

Besonders gefallen hat mir, wie Undav im Westfalenstadion fast platzte vor Selbstbewusstsein. Er bezeichnete seine Drehung im „Gerd-Müller-Style“ (Sport-Informationsdienst) vor dem abschließenden 3:3 für die Stuttgarter selbst als „Weltklasse“. Sowas kommt selten vor.


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Natürlich stockt einem angesichts dieser Selbsteinschätzung der Atem, schließlich wird Fußballern heutzutage Bescheidenheit bereits in den Nachwuchsleistungskindergärten der Vereine eingeprügelt. „Bodenständigkeit“ gilt als Grundtugend. Das Beste, was man nach dem Abpfiff als Feldreporter bekommen kann, ist also normalerweise ein „Hauptsache, wir haben gewonnen – da ist es doch egal, wer die Tore schießt“.

Und man stelle sich nur mal vor, der Dortmunder Karim Adeyemi hätte seinen beinahe entscheidenden, ebenfalls sehr sehenswerten Treffer zum 3:2, den er kurz vor Schluss quasi selbst vorbereitet hatte, als „Weltklasse“ bezeichnet – wir wären alle fassungslos gewesen angesichts dieser Arroganz, und dem 150minütigen Sport1-Doppelpass hätten sie gestern eine 30-minütige Sondersendung „Der Fall Adeyemi“ angehängt.

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Undav verzeiht man so etwas aber sofort, er sagt ja auch immer alles mit einem Augenzwinkern und hat außerdem keine Waffensammlung im Keller. Er braucht zudem dringend dieses Eigenmarketing, denn die Zeit wird knapp, Undav ist mit seinen 29 Jahren ein Spätberufener.

Geboren am Jadebusen in Friesland, spielte er vor fünf Jahren noch in Meppen, ging dann über Belgien nach England in die Premier League, und trotzdem kannte ihn hier fast niemand. Schließlich rettete ihn Stuttgart. Oder er rettete Stuttgart, ganz wie man will. Auch diese Saison hat er trotz Verletzungspech schon sechs Bundesligatore (in sieben Einsätzen) erzielt.

Stuttgart, muss man sagen, passierte wohl gerade im richtigen, wichtigen, letzten Karrieremoment, denn Undav hat eine Mission: Der Sohn kurdischer Eltern will unbedingt mit Deutschland zur WM 2026. Undav hat erst sechs Länderspiele, dabei dreimal getroffen, zuletzt wurde er von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht mehr eingeladen. Wenn er so weitermacht, wird sich das ändern.

Am Tag des WM-Endspiels feiert Undav übrigens seinen 30. Geburtstag. Gutes Timing eigentlich – wer weiß, vielleicht tunnelt er am 19. Juli 2026 einen van Dijk oder lässt Romero alt aussehen und wird somit hochoffiziell Weltklasse-Stürmer, also ohne sich diesen Titel selbst verleihen zu müssen. Ich würde es ihm gönnen.


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