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Matti Peters·5. Juni 2019
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Matti Peters·5. Juni 2019
Am 8. Juni beginnt die Frauen-WM! Wir stellen dir drei Spielerinnen vor, die auf und neben dem Platz für Aufsehen sorgen.
Die ruhmreichen Tage der norwegischen Frauen-Nationalmannschaft liegen bereits viele Jahre zurück. Seit dem Titelgewinn bei der WM 1995 gab es für die Skandinavierinnen nicht viel zu holen. Bei den letzten beiden WM-Turnieren war spätestens im Achtelfinale Schluss.
Für den nächsten Anlauf hätte Norwegen eine Ausnahmekünstlerin wie Ada Hegerberg gebrauchen können. Die Gewinnerin des Ballon d’Or ist aber aus Protest gegen die Verhältnisse im nationalen Verband (NFF) nicht dabei. Sie prangert damit den mangelnden Respekt für den Frauenfußball an. Diese nicht zu verkennende Situation bietet allerdings gleichzeitig die Möglichkeit für eine weitere Ausnahmekönnerin ins Rampenlicht zu treten.
Caroline Graham Hansen hat ebenfalls außergewöhnliches Talent am Ball. Mit 16 kam sie zum ersten Mal in der A-Nationalmannschaft zum Einsatz. Bevor sie sich kürzlich dem FC Barcelona anschloss, dominierte die 24-Jährige mit dem VfL Wolfsburg den deutschen Frauenfußball. Als Denkerin und Lenkerin im Mittelfeld der Wölfinnen hat sie ihre Führungsqualitäten schon längst unter Beweis gestellt.
Mit der Abwesenheit der Weltfußballerin schlägt auf internationaler Bühne nun die Stunde für Hansen. Die technisch versierte Mittelfeldspielerin ist beidfüßig und hat einen starken Torabschluss. Sie beherrscht den sogenannten tödlichen Pass in Perfektion und bringt zudem eine unfassbare Geschwindigkeit mit. Nachdem sie bei der WM 2015 aufgrund einer Verletzung nicht dabei sein konnte, hat sie in ihrer nun ersten Weltmeisterschaft die Chance für Aufsehen zu sorgen.
Die sechsfache Weltfußballerin wird auch bei der WM in Frankreich wieder eine der, wenn nicht DIE Hauptprotagonistin sein. Schließlich gehört sie im Frauenfußball zum „alten Adel“. Mit einer Bilanz von 15 Toren bei 17 Einsätzen auf der Weltbühne ist Marta Rekordtorschützin und dürfte dies sicherlich auch noch einige Zeit bleiben.
In der brasilianischen Nationalmannschaft spielt sie gewöhnlich an der Seite ihrer Sturmpartnerin Cristiane. Ihre Spielweise wird dabei vor allem durch ihre große Schnelligkeit und ihre außergewöhnliche Ballbehandlung und Schusstechnik geprägt. Sie agiert sie nicht als reine Mittelstürmerin, sondern schaltet sich regelmäßig in den Spielaufbau im Mittelfeld ein. Trotz ihrer großen Torgefahr (79 Tore in 92 Länderspielen) sucht sie nicht bedingungslos den Abschluss, sondern glänzt zusätzlich als Vorlagengeberin.
Bei einer Fußballnation wie Brasilien könnte man davon ausgehen, dass die 33-Jährige in ihrer Karriere bereits alles gewonnen hat. Doch während sie mit der Seleção bei den Südamerikameisterschaften stets ein Dauerabo auf den Titel hatte, reichte es bei den ganz großen Turnieren nie für den Platz an der Spitze.
Angesichts der durchwachsenen Vorstellungen der Brasilianerinnen in der Vergangenheit, dürfte der Titelgewinn auch in diesem Jahr schwierig werden. Als Zehnter der aktuellen Weltrangliste gehört die Mannschaft um Spielführerin Marta nicht unbedingt zu den Topfavoriten.
Für die Zeit nach ihrer aktiven Karriere hat das Idol vieler Fußballerinnen bereits eine klare Vorstellung: „Ich trage mich mit dem Gedanken, weiterhin im Frauenfussball-Bereich tätig zu sein, die Entwicklung zu fördern und dafür zu sorgen, dass mehr Mädchen und Frauen Fußball spielen.“ Diese Sicht der Dinge ist letztlich ohnehin mehr wert, als eine ruhmreiche goldene Trophäe.
Die Weltmeisterin von 2015 ist die geborene Anführerin – auf und neben dem Platz. Mit 21 Jahren debütierte die Flügelspielerin aus Kalifornien für die Frauen-Nationalmannschaft nachdem sie zuvor sämtliche Jugendmannschaften des Team USA durchlaufen war. Ihren großen Durchbruch bei den „Stars and Stripes“ schaffte sie bei der WM 2011 in Deutschland.
Mit ihrer unbekümmerten Art, ihrem Trickreichtum, einer überragenden Übersicht und einer hochpräzisen Passfähigkeit brachte sie einen wasserstoffblonden Farbtupfer in das stark auf Athletik und Physis ausgerichtete Spiel der Amerikanerinnen.
Ihren Treffer im Gruppenspiel gegen Kolumbien feierte „Pinoe“ mit einer kleinen Gesangseinlage von Bruce Springsteens „Born in the USA“ über eins der Außenmikrofone am Spielfeldrand. Auch deswegen avancierte sie zu einem der Publikumslieblinge in den deutschen Stadien. Die olympische Goldmedaille und der Weltmeistertitel 2015 gehören zu ihren Karrierehöhepunkten.
Rapinoe war sich auch durch ihren sportlichen Erfolg immer der besonderen Vorbildfunktion in der Gesellschaft bewusst. Sie hat nie davor zurückgeschreckt, ihre Meinung zu sagen oder in anderer Form zu zeigen. Bei einem Länderspiel im Jahr 2016 protestierte sie nach dem Vorbild von Star-Footballer Colin Kaepernick gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt, indem sie bei der US-Hymne aufs Knie ging.
Weiterhin setzt sich die 33-Jährige öffentlich und nachhaltig für die Gleichberechtigung der LGBT-Szene ein und hat eine eigene Lifestyle-Marke gegründet. Auf dem Weg zur Titelverteidigung im Sommer wird es auch auf ihre Führungsqualitäten ankommen. Als eine der drei Spielführerinnen der Mannschaft von Trainerin Jill Ellis wird Rapinoe mit ihren mittlerweile 150 Länderspieleinsätzen die nötige Erfahrung beisteuern.
Die deutsche Anführerin: Dzsenifer Marozsán
Das Deutschlands jüngste Nationalspielerin aller Zeiten überhaupt bei der WM dabei ist, ist ein kleines Wunder. Denn im Juli 2018 wurde die gebürtige Ungarin mit einer beidseitigen Lungembolie ins Krankenhaus eingeliefert. „Das war der schockierendste Moment meiner Karriere“, sagt die Kapitänin der Nationalmannschaft im Nachhinein. Ganze drei Monate war die Ausnahmefußballerin außer Gefecht gesetzt. Die Karriere war in Gefahr. Doch Marozsán kämpfte sich mit Ruhe und Kraft zurück in die Weltspitze. Und wie: Im Trikot von Olympique Lyon gewann sie nicht nur drei Mal in Folge die Women Champions League, sondern wurde in Frankreich auch zur drei Mal in Folge zur Spielerin der Saison gekürt.
In der Nationalmannschaft ist sie auch wegen ihrer Erfolge so etwas wie die Leitwölfin. Alle Augen werden in ihrer Wahlheimat Frankreich ohnehin auf Marozsán gerichtet sein. Doch wer ihrer Leidensgeschichte kennt, der weiß: Sie lässt sich nicht so leicht aus der Bahn werfen.