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Matti Peters·8. Oktober 2025

"Egoistische Loser": Weltstar rechnet mit Zeit im Nationalteam ab

Artikelbild:"Egoistische Loser": Weltstar rechnet mit Zeit im Nationalteam ab

In den frühen 2000er-Jahren waren Englands Hoffnungen auf einen lang ersehnten internationalen Titel riesig. Die Rede war immer von der vielzitierten "Goldenen Generation". Liverpool-Legende Steven Gerrard war Teil dieser mit Superstars gespickten englischen Mannschaft, zu der auch Frank Lampard, Wayne Rooney, John Terry oder auch Paul Scholes gehörten.

Doch trotz dieses hochkarätigen Kaders kam England dem Ende der damals bereits 40-jährigen Durststrecke nie wirklich nahe. Bei der EM 2004 und der WM 2006 war jeweils im Viertelfinale im Elfmeterschießen gegen Portugal Schluss. Für die Euro 2008 qualifizierte sich das Starensemble erst gar nicht.


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📸 Matthew Lewis - 2006 Getty Images

Der heute 45-Jährige, der 114 Länderspiele für die Three Lions bestritt, betonte, dass vor allem die stark vertretene Grüppchenbildung verhinderte, dass die Mannschaft im Nationaltrikot wirklich zusammenfand.

"Wir waren alle egoistische Loser", sagte Gerrard als Gast im Podcast von seinem ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Rio Ferdinand. Englands "Goldene Generation" konnte so den hohen Erwartungen nie gerecht werden.

"Ich sehe heute im Fernsehen Jamie Carragher neben Paul Scholes sitzen und es sieht aus, als wären sie seit 20 Jahren beste Freunde. Und ich sehe Carraghers Beziehung zu Gary Neville, und es wirkt, als wären sie seit 20 Jahren befreundet. Ich bin wahrscheinlich heute enger mit dir befreundet, als ich es während den 15 Jahren mit dir bei der Nationalmannschaft war", so Gerrard, der offenbar auch zwei Jahrzehnte später mit den Umständen hadert.

"Warum haben wir das nicht geschafft, als wir 20, 21, 22, 23 waren? War es das Ego? War es die Rivalität?", gab er zu bedenken. Die Antwort lieferte Stevie G. direkt im Nachsatz:

"Es lag an der Kultur innerhalb von England. Wir waren nicht befreundet, nicht auf einer Wellenlänge. Wir waren kein Team. Wir sind zu keinem Zeitpunkt zu einer richtig guten, starken Mannschaft geworden."

Gerrard sprach außerdem von seinem persönlichen Gefühl der Einsamkeit innerhalb der "Golden Generation" Englands, das auch durch existierenden Blöcke aus den Klubmannschaften verstärkt wurde – und das habe sich letztlich auch auf die Leistungen auf dem Platz ausgewirkt.

Speziell die alltäglichen Dinge im Kreise der Nationalelf sind dem 45-Jährigen negativ in Erinnerung geblieben: "Ich habe es gehasst. Es hat mir keinen Spaß gemacht. Ich habe die (Hotel-)Zimmer gehasst. Es gab kein Social Media, wir hatten keinen DVD-Player oder sonst etwas. Nur Kanal 1 bis 5 oder was auch immer im Fernsehen lief. Ich war oft niedergeschlagen und traurig."

Sobald er den Ball am Fuß hatte, war es hingegen ein Kontrastprogramm: "Ich habe es geliebt, für England zu spielen. Ich war wirklich stolz. Ich habe die Trainingseinheiten genossen, aber das waren 90 Minuten am Tag. Und dann war ich einfach allein.

Abschließend gab er sogar zu, dass er sich nicht als Teil des Teams gefühlt habe und sich, im Gegensatz zu den Teamkollegen im Klub, mit den Spielern bei England nicht verbunden gefühlt zu haben.


📸 Sandra Behne - Bongarts