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·17. Juni 2024
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Österreich startet heute gegen Frankreich in die EM 2024. Mit großen Ambitionen, einem breiten Kader und dem ein oder anderen Schlüsselspieler. Einer davon ist Christoph Baumgartner von RB Leipzig.
Christoph Baumgartner wurde in Horn geboren und entdeckte früh seine Leidenschaft für den Fußball. In der Jugend spielte er für den SV Horn, seinen Heimatklub, ehe es ab der U15 nach St. Pölten ging. Talent wurde ihm damals schon attestiert, auch Scouts aus dem nahen Ausland hatten ihn früh auf dem Schirm. Der Talentemarkt ist seit Jahren umkämpft, viel mehr Klubs scouten effektiver und früher. So kam der Wechsel zur TSG Hoffenheim zustande, im Jahr 2017, um genau zu sein.
Bei den Kraichgauern hatte er keine Anlaufschwierigkeiten, spielte erst in der U19, später dann in der zweiten Mannschaft. 2019 ging es dann dauerhaft in das Profiteam. 138 Spiele absolvierte er für die TSG, dabei gelangen dem offensiven Mittelfeldspieler 30 Tore und 22 Vorlagen. Aufgrund seiner Vielseitigkeit und der hohen Qualität wurde RB Leipzig auf ihn aufmerksam. Mehr als 25 Millionen Euro Ablöse überwiesen die Sachsen an die TSG und sicherten sich die Dienste des mittlerweile 38-fachen Nationalspielers aus Österreich.
Auch wenn sein erstes Jahr beim neuen Klub nicht einfach war, will er sich durchsetzen. Nur knapp 1300 Einsatzminuten entsprechen aber nicht den eigenen Vorstellungen, acht Torbeteiligungen in dieser Zeit sind nicht einmal eine schlechte Quote für den Mann, der im März 2024 Geschichte schrieb. Damals nämlich erzielte er das schnellste Tor in einem A-Länderspiel – nach nur 6,3 Sekunden. Nun will er mit Team Austria bei der EM 2024 überzeugen.
Und das ist sehr gut möglich, denn bei den Österreichern ist der Leipzig-Profi gesetzt. Aus gutem Grund, wie uns Clemens Zulehner, Co-Trainer beim österreichischen Bundesligisten LASK, vor dem Turnier auf Anfrage erzählt hat: „Ein Schlüsselfaktor ist auf jeden Fall Christoph Baumgartner. Er kann als Bindeglied zwischen dem Stürmer, den Flügeln und dem Mittelfeld sehr wichtig sein. Er ist der Spieler, der Tiefenläufe aus der zweiten Reihe anbietet, der zwischen den Linien den Ball annimmt und in das letzte Drittel spielt, dazu auch noch selbst Abschlüsse anbietet.“
Ein Spieler wie er tut dem System Rangnick vor allem deswegen so gut, weil es auf den typischen RB-Fußball ausgerichtet ist und auch die Spieler dafür im Kader stehen. Heißt: Vieles ist geprägt von hohem Anlaufen, extremem Pressing und schnellem Umschalten. Diese Elemente hat aber nicht jeder Spieler in sich, schon gar nicht jeder Kreativspieler. Das bedeutet wiederum, dass die Spielertypen, mit denen Österreich antritt, vorsichtig formuliert nicht die besten Techniker sind.
Ein exemplarisches Mittelfeld rund um Baumgartner könnte zum Beispiel so aussehen: Nicolas Seiwald, Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Romano Schmid/Florian Kainz. Das sind zweifellos alles gute Spieler, aber technisch fallen sie im Vergleich zu Baumgartner definitiv ab, was seine enorme Bedeutung noch einmal unterstreicht.
Wenn Baumgartner, der zuletzt auch im Test gegen die Schweiz erfolgreich war, auf dem Platz steht, ist Österreich besser. Er ist so etwas wie der Superkleber im Offensivspiel, der alles zusammenhält. Findet auch Alex Belinger, Jugendtrainer bei Admira Wacker: „Er ist gegen den Ball sehr gut, erledigt seine Aufgaben und bringt gleichzeitig Kreativität in die Offensive herein. Das kam zuletzt ein wenig zu kurz. Man hat viele solide Spieler, aber weniger für die besonderen Momente.“ Bedeutet: Er ist sowohl ein Rangnick-Spieler als auch derjenige Akteur im Kader, der diese Fähigkeiten mit Technik, Spielwitz und Finesse kombiniert. Diese Kombination gibt es so kaum im Kader, schon gar nicht auf dem Niveau.
(Photo by Christian Bruna/Getty Images)
Das System Rangnick profitiert von einem Spieler wie ihm, der den Unterschied ausmachen kann. Aber auch er profitiert vom System Rangnick. Denn das restliche Mittelfeld hält ihm den Rücken frei, erlaubt es ihm, in das Risiko zu gehen und die Pässe zu spielen, die am Ende eine große Chance oder eben den Ballverlust zur Folge haben können. Verliert Baumgartner den Ball, versuchen mehrere dynamische, athletische Spieler, ihn wieder zurückzuholen. Er dankt es ihnen, indem er Effizienz auf den Platz bringt, sich aber selbst nicht zu schade ist, mit anzulaufen und Druck auszuüben.
Er ist einer der wenigen Spieler im Kader, die eigentlich nicht zu ersetzen sind. Das verdeutlicht seinen Stellenwert in einem Kader, in dem sich viele Spielertypen ähneln. Dass er einen Stammplatz innehat, gilt als sicher. Jetzt geht es für ihn darum, dem Druck standzuhalten. Denn die Hoffnungen Österreichs, das ein stabiles Fundament hat, ruhen auf diesem einen Unterschiedsspieler, der die ganze Offensive besser machen kann und soll.
(Photo by Carsten Harz/Getty Images)