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·2. Juli 2024
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Die Niederlande spielt im Achtelfinale der EM 2024 gegen Rumänien. Bis dato hat die Elftal noch nicht überzeugen können. Springt der Funke in der K.O.-Runde über oder wird Rumänien nicht nur unangenehm, sondern die Endstation?
Im siebten Achtelfinale der EM 2024 spielt die Niederlande gegen Rumänien. Etwas überraschend ist die Ausgangslage, denn die Elftal qualifizierte sich als einer der besten Gruppendritten für die K.O.-Runde, was für sich genommen schon einmal eine Enttäuschung ist. Rumänien hingegen ist gut gelaunt, das Überstehen der Gruppenphase war ein Traum, der in Erfüllung ging. Vier Punkte aus drei Spielen sind zudem keine schlechte Ausbeute für das Team. Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus. Und den Druck hat nun ganz sicher der Gegner.
Denn: Die Elftal war gemäß des eigenen Kaders als einer der Kandidaten für die EM-Krone angereist. Klar, nicht jede Position im Aufgebot war perfekt besetzt, es herrscht eine kleine Unwucht im Kader, aber das trifft auch auf Deutschland oder Portugal zu. Kein Grund zur Sorge also. Die Gruppenphase selbst war es, die die Sorgenfalten auf die Stirn von Trainer Ronald Koeman projizierte. Das Mittelfeld war zu träge und behäbig, die Abwehr nicht immer sattelfest und offensiv wurden viele Chancen vergeben, weil man zu ungenau spielte und Überzahlsituationen nicht nutzen konnte. Das muss besser werden.
Ja, die Gruppenphase eines großen Turniers dient immer erst einmal dazu, sich zu akklimatisieren, anzukommen und zu versuchen, sich in den Rhythmus zu spielen. Aber davon war bei Oranje in den drei Spielen gegen Polen, Frankreich und Österreich wenig zu sehen. Gegen die Polen wurde das Spiel am Ende noch gedreht und mit 2:1 gewonnen, die Nullnummer gegen Frankreich verlief extrem zäh und gegen Team Austria ließ man sich zu einem offenen Schlagabtausch hinreißen, der am Ende mit 2:3 verloren wurde. Das kann nicht der Anspruch sein. Profitierend von der Gruppendritten-Regel ging es für die Elf von Trainer Ronald Koeman aber dennoch in das Achtelfinale. Und ab jetzt zählt es so richtig.
(Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)
Die Baustellen gibt es in nahezu jedem Mannschaftsteil. Bart Verbruggen im Tor mal ausgenommen, der sich bisher nicht hat zu Schulden kommen lassen. Aber in der Abwehr stimmt die Abstimmung nicht immer, die Risikoabwägung der Außenverteidiger passt nicht ideal. Das Mittelfeld um Tijani Reijnders und Jerdy Schouten spielt alles andere als kreativ. Hier muss Xavi Simons häufig Akzente setzen, was ihn wiederum im letzten Drittel einschränkt. Zudem spielte Memphis Depay bisher abgesehen von seinem Tor gegen Österreich eher schwach, traf viele unglückliche Entscheidungen. Und eine wirkliche Position für Jeremie Frimpong ist auch nicht gefunden.
Jetzt gegen Rumänien wird sich zeigen, ob es Koeman gelungen ist, Lösungen für die Probleme zu finden. Das Spiel mit dem Ball muss etwas schneller und präziser über die Bühne gehen, der Ball darf nicht so lange gehalten werden. Die Depay-Einbindung muss von beiden Seiten – also ihm selbst und dem Team – verbessert werden. Und dann wäre da natürlich noch die Defensive, die gegen die schnellen Umschaltbewegungen der Rumänen besonders wachsam agieren muss. Das Potenzial bei Oranje ist ja zweifelsohne vorhanden. Es muss allerdings auch auf den Platz gebracht werden.
Rumänien ist natürlich auf dem Papier der Außenseiter, wenn es gegen einen Gegner wie die Niederlande geht. Aber die Rumänen haben gezeigt, was sie leisten können, wenn sie in den Flow kommen. Begonnen hat das Turnier nämlich mit einem starken 3:0 gegen die Ukraine, bei dem die individuelle Klasse ausgespielt werden konnte. Rumänien hat das Zeug dazu, auch gegen die Niederlände zu bestehen, wenn alle dafür erforderlichen Voraussetzungen stimmen. Zunächst einmal sollte die Niederlande nicht plötzlich am eigenen Leistungsmaximum spielen, denn dann wird es knifflig. Dann sollten die Rumänen selbst idealerweise noch einen guten Tag erwischen und ein wenig Spielglück auf der eigenen Seite haben.
Und was kann Rumänien selbst machen? Sich treu bleiben. Die eigenen Umschaltmomente waren bei dieser EM 2024 durchaus eine Waffe. Allen voran dann, wenn es gelang, die schnellen offensiven Spieler wie Florinel Coman in Szene zu setzen. Auch Ianis Hagi, der zwischen dem Feld und der Bank pendelte, ist im Spiel mit dem Ball gefährlich, wenn er Räume erhält. Je nach Besetzung der Außenverteidigerpositionen bei Oranje könnte vor allem über die Flügel etwas möglich sein. Präzision ist wichtig, Entlastung ebenfalls, vor allem dann, wenn man es schaffen sollte, in Führung zu gehen. Es wird eine schwere Aufgabe für Rumänien, weil die Qualität des Gegners sehr hoch ist. Aber dieses Turnier hat schon mehrfach gezeigt, wie schwierig es sein kann, gegen gut organisierte Außenseiter zu spielen.
(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)