Entschädigung für verletzte Nationalspieler: Kritik trifft einen wunden Punkt | OneFootball

Entschädigung für verletzte Nationalspieler: Kritik trifft einen wunden Punkt | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: feverpitch.de

feverpitch.de

·16. November 2025

Entschädigung für verletzte Nationalspieler: Kritik trifft einen wunden Punkt

Artikelbild:Entschädigung für verletzte Nationalspieler: Kritik trifft einen wunden Punkt

Aurelio De Laurentiis poltert wieder einmal. Der Neapel-Präsident fordert Entschädigungen für verletzte Nationalspieler und mehr Kontrolle über Abstellungen. Das klingt nach dem üblichen Getöse eines exzentrischen Klubpatrons. Doch diesmal trifft der 76-Jährige einen wunden Punkt, den die FIFA seit Jahren mit Pflastern zu verdecken versucht.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: André Zambo Anguissa, Amir Rrahmani, Kevin De Bruyne, Romelu Lukaku – vier Leistungsträger des italienischen Meisters, alle während oder nach Länderspielen verletzt. Neapel zahlt weiter ihre Millionengehälter, während sie monatelang ausfallen. Die Vereine tragen die Gehaltskosten, haben aber keine Kontrolle über die Belastung ihrer Spieler in Nationalmannschaften. Ein absurdes Missverhältnis, das jeden anderen Wirtschaftszweig in den Wahnsinn treiben würde.


OneFootball Videos


Die FIFA kennt das Problem. Deshalb führte sie 2012 eine Versicherung ein, die Vereine bei Verletzungen ihrer Nationalspieler entschädigt. 75 Millionen Dollar Prämie zahlt der Weltverband jährlich, bis zu 27.000 Dollar pro Tag fließen an betroffene Klubs, maximal 9,7 Millionen Dollar im Jahr. Das klingt nach viel Geld. Ist es aber nicht. De Bruynes Jahresgehalt bei Neapel dürfte diese Summe deutlich übersteigen. Die Versicherung ist ein Feigenblatt, keine Lösung.

Radikale Forderung ist juristisch aussichtlos

De Laurentiis‘ radikale Forderung, Vereine sollten selbst entscheiden, ob sie Spieler abstellen, ist juristisch aussichtslos. Die FIFA-Statuten sind eindeutig. Aber sein Vorschlag, bei Verletzungen das Transferfenster zu öffnen, verdient Beachtung. Verletzungen während der Länderspielpausen führen zu Personalengpässen, die den Saisonverlauf beeinträchtigen. Warum sollten Klubs für die Risiken der Nationalverbände büßen, ohne Ersatz beschaffen zu dürfen?

Das eigentliche Problem liegt tiefer: Der Fußballkalender ist überladen, die Spieler überlastet. Nations League hier, erweiterte WM dort, dazwischen Champions League mit mehr Spielen. Die Verbände melken die Kuh, bis sie zusammenbricht. Dann zahlt die Versicherung ein paar Millionen und alle tun so, als wäre das System in Ordnung.

De Laurentiis mag ein Populist sein, der gerne provoziert. Aber seine Kritik trifft ins Schwarze. Die FIFA und UEFA behandeln die Vereine wie Zulieferer, nicht wie Partner. Sie kassieren Milliarden mit Turnieren, während die Klubs die Scherben aufsammeln. Das System braucht keine kosmetischen Korrekturen, sondern eine Generalüberholung. Weniger Spiele, faire Entschädigungen, echte Mitsprache. Sonst wird aus dem Konflikt zwischen Vereinen und Verbänden irgendwann ein Krieg. Und den kann niemand gewinnen.

Impressum des Publishers ansehen