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OneFootball·13. Februar 2023
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OneFootball·13. Februar 2023
Im einen Moment kickst du auf einem der zahlreichen Amateurplätze mit deinen Freunden, im nächsten hast du die Möglichkeit, dir deinen Traum und den von Millionen anderen Kindern zu erfüllen.
Das ist Fikayo Tomori – oder besser Oluwafikayomi Oluwadamilola Fikayo Tomori – passiert, der den Scouts des FC Chelsea in die Augen stach, als er für Riverview United in North Kent spielte. „Ja, das ist mein ganzer Name“, sagte er mit einem Lächeln im Gespräch mit OneFootball. „Es bedeutet, Gott hat mich mit Freude erfüllt.“
Talentiert sein ist die eine Sache, so herauszustechen, um die Talentjäger der Premier League zu beeindrucken, war jedoch ein Zeichen, dass Tomori zu größerem bestimmt war.
„Ich erinnere mich daran, dass ich immer darüber nachgedacht habe, wie Leute zu Profis werden, als ich jünger war. Dann kam ein Scout von Chelsea, sprach am Ende der Saison mit meinem Vater und sagte: ‚Ich habe ihren Sohn beobachtet und möchte, dass er in unser Trainingszentrum kommt.'“
Die matschigen Amateurplätze wurden schnell gegen perfekt geschnittenen Rasen und moderne Trainingsgeräte eingetauscht, aber diese Umstellung erforderte auch eine mentale Anpassung. Plötzlich seien da Kinder aus London gewesen, die genauso gut waren: „Das war nicht einfach für mich. Ich sagte zu meinem Vater, als ich in einmal ins Auto stieg: ‚Papa, ich weiß nicht, ob ich nochmal zurückkommen kann.‘ Er sagte: ‚Nein, nein, du kommst auf jeden Fall zurück.'“
Es ist selten leicht für Kinder, die in ihren Teams herausragend waren, wenn sie sich plötzlich mit ähnlich talentierten Gegnern messen müssen. Tomoris Vater gab jedoch den richtigen Ratschlag: „Er hat deutlich gemacht, dass ich an einem Ort sein muss, wo ich herausgefordert werde und mich verbessern kann.“
Gemeinsam mit seinem Vater fuhr Tomori dann auch zur Stamford Bridge, um die Blues zu sehen, die unter José Mourinho eine ihrer erfolgreichsten Perioden der Vereinsgeschichte erlebten. Für den Youngster war es die erste Stadionerfahrung, weshalb er sich besonders gut an sie erinnert. Er wisse nicht mehr genau, wie alt er gewesen sei, vielleicht neun oder zehn, aber die Bilder blieben haften. „Wir sahen Didier Drogba an uns vorbeilaufen, als er sich aufwärmte.“
Vater und Sohn schauten sich an und staunten über den Stürmer-Star, den sie sonst nur im Fernsehen sahen. Es war jedoch ein anderer Angreifer, den er zu der Zeit anhimmelte: „Thierry Henry war mein Idol, als ich für mein Sunday League Team spielte“, lächelt Tomori. „Ich habe immer Handschuhe getragen und meine Stutzen über die Knie gezogen. Wenn er am Samstag ein Tor gemacht hat, habe ich immer seinen Jubel kopiert, wenn ich am folgenden Sonntag auch getroffen habe.“
Einmal habe Henry den Ball in den Winkel gezwirbelt und sei locker davon gejoggt. „Ich erinnere mich, dass ich genau das gleiche gemacht habe, nachdem ich ein Tor geschossen habe.“
Vierzehn Jahre, drei Championship-Leihen und ein Premier-Leaguge-Debüt später wartete die Hymne der Champions League auf ihn und die harte Arbeit hatte sich ausgezahlt. „Mein Debüt in der Champions League war an der Stamford Bridge gegen Valencia (2019/20). Ich konnte nur daran denken gut zu spielen, nichts anderes.“
Im Spiel war er zu fokussiert, um sich einen Kopf zu machen: „Die ganze Zeit arbeitest du darauf hin und dann geht alles plötzlich ganz schnell.“
Zu Tomoris Unglück endete das Spiel in einer Enttäuschung. Chelsea verlor in Frank Lampards erster CL-Partie als Trainer. Immerhin sollten sie aber trotzdem noch die K.o.-Phase erreichen.
Zwei Jahre später bekam er die Chance, das blaue Chelsea-Shirt gegen das schwarz-rot gestreifte des AC Mailand einzutauschen. Ein Karriereweg, den man bei englischen Spielern selten sieht. „Ich kann mich an den ersten Anruf von (Paolo) Maldini erinnern und er sagte mir direkt, dass sie mich wollten. Ich bin damit aufgewachsen legendäre Spiele der Milan-Teams und -Spieler zu schauen und dachte: ‚Wirklich? AC Mailand? Als ich die schwarz-roten Streifen anzog, war es surreal.“
Auch das San Siro beeindruckte ihn, da es wie ein Denkmal sei. „Es ist die ganze Zeit da, während du daran vorbeifährst. Es fühlt sich an, als würde es sich in deine Richtung lehnen. Und an den Spieltagen sind die Fans schon zwei Stunden vor Anpfiff da und klopfen an den Bus. Du kannst sehen und fühlen, wie aufgeregt und energiegeladen sie sind.“
Der 25-Jährige wurde schnell zum Publikumsliebling und steht kurz davor, sein 100. Spiel für die Rossoneri zu bestreiten. Beim ersten Gewinn der Meisterschaft seit elf Jahren spielte er in der vergangenen Saison eine der Hauptrollen.
Auftritte in der Königsklasse sind aber trotzdem weiterhin etwas ganz besonderes: „Wenn du dich fertig machst und in den letzten Minuten vor dem Spiel hörst, wie das ganze Stadion ‚The Champions‘ singt, kriegst du jedes Mal Gänsehaut. Ich erinnere mich, dass ich gegen Liverpool getroffen habe und muss mir deshalb immer wieder vor Augen führen, dass ich für Milan in der Champions League ein Tor geschossen habe.
Das seien für ihn immer noch verrückte Dinge. „Das ist das, was ich früher im Fernsehen gesehen habe und jetzt bin ich es, der diese Dinge tut.“ Sein Aufstieg von den Amateurplätzen, zum Leihspieler, zum Stammspieler in der Champions League ist der zwischenzeitliche Höhepunkt einer langen Reise. Seine Geschichte ist aber noch lange nicht zu Ende geschrieben.
„Ich glaube, mein Lebenstraum ist es – und das klingt jetzt ein bisschen nach einem Klischee – am Ende nichts bereuen zu müssen. Ich will sagen können, dass ich alles getan habe, was ich konnte und es auf die richtige Art und Weise gemacht habe. Dass ich mir erlaubt habe, ich selbst zu bleiben.“
Es gibt aber auch immer noch sportliche Ziele: „Natürlich ist es ein Traum die Champions League zu gewinnen. Die Weltmeisterschaft zu gewinnen, nochmal den Scudetto zu holen und so viele Trophäen mit Milan zu gewinnen, wie ich kann“, nennt Tomori einige. Seine Geschichte ist eben noch nicht zu Ende.
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