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Selina Eckstein·26. Oktober 2024
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Selina Eckstein·26. Oktober 2024
Cristiano Ronaldos Nummer sieben. Die Zehn von Messi. Fußballer definieren sich immer auch über ihre Rückennummern. Und natürlich ist es immer ein Wettbewerb, wessen Nummer sich die Fans am liebsten auf das neue Trikot drucken lassen. Eine Vereinslegende? Ein sympathischer Youngster? Was aber wenn die Anhänger deines Vereins deine Nummer schon an einen Spieler vergeben, der noch nicht mal da ist?
So geschehen beim FC Barcelona. Mit Raphinhas Nummer 11 ließen sich einige Fans den Namen Nico Williams auf den Rücken drucken. Und das obwohl es nur Gerüchte um eine Verpflichtung gab. Bis heute läuft der für Athletic Bilbao auf. "Das war für mich geschmacklos", sagte Raphinha darauf angesprochen auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Bayern.
"Das war sehr respektlos", befand der Brasilianer. Es zeigt aber auch, welches Standing der 27-Jährige noch vor wenigen Monaten hatte. Nicht nur bei den Fans, sondern auch im Klub. Er galt als klarer Verkaufskandidat und spielte vergangene Saison kaum eine Partie über 90 Minuten.
In seinem ersten Barça-Jahr hatte er mit Anpassungsproblemen zu kämpfen, dachte im Sommer 2023 sogar über einen Wechsel nach, wie er in einem Radio-Interview mit 'Rac1' zugab: "Habe ich daran gedacht zu gehen? Ja." Die ersten sechs Monate seien für ihn und seine Familie kompliziert gewesen.
Vor allem der Medienrummel rund um Barça, den er bisher so nicht kannte, setzte dem Offensivstar zu. Denn es wurde auch viel über ihn geschrieben. Ob er den Klub verlässt und wenn ja, wohin. Doch Raphinha blieb in Spanien und nahm sich psychologische Hilfe. "Wenn man nicht auf sich selbst aufpasst, zerstört einen der Fußball. Das ist sehr leicht in eine Depression zu geraten und alles aufzugeben", betonte er und sagte ganz offen, dass er in seiner Anfangszeit bei Barça viel geweint habe.
Außerdem habe es Tage gegeben, an denen er "nach Hause kam und nicht wusste, ob ich morgens aufstehen würde, um noch einmal zu trainieren."
Doch nachdem er lange als Flopeinkauf galt, hat sich für ihn nun einiges geändert. Verantwortlich dafür? Sein neuer Trainer Hansi Flick. Unter ihm entwickelte er sich zu einer richtigen Tormaschine. Schon jetzt kommt er wettbewerbsübergreifend auf neun Tore in 13 Partien. Unter Xavi waren es in der gesamten letzten Saison nur zehn Treffer gewesen.
"Ich habe nie einen Spieler wie Raphinha in einem meiner Teams gehabt", schwärmte Flick nach dem 4:1-Sieg gegen Bayern. "Er ist sehr gut, er beginnt immer das Pressing und schließt unsere Chancen ab."
Mit einem Hattrick schoss der Brasilianer die Münchner fast im Alleingang aus dem Olympiastadion von Barcelona, in dem die Katalanen aktuell ihre Heimspiele austragen. Wer war noch mal Nico Williams?
Es war nicht sein erster Hattrick in dieser Spielzeit. Auch in der Liga traf er schon dreifach, seitdem er von Flick mehr Freiheiten bekommen hat. Denn unter dem ehemaligen deutschen Bundestrainer darf sich Raphinha, genau wie seine Offensiv-Kollegen, auf dem Feld frei bewegen und zwingt seine Gegenspieler damit, ihre Position zu verlassen, wodurch Lücken entstehen, in die er mit seiner Geschwindigkeit stoßen kann. Dadurch ist er deutlich torgefährlicher.
Er muss nicht mehr nur auf der linken Außenbahn kleben, sondern kann sich in die Mitte oder sogar auf den rechten Flügel orientieren, wo er gemeinsam mit Juwel Lamine Yamal wirbeln kann.
Vor der Flick-Ära wurde der Ball eher lange in den eigenen Reihen gehalten und abgewartet, bis sich Lücken bei den Gegnern finden. Nun geht es direkter nach vorne. Die neue Spielweise scheint für Raphinha wie gemacht zu sein. Sein Coach schenkt ihm außerdem das Vertrauen nicht nur mit Einsätzen, sondern auch mit der Kapitänsbinde. Der Brasilianer freute sich riesig darüber, denn nach seinem schwierigen Start, hätte er nicht damit gerechnet, Barça-Kapitän zu werden.
"Mich emotionalisiert es sehr und macht sehr glücklich, einer der Kapitäne zu sein", sagte er vor dem Bayern-Spiel. Doch für ihn ist ein Kapitän nicht nur derjenige, der die Binde trägt. Er wolle seinem Team helfen, sowohl den erfahrenen als auch den jungen Spielern.
Ein Leader, der gegen die Bayern sein 100. Spiel im Barça-Trikot feierte. Mit der Rückennummer 11. Eine Zahl, die er wohl nun nicht mehr so schnell hergeben muss. Auch nicht an einen neuen Star-Einkauf.
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