feverpitch.de
·14. Februar 2025
FC Bayern: Die sechs peinlichsten Niederlagen in Leverkusen
![Artikelbild:FC Bayern: Die sechs peinlichsten Niederlagen in Leverkusen](https://image-service.onefootball.com/transform?w=280&h=210&dpr=2&image=https%3A%2F%2Fwww.feverpitch.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2025%2F02%2Fjoshua-kimmich-of-bayern-munich-1058790967-scaled.jpg)
In partnership with
Yahoo sportsfeverpitch.de
·14. Februar 2025
Bayer Leverkusen gegen Bayern München am Samstag: Das Top-Spiel der Bundesliga entscheidet, ob der Titelkampf offen bleibt oder es wieder einmal ein eher langweiliges Finish geben wird, an dessen Ende die Bayern vorzeitig feiern.
Bayer Leverkusen hilft bei acht tatsächlichen und neun gefühlten Punkten Rückstand nur ein Heimsieg gegen den Rekordmeister. Der allerdings holte sich beim Werksklub schon manch blutige Nase – 16mal in der Bundesliga, einmal im Pokal. Hier sind die sechs schlimmsten Bayern-Pleiten in Leverkusen, chronologisch geordnet.
am 19. Januar 1980
Leverkusen war 1979 aufgestiegen und bestritt sein allererstes Bundesligaspiel in München. Statt einer befürchteten Klatsche kam Bayer 04 glimpflich davon (1:3). Die Bayern hätten also gewarnt sein können, dass das Rückspiel am 19. Januar 1980 kein Selbstläufer werden würde. Aber schließlich kamen sie ja als Herbstmeister mit breiter Brust und allen Stars jener Tage, allen voran Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge. Doch Namen schießen keine Tore.
Nach 60 Minuten, es stand noch 0:0, unterlief Beckenbauer-Nachfolger Hans Weiner ein Handspiel im Strafraum. Wie im Hinspiel gab es einen Elfmeter für Bayer 04 und wieder hatte Walter Junghans das Nachsehen gegen Abwehrkante Dietmar Demuth, dem späteren Kulttrainer von St. Pauli. Diesmal war es das Tor des Tages und Herbstmeister FC Bayern verlor die Tabellenführung. 20.000 im Ulrich-Haberland-Stadion feierten die Elf von Trainer Willibert Kremer. Der langjährige Heynckes-Assistent Franz-Peter Hermann, der für beide Klubs arbeitete, neutralisierte Bayern-Kapitän Breitner, der lakonisch kommentierte: „Das neue Jahr fängt ja heiter an.“ Trainer Pal Csernai wollte keine Ausreden gelten lassen: „Der Platz war in Ordnung, man konnte Fußball spielen.“
am 7. März 1981
Dieses Spiel ging in die Frühgeschichte der Bundesliga ein, denn es lieferte ein Musterbeispiel von Fair Play, an das sich bis dahin kein Beobachter hatte erinnern können. Ein Spieler meldete freiwillig, dass sein Schuss nicht im Tor gewesen sei, schadete seiner Mannschaft und nutzte dem vielgehassten Gegner – das war unerhört. Arne-Larsen Ökland war bis zu jener 72. Minute ohnehin schon der Mann des Tages, denn er
hatte dem desolaten Meister und Tabellenzweiten in den ersten 25 Minuten schon drei (!) Tore eingeschenkt. Es stand also 3:0, als er in jener Minute mit seinem Schrägschuss die Hintertorstange traf, von der der Ball ans Netz prallte. Je nach Perspektive konnte der Betrachter auf die Idee kommen, das Netz sei von vorne getroffen worden und deshalb müsse es ein Tor gewesen sein.
So entschied auch Schiedsrichter Werner Horeis und kein Helfer schritt ein.
Von den Bayernchefs kamen zwar Proteste, aber Horeis blieb hart.
Der Ball lag schon wieder am Anstoßpunkt, da plagte Ökland das Gewissen. Der 26jährige Norweger ging zu Horeis und gestand: „Ich will Ihnen helfen weil Sie so gut gepfiffen haben. Es war kein Tor, ich habe nur das Außennetz getroffen.“ Horeis drückte Ökland die Hand und annullierte das Tor. Rummenigge bedankte sich auch bei Ökland, der hinterher von der Presse umringt war. „Wenn es kein Tor war, muss ich das auch sagen“, sagte er mit unschuldigem Augenaufschlag, auch bei 0:0 hätte er das wohl getan. Leicht gesagt…
Er schuf jedenfalls ein absolutes Bundesliga-Novum, das einen Fair-Play-Preis wert gewesen wäre, aber den hatte die Fifa noch nicht eingeführt. Das Medien-Echo war gewaltig. „Seit Samstag darf man wieder an die Fairness in der Bundesliga glauben“, schrieb etwa die Münchner TZ. Allerdings gab Mitspieler Hermann 30 Jahre später zu, dass auch die Angst vor einem Wiederholungsspiel ein Antrieb für Öklands Handeln gewesen sei. So aber blieb es bei einem doppelt demütigenden 3:0 gegen den Meister. Denn Bayer hatte den großen Bayern nicht nur gezeigt, wie Fußball geht, sondern auch was Fair Play ist.
am 9. März 1997
Viermal glückte Leverkusen ein Heimsieg mit einem Drei-Tore-Vorsprung gegen Bayern, zuletzt im Vorjahr (3:0). Am 9. März 1997 fielen die meisten Treffer und schon zur Pause schien alles entschieden. Die Bayern kamen als Tabellenführer zum Dritten und hatten – typisch für die Trapattoni-Zeit – die wenigsten Gegentore. Zu den 17 kamen an diesem 21. Spieltag jedoch gleich fünf dazu und das gegen Oliver Kahn! Der hatte schon früh Grund zu toben, denn der spätere Münchner Paulo Sergio traf bereits in der 3. Minute. René Rydlewicz (37.) und Markus Feldhoff (43.)
sorgten für einen schier sensationellen Pausenstand von 3:0 für die Elf von Christoph Daum. Der beruhigte gemeinsam mit Manager Calmund die eigenen Fans, die Kahn mit Sitzkissen beworfen hatten. Bayern-Präsident Franz Beckenbauer nannte die Vorstellung seines Teams „desolat“ und warnte: „Die müssen aufpassen, dass sie nicht untergehen.“
Doch kampflos gab sich der Rekord-Meister nicht geschlagen. Christian Nerlinger (64.) verkürzte und Mario Basler (71.) machte es mit einem typischen Freistoßtor nochmal spannend. Nun kam der größte Auftritt in der Karriere des Stürmertalents Markus Feldhoff, der Ulf Kirsten vertrat und seinem ersten Treffer noch zwei folgen ließ (80., 84.). Das Stadion tobte und der sonst so laute Daum sagte bescheiden Lamm: „Es waren wieder drei Punkte für den Uefa-Cup. Mehr nicht.“ Dabei fehlten nur noch zwei zu Platz 1. Den holten sich die Bayern am Saisonende aber doch.
am 30. November 1997
Knapp ein halbes Jahr später erlebten die Bayern ihr nächstes Waterloo in der BayArena. Obwohl sie knapper ausfiel, war sie weit blamabler. Warum? Im Titelkampf lagen sie vier Punkte hinter dem Überraschungstabellenführer Kaiserslautern und durften sich beim Sechsten der Liga keinen Ausrutscher erlauben. So fingen die Bayern an jenem Sonntagabend auch an: nach 24 Minuten führten sie durch Giovane Elber und Carsten Jancker schon 2:0 und kurz darauf flog Leverkusens Verteidiger Christian Wörns vom Platz. Niemand auf der Tribüne hätte eine Wette angeboten, dass die Bayern mit ihrem italienischen Trainer eine solch komfortable Situation nicht in drei Punkte ummünzen würden.
Aber: am Ende standen sie mit leeren Händen da, es war ein Novum ihrer Bundesligageschichte. In Überzahl vier Tore zu bekommen und keines mehr zu schießen – unter Trapattoni? Unfassbar, doch so war es. Entscheidend für die Wende war der Anschlusstreffer kurz vor der Pause durch den Dänen Jan Heintze. Christoph Daum entfachte in der Halbzeit den Glauben an ein Wunder, was kaum einer besser als er konnte in jenen Tagen.
Ulf Kirsten, sein Torjäger, hatte am besten zugehört und fabrizierte tatsächlich einen Hattrick (69., 90., 91.) – der bis dato einzige für eine dezimierte Mannschaft. Für Leverkusens Jungmanager Rudi Völler war er nun „Deutschlands bester Stürmer“. Im Gegensatz zum März erholten sich die Bayern nicht vom zweiten Leverkusen-Debakel des Jahres, die Schale 1998 ging nach Kaiserslautern.
am 4. März 2009 (DFB-Pokal)
Zum Viertelfinale trafen sich die Klubs in Düsseldorf, wohin Leverkusen wegen des Stadionumbaus ausweichen musste. Was in der Liga ein Problem für die Mannschaft von Bruno Labbadia war (kein Sieg in sieben Spielen), erwies sich im Pokal nicht als Nachteil.
Auch in der zweiten Heimat war Leverkusen im Vorteil und fegte die von Jürgen Klinsmann erfolglos gecoachten Münchner nach torloser Halbzeit mit 4:2 aus dem Pokal. Binnen 15 Minuten zog Leverkusen auf 3:0 davon durch Tore von Tranquillo Barnetta, den späteren Münchner
Arturo Vidal und Patrick Helmes.
Klinsmann wechselte seine WM-Helden von 2006, Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger ein, die er zugunsten von Andreas Ottl und Hamit Altintop zunächst draußen gelassen hatte und prompt kam Bayern auf 3:2 heran. Kopfballtreffer von Abwehrchef Lucio und Mittelstürmer Miro Klose machten es nach 75 Minuten noch mal spannend und erst der Nachspielzeittreffer von Stefan Kießling entschied die Partie.
Das Pokal-Aus vor 50.500 Zuschauern war der Anfang vom Ende des Bayern-Trainers Jürgen Klinsmann, der sieben Wochen später rausflog.
10.2.2024
Elf Jahre in Folge gab es nur einen Meister in der Bundesliga: Bayern München. Auch wenn sie mal schwächelten, war letztlich kein anderer da. Dann holte Bayer Leverkusen sich einen Ex-Bayern-Spieler mit dem absoluten Sieger-Gen, denn dieser Mann war Welt- und Europameister, Champions League-Sieger und mehrfacher Meister in Spanien, England und Deutschland geworden: Xabi Alonso. Spielen konnte er nicht mehr, aber auf seiner ersten richtigen Trainerstation machte er gleich sein Meisterstück. Zwar noch nicht im Februar 2024, aber nach jener grandiosen Vorführung des amtierenden Champions am 21. Spieltag 2023/24 zweifelten nur noch wenige. In einer Kicker-Umfrage waren es 19,6% der Teilnehmer, der große Rest glaubte an die erste Meisterschaft von „Vizekusen“. So kam es dann auch. Zu souverän erspielt war dieses 3:0 im Top-Spiel am Samstagabend, nachdem Thomas Müller sagte: „Jetzt fehlen mir teilweise die Eier, um Oliver Kahn zu zitieren.“ Womit er ausdrücken wollte, dass sie seiner Mannschaft fehlten, die wie auch jede andere in jener Saison kein Rezept gegen die Werkself fand. Bloß waren nicht alle so chancenlos, denn in jener Rubrik (Chancen) stand am Ende ein 9:0 auf den Statistikzetteln. Weshalb der Noch-Meister unter dem zunehmend ratlos wirkenden Trainer Thomas Tuchel mit dem 3.0 noch gut bedient war. An ihm entzündete sich einige Kritik. Dass ausgerechnet der von Bayern verliehene Josip Stanisic das erste Tor erzielte, während der von Tuchel höher eingeschätzte Wintereinkauf Sascha Boey bei seinem Startelfdebüt kläglich versagte, schien auf das Konto des intellektuellen Trainers zu gehen. Der zürnte nach dem Spiel: „Da stehen vier Spieler näher zum Tor als Stani. Das geht nicht, das geht nicht!“
Was aber auch nicht ging: dass Rechtsfuß Boey auf der linken Seite debütierte, wo er wegen seiner Schnelligkeit Jeremy Frimpong hätte halten sollen – obwohl der bis zur 65. Minute auf der Bank saß?
Xabi Alonso hatte Tuchel schier übertölpelt und seine Spieler überrannten die des Meisters. Spätestens nach Grimaldos 2:0 (50.) war die Partie entschieden, Frimpong setzte noch einen drauf und schoss nach einer abgewehrten Ecke den Ball ins leere Bayern-Tor (90+5). Hinterher hockte Torwart Lukas Hradecky auf dem Zaun und dirigierte die Ultras, was seine größte Herausforderung an diesem Tag war. Und Xabi Alonso wollte nicht ohne seinen Trainerstab vor die Kurve, also kamen sie alle mit. Der gefühlten Meisterfeier im Februar folgte die echte schon im April, denn Bayer verlor kein einziges Spiel in 2023/24, während die Bayern nur Dritter wurden.