Miasanrot
·23. November 2024
In partnership with
Yahoo sportsMiasanrot
·23. November 2024
Vincent Kompany muss noch eine Sache in den Griff bekommen, um seinen Fußball beim FC Bayern auf absolutes Top-Niveau zu hieven. Außerdem: Leon Goretzka spielt sich ins Schaufenster, Uli Hoeneß hält die Meisterschaft für entschieden und vieles mehr.
Wo ist Presse, wo ist Rummel, wo wird immer diskutiert? Beim Stern des Südens natürlich. In unserem Round-Up-Format wollen wir euch jeden Morgen um 6 Uhr* über das Wichtigste zum FC Bayern München informieren – und geben dem Ganzen mit unserer eigenen Art einen individuellen Touch.
Am Ende war der 3:0-Sieg gegen den FC Augsburg deutlich, souverän und hochverdient. Je nach Modell kamen die Bayern auf über vier Expected Goals. Hinten ließen sie bis auf einen ungefährlichen Kopfball erneut gar nichts zu. Ein rundum gelungener Abend für Vincent Kompany und den FC Bayern.
Und doch bleibt eine große Frage offen: Können die Bayern offensiv noch mehr zeigen, ohne die defensive Stabilität zu gefährden? Denn die Geschichte des Spiels wird durch den Blick auf den Gesamtwert der Expected Goals nur teilweise erzählt. Lange taten sich die Münchner sehr schwer damit, klare Torchancen herauszuspielen. Im ersten Durchgang rutschte Jamal Musiala knapp am Ball vorbei, Harry Kane hatte einen Abschluss aus spitzem Winkel und auch Joshua Kimmich hatte einen ordentlichen Abschluss.
Mehr als „ordentlich“ war aber nicht drin. Laut SofaScore war Kimmichs Chance mit 0,11 xG die beste der ersten 45 Minuten. Kane und Musiala folgen mit 0,09, der Rest ist kaum erwähnenswert. Großchancen? Fehlanzeige. In der zweiten Halbzeit erhöhten die Bayern die Schlagzahl und das Tempo etwas. Vor allem Jamal Musiala kam zu deutlich mehr gefährlichen Szenen und so auch mit 0,12 xG in der 55. Minute zur vorerst besten Möglichkeit der Bayern.
Für den Torerfolg brauchte es aber einen Elfmeter. In der 63. Minute schlug Kane vom Punkt zu. Knoten geplatzt? Geht so. Bis zum zweiten Kane-Elfer gab es nur wenige klar zum Abschluss gebrachte Möglichkeiten – und erst recht keine, die einen besonders hohen xG-Wert hätten. Bayern entfachte zwar viel Druck und hatte das Spiel unter Kontrolle, doch zwingend wurde es nur selten. Die beiden Strafstöße und das finale Tor zum 3:0 sind über die volle Distanz die einzigen Abschlüsse, die mehr als 0,12 xG hatten.
Gegen den FC St. Pauli wurde die beste Chance mit dem Modell von Opta via FBref mit 0,15 xG bewertet, eine weitere mit 0,14, zwei mit 0,11. Gute, aber nicht sehr gute Chancen. In der Champions League hatten die Bayern zwei richtig gute Chancen. Kane mit 0,23 xG und Musiala beim Tor mit 0,2. Außer João Palhinha (0,1) schaffte es kein weiterer Spieler auf 0,1 xG oder mehr.
Union Berlin bildet die einzige kleine Ausnahme – allerdings bekamen die Bayern hier früh einen Elfmeter zugesprochen. Auf diesen folgten das Tor von Kingsley Coman (0,16 xG), das 3:0 von Kane (0,65 xG), eine Musiala-Chance (0,13 xG) und eine von Leroy Sané (0,28 xG). Immerhin.
Man könnte noch in weiteren Spielen exakt dieses Muster beobachten. Fällt das Tor irgendwann, fällt es den Bayern in der Regel auch leichter, sich gute Chancen zu erspielen. Fällt es nicht, wird es eine zähe Angelegenheit. Natürlich kann man diesen Mechanismus als normal im Fußball bewerten.
Oder etwas kritischer sein und feststellen, dass es zuletzt recht häufig Elfmeter, Einzelaktionen oder Fernschüsse brauchte, um die Dose zu öffnen. Dinge, die man nicht immer zur Hand haben wird. Es ist eine Frage der Philosophie: Hat man lieber 2 xG pro Spiel mit insgesamt zehn Chancen, wovon sechs 0,2 xG oder mehr haben – oder lieber 2 xG pro Spiel mit über 20 Chancen, die allesamt unter 0,1 xG liegen?
Die Bayern scheinen derzeit auf Quantität statt Qualität zu setzen. 0,1 xG pro Abschluss in Bundesliga und Champions League unterstreichen das. Zum Vergleich: Der FC Barcelona kommt auf 0,15 xG pro Schuss und der FC Liverpool auf 0,14 xG pro Schuss. Selbst das kriselnde Manchester City liegt mit 0,11 xG knapp vor den Bayern.
Die Ergebnisse geben den Münchnern im Moment recht. Doch wie wird das aussehen, wenn mit Paris Saint-Germain die Mannschaft in München zu Gast ist, die aktuell die wenigsten Expected Goals against in der Champions League aufweist (1,9)? 5,3 Abschlüsse lassen die Franzosen derzeit pro Partie zu.
Es ist bemerkenswert, auf welch hohem Niveau Kritik am Fußball von Kompany ansetzen muss. Ein paar offene Fragen gibt es dennoch. Die größte darunter ist die nach der Offensive und wie es gelingen kann, sich mehr Qualität im letzten Drittel herauszuspielen. Es ist vielleicht sogar das Puzzleteil, das den Kompany-Fußball nah an die Perfektion bringen kann.
Head of Impressum bei Miasanrot
Miasanrot ist ein Projekt, das ich neben meinem Beruf als Sportjournalist stemme. Mein ambitioniertes Ziel ist es, euch Formate wie dieses und Analysen rund um den FC Bayern jeden Tag zu liefern. Um das umsetzen zu können, muss ich aber meine Arbeit für andere Medien reduzieren – was wiederum weniger Einnahmen bedeutet. Es liegt entsprechend in eurer Hand, wie regelmäßig dieses Format und andere tiefergehende Analysen sowie der Podcast erscheinen können.
Es wird Tage geben, an denen das Round-up aussetzen muss und es auch keinen anderen Content gibt. Je mehr Einnahmen Miasanrot aber hat, desto unwahrscheinlicher sind diese Unregelmäßigkeiten. Wir wollen die Berichterstattung bewusst anders angehen. Weg von Tempo, Boulevard und Wechselhaftigkeit – hin zu Qualität und Kontinuität. Dafür brauchen wir euch. Alle Informationen dazu, wie ihr uns unterstützen könnt und warum ihr das tun solltet, findet ihr hier.
Leon Goretzka zeigte nach einem durchwachsenen Auftritt gegen den FC St. Pauli eine deutlich bessere Leistung gegen den FC Augsburg. Das hing unter anderem damit zusammen, dass er offensiver eingesetzt wurde und so seine Qualitäten besser ausspielen konnte – beispielsweise mit späten Tiefenläufen.
Wie Sky erfahren haben will, hat der Mittelfeldspieler bereits die Entscheidung getroffen, im Sommer eine neue Herausforderung zu suchen. Er wolle wieder eine wichtige Rolle einnehmen und sich so für die Nationalmannschaft empfehlen. Auch Max Eberl habe ihm deutlich gemacht, dass er in München keine Zukunft habe. Für den FC Bayern dürfte der 29-Jährige zumindest bis zum Winter noch sehr wichtig werden.
Für eine kuriose Kampfansage sorgte Uli Hoeneß noch vor dem 3:0-Sieg der Bayern gegen den FC Augsburg. Denn für ihn scheint völlig klar zu sein, dass das Titelrennen in dieser Saison an den FCB geht. Angesprochen wurde der ehemalige Manager im Interview mit Finanz und Wirtschaft auf ein mögliches Triple. Seine Antwort: „Früher, als ich noch gespielt habe, da waren wir die glücklichsten Menschen, wenn wir die Schale holten. Aber heute, wenn du vor der Saison sagst, wir wollen deutscher Meister werden, dann sagen die, boah langweilig.“
Die Meisterschaft aber, die könne er für diese Saison dennoch „zusagen“. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass er von Vincent Kompany so begeistert ist. „Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu vorher. Er ist kommunikativ und kümmert sich um seine Spieler“, erklärte Hoeneß: „Das wussten wir zuvor aber nicht. Deshalb haben wir bei Pep Guardiola angerufen und ihn um Rat gefragt.“ Und dessen Antwort war, dass man den Belgier blind nehmen könne.
Bisher scheint sich diese Prognose zu bewahrheiten. Die Bayern haben einen insgesamt sehr starken Saisonstart hingelegt.
Auch zum Thema Belastung hat sich Uli Hoeneß in besagtem Interview geäußert. „Die Leistungsfähigkeit des Menschen ist endlich“, meint der ehemalige Präsident des FC Bayern: „Und wenn das so weiter geht, können die Spieler irgendwann einfach nicht mehr. Der Druck muss von uns Vereinen und den Spielern kommen.“
Vor allem die neue Club-WM der FIFA scheint ihm dabei ein Dorn im Auge zu sein: „An der wir teilnehmen müssen, weil wir es uns als Bayern München nicht anders erlauben können.“ Es gehe dabei nur um finanziellen Profit: „Alles nur, um noch mehr Gelder in die Berater und in die Spieler reinzustecken. So geht es nicht weiter.“