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·3. November 2025
FC Bayern unschlagbar? Uns bleibt immer noch Paris

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·3. November 2025

Vincent Kompany hat in dieser Saison schon ein paar Titel gewonnen, dabei haben wir erst Anfang November. Der Belgier ist zum Beispiel nach 15 Siegen in 15 Pflichtspielen Europas Startrekordtrainer. Ich gebe zu: Das hätte ich im Sommer für unmöglicher gehalten als einen Durchmarsch des Hamburger SV an die Tabellenspitze.
Am Samstagabend wurde Kompany zudem „Rotations-Weltmeister“, nachdem seine B-Elf beim 3:0 gegen Leverkusen sogar noch selbstbewusster gewirkt hatte als Sandro Wagner in der Pressekonferenz nach einem 0:6. Auch das: vor 18 Monaten ein Ding der Unmöglichkeit.
Am Sonntag erhielt deshalb Kompany vom „Sportinformationsdienst“ den ebenfalls inoffiziellen Award „König Midas“ – mit der Begründung, alles werde zu Gold, was der Bayern-Trainer anfasst.
Stimmt irgendwie, aber es bleibt immer noch Paris. Das heißt: Morgen kann der Bundesliga-Tabellenführer die Casablanca-Trophäe holen.
Okay, für alle, die jetzt stutzen: Ich habe Humphrey Bogart etwas frei übersetzt. Wer „Casablanca“ gesehen hat, weiß: Paris steht für Hoffnung und enttäuschte Liebe. Der Bogart-Satz „Uns bleibt immer noch Paris“ am Ende des Hollywood-Klassikers war eine Liebesdurchhalteparole.
Auch die Bayern fliegen in die französische Hauptstadt, um nachzuliefern. Gegen den Champions-League-Sieger setzte es die letzte Niederlage – 0:2 im Viertelfinale der Klub-WM am 5. Juli 2025. Als Zugabe verletzte sich Jamal Musiala schwer.
Ausnahmsweise stimmte der Satz „Das 0:2 ist kein Beinbruch“ mal nicht. Aber irgendwie stimmte er schon. Denn seither geht es vier Monate lang steil bergauf mit den Bayern.

Wenn ich überlege, wie locker zum Beispiel Leverkusen – Deutscher Meister 2024 und seit 37 Ligaspielen auswärts unbesiegt –, gerade von den Münchnern zerlegt wurde, obwohl ja Harry Kane, Michael Olise und Abwehrchef Dayot Upamecano nur auf der Bank saßen, fehlt mir ein bisschen die Phantasie, wie das Unternehmen Frankreich fehlschlagen sollte.
Stichwort: Selbstvertrauen.
„Die Art und Weise, wie wir die Prinzipien auf den Platz bringen, wie der eine für den anderen läuft, das war noch nicht so oft da“, sagt Joshua Kimmich. Ich gebe zu, ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal Bayern-Spiele nur mit einem Gedanken eingeschaltet habe: Bin gespannt, wie hoch sie heute gewinnen.
Nehmen wir ihre letzten vier Begegnungen – 3:0, 4:1, 3:0, 4:0. Von den bisher 15 Saisonsiegen waren nur vier knapp, also mit einem Tor Unterschied.
Aber jetzt: Paris. Man darf nicht vergessen, dass PSG (1,15 Milliarden Euro Marktwert) einen teureren Kader stellt als der FC Bayern (0,95 Mrd. Euro). Andererseits hat die Mannschaft von Trainer Luis Enrique am Samstag mit Hängen und Würgen 1:0 gegen den Tabellenachten Nizza gewonnen und drei Tage zuvor gegen den Tabellen-16. FC Lorient nur unentschieden gespielt. Man kann wirklich nicht behaupten, das Team um Hakimi, Vitinha, Kvaratskhelia, Neves und Dembelé (nur der wurde gegen Nizza geschont) hätte einen Lauf.
Übrigens: Keiner der genannten Spieler hat einen Marktwert unter 90 Millionen Euro. Da wirkt sogar ein Kane (75 Mio,) wie Billigware.
Was ein bisschen schade ist: Dass das Spiel aufgrund des Gigantotabellenform-Austragungsmodus der Champions League eher emotionale, weniger elementar sportliche Bedeutung hat. Und vor allem ist schade, dass es kein Rückspiel gibt.
So können die Bayern im Fall einer Niederlage nicht sagen: Uns bleibt immer noch Fröttmaning.
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