Miasanrot
·17. Dezember 2025
FC Bayern: Warum Lennart Karl mit zur WM 2026 sollte

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·17. Dezember 2025

Während der FC Bayern München beim 2:2 gegen Mainz 05 im Kollektiv schwächelte, lieferte der 17-Jährige erneut Argumente für eine Diskussion, die bis zum Sommer 2026 nicht mehr verstummen wird: Gehört Lennart Karl in den WM-Kader von Julian Nagelsmann?
Wer derzeit auf die nackten Zahlen blickt, sieht längst keinen reinen Nachwuchsspieler mehr vor sich, sondern einen Leistungsträger von internationalem Format – zumindest für den Moment. Mit 17 Jahren und 242 Tagen schwang sich Lennart Karl nicht nur zum jüngsten Champions-League-Torschützen der Bayern-Historie auf, er setzte sogar noch einen drauf: Als jüngster Spieler überhaupt traf er in drei Königsklassen-Partien in Folge.
Es ist diese verblüffende Konstanz, die gerade alle üblichen Gesetze der Talentförderung aushebelt. Während andere Teenager behutsam über Kurzeinsätze an die Profiwelt herangeführt werden, übernimmt Karl in dieser Saison bereits viel Verantwortung.
Joshua Kimmich, Kapitän der Nationalmannschaft, brachte es nach dem Mainz-Spiel auf den Punkt: „Wenn einer bei Bayern regelmäßig spielt und regelmäßig gute Leistungen bringt […], gehört er auf Sicht in die Nationalmannschaft.“ Kimmichs Logik ist bestechend: Wer sich im Haifischbecken FC Bayern gegen Weltstars durchsetzt, ist bereit für die Weltbühne.
Eine spannende Frage wäre bei einer Nominierung Karls für die WM 2026 natürlich: Wer müsste weichen, wer ist schlechter als Karl? Das DFB-Team hat auf den offensiven Außenbahnen und im Zentrum zwar Qualität, doch Karl bringt das „gewisse Etwas“, das Spiele entscheiden kann.
Angesichts seiner aktuellen Quote, er ist drauf und dran, die U18-Rekorde von Florian Wirtz (acht Pflichtspieltore) und womöglich sogar die 11 Tore von Youssoufa Moukoko zu brechen. Ältere Jahrgänge müssen sich jedenfalls warm anziehen.
Etablierte Kräfte, die in ihrer Form schwanken (wie etwa Karim Adeyemi, Serge Gnabry oder Leroy Sané) oder Spieler aus der zweiten Reihe in der Nationalmannschaft (wie Chris Führich), könnten ihren Platz an den Youngster verlieren. Sollte Karl seine Entwicklung bestätigen, könnte er als Impact-Spieler genau jene Rolle einnehmen, die Deutschland 2022 und 2024 gefehlt hat.
Armin Veh forderte bereits explizit, Karl solle „bei der Weltmeisterschaft im kommenden Sommer spielen“. Er wäre nicht nur ein Ergänzungsspieler, sondern der Joker, den keine Abwehr der Welt berechnen kann. Und ein prominenter Ex-FC-Bayern-Spieler stimmt in den Chor ein: „Wenn du bereit bist und die Qualität hast, dann bist du bereit. Im Fußball gibt es keine Zeit. Warum müssen wir warten? Im Fußball gibt es kein ‚zu früh‘. Ich hoffe, er macht so weiter“, sagte kein Geringerer als Franck Ribéry in einem Interview mit Sport1.
Dass Lennart Karl heute im Bayern-Trikot spielen kann, ist das Ergebnis eines bemerkenswerten Geldtransfers. Offiziell sind Jugendwechsel oft ablösefrei. Doch im Jahr 2022 zahlte der FC Bayern rund 35.000 Euro an Viktoria Aschaffenburg (und indirekt an Eintracht Frankfurt).
Es war ein sogenanntes „Signalling Payment“. Für die Bayern eine marginale Ausgabe aus der Portokasse, für Aschaffenburg ein durchaus relevanter Budget-Posten für einen 14-jährigen Spieler. Karl ging in München den Weg nach ganz oben und gilt schon länger als Toptalent am Campus. Nun ist er bei den Profis angekommen, um zu bleiben.
Ein paar Fakten zu Lennart Karl bestätigen dies:
Natürlich gibt es auch Mahner. Mario Basler, Europameister von 1996, tritt dabei als auffälligster „Bremser“ auf die Euphorie-Bremse. Gegenüber Absolut Fussball bezeichnete er den Hype als „übertrieben“ und verglich Karls Situation mit Saïd El Mala vom 1. FC Köln. „Ich habe das Spiel gesehen und in der zweiten Halbzeit habe ich relativ wenig von ihm gesehen“, so Baslers Urteil zum Mainz-Spiel.
Baslers Kritik verkennt aber den Kontext völlig: Karl spielt nicht beim 1. FC Köln oder in der Regionalliga, sondern liefert beim FC Bayern auf Champions-League-Niveau ab. Selbst Basler muss zähneknirschend einräumen: „Ich glaube, bei dem Hype, der um ihn gemacht wird, wird man ihn mitnehmen.“
Doch die Zahlen und Qualität beweisen, dass dies eben kein bloßer Hype ist. Zwar können medialer Druck und überzogene Erwartungen lähmen, ein warnendes Beispiel ist der bereits erwähnte Youssoufa Moukoko, der derzeit in Kopenhagen einen Neuanfang sucht. Doch bei Karl stimmt die sportliche Substanz.
Natürlich könnte schon ein Formtief im Frühjahr 2026 genügen, um die WM-Teilnahme zu gefährden. Erschwerend kommt die Rückkehr von Jamal Musiala hinzu, die die Statik des Bayern-Spiels neu ordnen wird. Zudem stellt die Dreifachbelastung aus Champions League, Bundesliga und U-Nationalteams für einen 17- bis 18-Jährigen eine enorme Herausforderung dar. Weil die physische Entwicklung in diesem Alter noch nicht abgeschlossen ist, bleibt Überlastung ein reales Risiko.
Aber Deutschland sehnt sich nach Typen, nach Unterschiedsspielern. Das alte Mantra von Berti Vogts, „Der Star ist die Mannschaft“, wirkt angesichts eines solchen Individualisten aus der Zeit gefallen. Wenn Julian Nagelsmann eine erfolgreiche WM 2026 im Blick hat, darf er auf die Unbekümmertheit und die Klasse von Lennart Karl nicht verzichten.
Das Risiko, ihn zu früh zu verbrennen, ist geringer als das Risiko, auf einen Spieler zu verzichten, der mit 17 Jahren Dinge tut, die andere in ihrer ganzen Karriere nicht schaffen. Und mal ehrlich: Wie groß ist das Risiko für Karl wirklich? Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass er eine schwache WM spielt oder nicht zum Einsatz kommt. Und dann? Geht es weiter. Im Fokus werden ohnehin andere stehen.
Ob er 2026 tatsächlich im deutschen WM-Kader steht, wird nicht an seinem Alter scheitern, sondern einzig daran, ob er das fortsetzt, was er gerade zeigt: Mut, Qualität und Selbstverständlichkeit auf höchstem Niveau.
Karl ist bereit. Der DFB sollte es auch sein. Er spielt. Er liefert. Und er tut es nicht in unbedeutenden Minuten, sondern in entscheidenden Phasen auf höchstem Niveau.









































