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·2. November 2025

FC St. Pauli vs. Borussia Mönchengladbach 0:4 – Alarmierend

Artikelbild:FC St. Pauli vs. Borussia Mönchengladbach 0:4 – Alarmierend

Nicht nur das Ergebnis ist schlimm, die Leistung auch – der FC St. Pauli verliert hochverdient mit 0:4 gegen Borussia Mönchengladbach und spielt aktuell wie ein Absteiger.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Zu Hause gegen den Tabellenletzten, der tief in einer Krise steckt. Ein Sieg ist Pflicht? Was man vor diesem Samstag, trotz des Erfolgs im Pokal, aber nicht vergessen durfte: Auch der FC St. Pauli steckt tief in einer Krise. Und das Spiel, der Spielverlauf und die Worte nach Abpfiff zeigten, dass es so eine Krise in Sachen Tiefe beim FCSP seit Jahren nicht mehr gegeben hat.


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Die Aufstellung

Es hatte sich aufgrund der gezeigten Leistungen und der Aussagen von Alexander Blessin auf der Pressekonferenz angedeutet, dass Mathias Pereira Lage und Dapo Afolayan in der Offensive in der Startelf stehen würden. Nicht aufgrund der Leistung im Hoffenheim-Spiel, weil er dort gar nicht eingesetzt wurde, komplettierte Danel Sinani die offensive Dreierreihe. Drei technisch versierte Spieler vorne drin, das sorgte vor Anpfiff bei mir für große Lust auf die Partie.

Auf Seiten von Borussia Mönchengladbach gab es drei personelle Veränderungen in der Startelf im Vergleich zum erfolgreichen Pokalspiel gegen den KSC: Lukas Ullrich (linke Schiene), Joe Scally (rechte Schiene) und Florian Neuhaus (links offensiv) kamen für Shuto Machino, Luca Netz und Kevin Stöger.

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Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen Borussia Mönchengladbach

FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas, Sands, Fujita, Oppie – Sinani – Pereira Lage, Afolayan – Ceesay

BMG: Nicolas – Sander, Elvedi, Diks – Scally, Reitz, Engelhardt, Ullrich – Honorat, Neuhaus – Tabaković

Null Energie des FCSP gibt Gladbach Energie

Alexander Blessin hatte auf der Pressekonferenz vor der Partie erklärt, dass Borussia Mönchengladbach nicht nur einige Zocker auf dem Platz hat, das Team also auch Ideen hat, von hinten heraus flach aufzubauen, sondern auch immer wieder mit langen Bällen arbeitet. Beide Varianten haben wir am Millerntor gesehen. Während zu Spielbeginn vor allem die langen Bälle ein Problem für den FC St. Pauli waren, wurde es mit zunehmender Spieldauer auch das flache Aufbauspiel der Fohlen. Letztlich waren beide Varianten erfolgreich.

Bei eigenem Ballbesitz setzte bei Borussia Mönchengladbach eine doch recht umfassende Rotation ein. Am wichtigsten waren die Bewegungen von Rechtsverteidiger Joe Scally, der sich von seiner Defensivposition rechts hinten nach ganz rechts vorne bewegte, teilweise (zumeist bei Abstößen) agierte er sogar als zweiter Stürmer neben Haris Tabaković. Dort vorne war auch Franck Honorat zu finden, der aber viel öfter als Scally diese hohe Position verließ. BMG-Trainer Eugen Polanski erklärte nach Abpfiff: „Wir wollten Haris als Prellbock haben und mit Joe und Franck die Tiefe belaufen.“ Das hat leider ziemlich gut geklappt.

FC St. Pauli fehlt es an Abstimmung

Denn der FC St. Pauli hatte seine liebe Mühe und Not mit den langen Bällen auf Tabaković. Viel zu oft konnte der Angreifer sein Luftduell gegen Eric Smith gewinnen. Dass er es überhaupt gegen Smith bestreiten konnte, ist an sich schon sicher nicht optimal. Denn Smith ist weder als Zweikampf- noch als Kopfballmonster bekannt, da ist ein Mismatch vorprogrammiert. Das aber an sich ist noch kein allzu großes Problem, wenn denn der Rest der Verteidigungsarbeit gegen lange Bälle passt. Doch auch hier fehlte es dem Team oft an der richtigen Abstimmung, um zum Beispiel kollektiv zu fallen, die Tiefenläufe der Gegner richtig aufzunehmen. Ein gutes Beispiel solch einer Szene gab es in der 27. Minute, als Scally nach einem langen Ball frei durch war, aber am Pfosten scheiterte.

Neben den Bewegungen von Scally war auch auffällig, dass Rocco Reitz im Aufbau immer wieder von seiner Sechser-Position auf die rechte Seite vorschob (das wurde vor allem im zweiten Abschnitt ein Problem für den FC St. Pauli). Auf der anderen Seite des Gladbacher Spiels gab es eine quasi gegenläufige Bewegung: Florian Neuhaus ließ sich von links vorne in den linken Sechsserraum fallen. Polanski erklärte nach Abpfiff, dass Neuhaus „ein schlauer Spieler“ sei und deutete damit an, dass dieser sich die Räume auch ein bisschen gesucht habe, ließ sich dann aber nicht weiter in den Matchplan schauen, der aber auch aufgrund des Ergebnisses „voll aufgegangen“ sei.

Zweikampfbilanz des Grauens

Dass es nun wirklich der perfekte Matchplan der Gladbacher war, der diese Partie zu ihren Gunsten entschieden hat, möchte ich stark bezweifeln. Denn der FC St. Pauli tat den Gegnern auch einen sehr, sehr großen Gefallen und machte sie stark. Im Vorbericht hatte ich etwas platt „Gebt denen bloß nicht zu viel Platz, um in Ruhe aufzubauen. Die sind unsicher? Dann haut da voll rein in die Kerbe!“ ausformuliert. Doch leider geschah genau das Gegenteil. Der FCSP agierte passiv, ließ Mönchengladbach dadurch viel Raum, sodass sie gut ins Spiel fanden. Von der allumfassenden Unsicherheit, dem schnellen Zusammenfallen des Gladbacher Spiels bei kleineren bis mittleren Windstößen, wie es in der Saison immer wieder beobachtet werden konnte, war am Millerntor nichts zu sehen. Weil es keine Windstöße gab, Mönchengladbach diesen Stresstest gar nicht bestehen musste, weil er einfach nicht durchgeführt wurde. Der FC St. Pauli spielte ohne jegliche Energie. Nur ganz, ganz dürftige 36 Prozent der Zweikämpfe wurden gewonnen. Das ist weit unter ungenügend. Und das in einem Spiel, in dem es vielleicht sogar etwas mehr als sonst darauf ankam, dem Gegner einen möglichst ungemütlichen Nachmittag zu bescheren.

Genau dieser Mangel an Energie war es auch, die Alexander Blessin nach Abpfiff als eine der Hauptursachen für die Niederlage ausmachte. Ein weiteres Problem sei gewesen, dass der FC St. Pauli viel zu oft gar nicht zum Gegenpressing angesetzt habe („Das war eher ein Zurückweichen, kein Attackieren des ballführenden Gegenspielers.“). Und wenn der FCSP dann mal nicht zurückwich, sondern mal vorwärtsverteidigte, dann passierte das laut Blessin zu oft in schlechter Abstimmung: „Wir haben zu oft verschiedene Denkweisen gehabt, waren dadurch nicht kompakt.“

Anlaufverhalten lädt Mönchengladbach ein

Ein Beispiel dafür könnt ihr ab Minute 36:45 beobachten: Mönchengladbach hält den Ball in der eigenen Defensivreihe und wird nur halbherzig angelaufen. Das aber irgendwann zentral von Fujita und Sands. Und in deren Rücken suchte Neuhaus den freien Raum. Da die Gladbacher Spieler in dieser Szene zwar angelaufen, aber zu keinem Zeitpunkt wirklich unter Druck gesetzt wurden, war es letztlich für Reitz ein Leichtes, den Ball zu Neuhaus zu spielen. Zwar entsprang aus dieser Szene keine Torchance, aber sie zeigt sehr gut, wie schlecht das Pressingverhalten des FC St. Pauli teilweise gewesen ist (und nein, das ist nicht erst im Spiel gegen Mönchengladbach und nicht nur in dieser Szene ein Problem gewesen).

Das ist schon eine elementare Verletzung der Grundregeln im Anlaufverhalten. Entweder der ballführende Spieler wird so gestört, dass er keinen kontrollierten Pass spielen kann (= hohes, druckvolles Anlaufen) oder die Passoptionen werden kontrolliert (= den Gegner in tiefer und kompakter Formation empfangen). Bedeutet: Wenn ich den Gegner höher anlaufen möchte, dann MUSS das als ganzes Team geschehen, dann müssen auch die Innenverteidiger nachschieben. Ansonsten sollte ich es einfach ganz sein lassen. Aber in diesem Spiel passte die Abstimmung viel zu selten. Für Mönchengladbach war es daher nicht sonderlich schwer, das Pressing des FC St. Pauli zu überspielen.

Das aber taten sie anfangs gar nicht so oft. Wie bereits geschrieben: Der FC St. Pauli spielte gegen den Tabellenletzten. Ein Team, das in Sachen individueller Qualität sicher nicht ganz nach unten gehört, aber aufgrund des Saisonstarts alles andere als gefestigt ist. Das konnte man auch in der Anfangsphase erkennen. Mönchengladbach war extrem vorsichtig, wirkte nervös. Es war fürchterlich mit anzusehen, wie der FCSP diesem eigentlich verunsicherten Team durch die eigene (ebenfalls verunsicherte) Spielweise Selbstvertrauen gab. Mit jeder Minute wurde der Leistungsunterschied größer – und auch wenn eine 0:4-Niederlage natürlich bereits richtig gruselig ist, so muss man eigentlich froh sein, dass sie nicht noch viel deutlicher ausgefallen ist. Ja, so scheiße war das.

Artikelbild:FC St. Pauli vs. Borussia Mönchengladbach 0:4 – Alarmierend

Auch dieser Zweikampf zwischen Mathias Pereira Lage und Nico Elvedi ging nicht gut für den FC St. Pauli aus.

Raum ist da, er wird nur nicht gefunden

Nicht nur das Verhalten des FC St. Pauli gegen den Ball war an diesem Samstag nicht gut. Auch mit dem Ball machte das Team Fehler in inakzeptabel hoher Anzahl. Zurück zum zweiten Absatz: „Drei technisch versierte Spieler vorne drin, das sorgte vor Anpfiff bei mir für große Lust auf die Partie.“ Sinani, Pereira Lage und Afolayan sind nach meinem Empfinden eigentlich genau die richtigen Spieler gewesen, um der Hintermannschaft von Gladbach Probleme zu bereiten. Ein potenzielles Problem war aufgrund der Rotation im Spiel der Fohlen vorhanden: Denn Neuhaus schob gegen den Ball immer mit nach vorne, Mönchengladbach presste dort mit einer Dreierreihe. Wenn sich Neuhaus nach vorne bewegte, dann öffnete sich dahinter immer (kurzzeitig) der Halbraum – ein Raum, in dem sich Danel Sinani wohlfühlt, aus dem heraus er viel Schaden für den Gegner anrichten kann.

So viel zur Theorie. In der Praxis suchte Sinani sogar immer wieder aktiv den Raum hinter Neuhaus. Blessin erklärte nach Abpfiff, dass auch auf der anderen Seite der Halbraum immer wieder offener war, als es für Mönchengladbach gesund sein sollte. Das Problem: Sinani bewegte sich zwar ständig in diesen Raum, aber wurde so gut wie nie dort angespielt. Schlimmer noch: Genau in dem Moment, als der Passweg in den Halbraum zu Sinani mal nicht offen war, wurde versucht, dorthin zu spielen. Es war der folgenschwere Fehlpass von Nikola Vasilj in der 15. Minute, der dafür sorgte, dass Mönchengladbach kurz danach mit 1:0 in Führung ging.

Ist das noch Fußball oder schon Handball?

Alexander Blessin war nach Abpfiff auch etwas ratlos, warum die Spieler des FC St. Pauli diese Räume nicht aktiv mit Pässen suchten: „Irgendwann, ich weiß nicht, waren vielleicht die Sinne vernebelt, da haben wir den Raum auch einfach nicht mehr erkannt.“ Der FCSP-Chefcoach hätte sich aber auch mehr Variation im Offensivspiel gewünscht, Chipbälle hinter die BMG-Kette zum Beispiel (dafür fehlte es an Tiefenläufen, aber auch an der richtigen Positionierung) oder Flanken aus dem Halbfeld. Stattdessen sei es ihm teilweise „wie beim Handball“ vorgekommen, weil das Team immer wieder den Weg hintenrum suchte. Das lag sicher unter anderem daran, dass die Besetzung der Box (mal wieder) oft nicht optimal war und sich deshalb gegen die Flanke entschieden wurde. Das Problem: Es wurde halt nicht besser, je länger der FC St. Pauli um das letzte Drittel herumspielte. Und irgendwann segelte dann doch eine Flanke rein, die dann (mal wieder) zu oft keine Abnehmer fand. Die Zahlen sind weiterhin auf unterstem Niveau: Nur zwei von 26(!) Flanken kamen beim Mitspieler an (das liegt aber natürlich auch daran, dass keiner der drei Offensivspieler wirklich Stärken im Kopfballspiel hat). Dass auch der Kampf um den zweiten Ball zu oft nicht erfolgreich und das Gegenpressing zu oft nicht vorhanden war, reduzierte den Wert dieser Flanken zusätzlich.

So kam es, dass der FC St. Pauli nach dem ersten Gegentreffer eine eigentlich einschnürende Druckphase hatte. Borussia Mönchengladbach zog sich ganz, ganz tief in die eigene Hälfte zurück, der FCSP spielte aber meist konsequent um den Strafraum herum, nur selten hinein und dort noch seltener zum Mitspieler. Solche Phasen konnten auch im weiteren Spielverlauf immer wieder beobachtet werden. 314 erfolgreiche Pässe spielte der FC St. Pauli in der Hälfte der Gladbacher, die selbst auf nur 132 kamen. Der Ertrag dieser Feldüberlegenheit ist indiskutabel. Zwar kam der FCSP auf insgesamt 16 Torschussversuche (vier auf das Tor), doch die meisten davon gab es aus mehr als 16 Meter Entfernung zum Tor (elf). Mönchengladbach hingegen kam auf allein neun Abschlüsse innerhalb des FCSP-Strafraums, vier davon sogar im Fünfmeterraum.

Kollektive Passivität

Zurück zum Spielverlauf: Der FC St. Pauli fing sich kurz vor der Pause das zweite Gegentor. Auf der rechten Seite ließ sich Manos Saliakas herausziehen und zu einfach überspielen, was dazu führte, dass die drei Innenverteidiger auf die rechte Seite nachschoben. Mönchengladbach chippte den Ball hinter die leer im Raum stehenden Wahl und Smith, wo Mets das Laufduell gegen Honorat verlor. Der spielte einen Querpass ins Zentrum, wo Tabaković, der einzige Mittelstürmer der Gladbacher auf dem Platz, keinen einzigen der drei FCSP-Innenverteidiger bei sich hatte (was an sich schon für eine unzureichende Zuordnung spricht). Stattdessen versuchte Louis Oppie irgendwie, gegen zwei Spieler (Scally war auch frei) zu verteidigen. Tabaković, der sicher seine Qualitäten hat, den die FCSP-Hintermannschaft aber zu einem Top-Stürmer machte, schnürte den Doppelpack.

Im Stadion habe ich noch gedacht: Das haben sich die Gladbacher auch gut herausgespielt. Haben sie natürlich auch. Aber nachdem ich mir das nun noch mehrfach angeschaut habe, muss ich sagen: Das Abwehrverhalten des FC St. Pauli macht betroffen. Jede, wirklich jede Abwehraktion des FCSP in dieser Szene war halbgar. Keine Intensität, keine Energie, keine Entschlossenheit. Nur mitlaufen, zugucken und hoffen, dass das irgendwie gutgehen wird. Das reicht nicht. Nicht in der Bundesliga und vermutlich in den meisten anderen Profi-Ligen auch nicht. Absolut ungenügend, da bin ich richtig wütend! Fehler passieren, ist doof, ist aber so. Doch kollektive Passivität ist inakzeptabel und alarmierend.

Drei Wechsel, nichts wird besser

Zur zweiten Halbzeit wechselte Alexander Blessin dann dreimal. Martijn Kaars, Andréas Hountondji und Abdoulie Ceesay kamen für Afolayan, Pereira Lage und Sinani. Zudem stellte sich der FC St. Pauli in neuer Formation auf: Eric Smith schob eine Position nach vorne, agierte also auf der Sechs. Fujita und Sands waren ab sofort Achter, der FCSP spielte also in einem 4-3-3. Blessin erklärte diese Umstellung, damit, dass man den Halbraum mit den Achtern besser nutzen wollte. Eine klare Reaktion also auf die vorhandenen, aber ungenutzten Räume im ersten Abschnitt.

Doch diese (personelle) Umstellung brachte auch mehrere Probleme mit sich: Zum einen führte die Veränderung von einer Doppelsechs hin zu nur noch einer Sechs und zwei Achtern dazu, dass auch der FC St. Pauli Räume schlechter besetzen konnte. Das Schließen der eigenen Halbräume wurde nun schwieriger, folglich wurde Rocco Reitz auf der rechten Seite viel präsenter und wichtiger für das Gladbacher Offensivspiel. Weil er sich klug im Halbraum bewegte und Oppie immer wieder vor die Entscheidung stellte, ob er ihn anlaufen sollte oder nicht. Da nun ein Spieler in der Kette fehlte, kann die Entscheidung des Vorschiebens noch folgenreicher sein beziehungsweise muss noch besser abgestimmt passieren. Und der FC St. Pauli war in Sachen Abstimmung an diesem Samstag alles andere als gut.

Zusätzlich gab es auch personelle Probleme mit der Umstellung der Formation. Wenn die ersten Ligaspiele von Martijn Kaars eines deutlich gezeigt haben, dann, dass er in eine zentrale Offensivposition gehört, nicht auf die Außenbahn. Gegen Mönchengladbach aber spielte er auf der linken Offensivseite. Auf einer Position, die er bisher noch nicht beim FC St. Pauli gespielt hat. Denn wenn er außen aktiv war, dann auf der rechten Seite – und da hat er leider bisher überhaupt nicht überzeugen können.Warum Kaars dann auf der Außenbahn spielte? Weil mit Afolayan und Pereira Lage die beiden Spieler im Kader, die am ehesten Linksaußen spielen können (deren beste Position es sogar ist), ausgewechselt wurden. Auch Sinani, der ziemlich gut auf die Acht gepasst hätte, musste raus. Blessin erklärte später, dass es bei diesem Dreifachwechsel darum ging, „ein Signal zu setzen“ und dass er aus Leistungsgründen wesentlich mehr Spieler hätte auswechseln können.

Artikelbild:FC St. Pauli vs. Borussia Mönchengladbach 0:4 – Alarmierend

Ein Bild mit Symbolcharakter: Hauke Wahl sieht schon sehr pessimistisch aus, obwohl der Ball seinen Fuß noch nicht einmal verlassen hat.

St. Pauli hat viel den Ball, Gladbach viele Chancen

Umstellung hin oder her, die Angriffsbemühungen des FC St. Pauli waren eigentlich genauso zahnlos wie in der ersten Halbzeit. Weil den Spielern der Transfer nicht gelang, die Breite im Spiel des FCSP nicht gut besetzt war. Blessin: „Es bringt dann auch nichts, wenn die Spieler zu sehr ins Zentrum ziehen und der Flügel nicht besetzt ist. Das sind Sachen, die wir taktisch nicht gut gelöst haben.“

So war es eher nicht der FC St. Pauli, der von dieser Umstellung profitierte, sondern Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen hatten zwar weiterhin weniger Spielanteile, aber die deutlich besseren Gelegenheiten. Einzig kurz nach Wiederanpfiff wurde es mal richtig gefährlich, doch Ceesay erreichte eine Flanke von links nicht richtig. Tabaković hätte per Kopf in der 56. Minute eigentlich bereits das dritte Tor erzielen müssen (nach einem Standard aus dem Halbfeld – nicht das erste Mal in dieser Saison, dass der FC St. Pauli da nicht gut aussieht). Mönchengladbach ging insgesamt eher etwas zu lasch mit vielen guten Ballgewinnen um.

In der 75. Minute war es dann aber soweit: Gladbach spielte einen Konter zu Ende und erzielte die Entscheidung, wenngleich auch schon zuvor eigentlich niemand im Stadion das Gefühl gehabt haben dürfte, dass hier aus Gästesicht noch irgendwas anbrennen würde. Oppie und Metcalfe spielten diesen Konter hingegen nicht bis zu Ende mit. Sie joggten nur hinterher, während Tabaković auf rechts durchstartete (den hätte Oppie erreichen können) und im Zentrum Machino bediente (den hätte Metcalfe erreichen können). In dieser Szene waren es Oppie und Metcalfe, aber dieses ungenügende Verhalten zog sich fast durch das gesamte Team. Ich wiederhole mich: Die kollektive Passivität, das Zuschauen, das Hinterherlaufen und das Zuspätkommen sind inakzeptabel und alarmierend.

Basics fehlen – alles muss auf den Prüfstand

Spätestens nach dieser 75. Minute war klar: Für den FC St. Pauli würde das einzig Gute an dieser Partie der Abpfiff sein. Doch ehe dieser kam, erzielten die Gäste in der 80. Minute noch das vierte Tor, wieder per Konter. 0:4 – dieses Ergebnis klingt nach krachender Niederlage. Und das war sie auch, denn das Ergebnis ist auch in der Höhe verdient. Der FC St. Pauli war einfach in allen Belangen unterlegen, von Anfang bis Ende, so ehrlich muss man sein. Und das gegen einen Gegner, der bis zu diesem Spiel nicht zu Unrecht auf Platz 18 in der Bundesliga gestanden hat. Sechste Niederlage in Folge, Torverhältnis dabei 1:14, die Leistungen stark abfallend – der FC St. Pauli hat (hoffentlich!) den Tiefpunkt erreicht.

Nun muss und wird natürlich alles auf den Prüfstand gestellt werden. Pokalerfolg hin oder her, in der Bundesliga konnte der FC St. Pauli zuletzt immer weniger mithalten. Hauke Wahl erklärte nach Abpfiff, dass es nicht um Details, sondern um Basics gehe, die aktuell nicht passen. Da ist also ein klarer Rückschritt erkennbar. Was genau diese fehlenden Basics ausmachen, konnten wir während des Spiels beobachten. Es muss nun deutlich hinterfragt werden, wie es dazu kommen kann, dass es dem Team aktuell an solch grundsätzlichen Dingen fehlt. An Dingen, die selbstverständlich sein müssen und die es auch waren. Dass sie es aktuell nicht sind, ist, ja, das Wort hatten wir schon mehrfach, alarmierend.

Immter weiter vor!// Tim

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