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·8. Dezember 2025
Football statt Soccer: Vielleicht hat Trump ja völlig recht

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·8. Dezember 2025

Donald Trump hat bei der WM-Auslosung in Washington eine bemerkenswerte Erkenntnis gewonnen: Die Amerikaner nennen den falschen Sport „Football“. Der 79-jährige US-Präsident stellte fest, was Millionen Menschen weltweit seit Jahrzehnten denken. Man spiele den Ball mit dem Fuß, also müsse es Football heißen. Und nicht Soccer.
Derselbe Trump, der den „Golf von Mexiko“ per Befehl in „Golf von Amerika“ umtaufte, stört offenbar der Begriff „American Football“ für das Spiel mit dem Ei: Die NFL solle sich einen neuen Namen suchen.
Rio Ferdinand, der die Auslosung leitete, pflichtete ihm bei und forderte das Ende des Begriffs Soccer. Was nach einer harmlosen Anekdote klingt, offenbart tatsächlich ein tieferes Problem der amerikanischen Sportkultur und ihrer Beziehung zum Rest der Welt.
Der Begriff „Soccer“ ist keine amerikanische Erfindung, sondern stammt aus dem viktorianischen England. Als Kurzform von Association Football entstand er im späten 19. Jahrhundert an britischen Universitäten, wo man gerne Spitznamen mit der Endung -er bildete.
Die Amerikaner übernahmen den Begriff, um Verwechslungen mit ihrem eigenen Football zu vermeiden. Diese historische Verwurzelung macht eine Umbenennung heute praktisch unmöglich. Generationen von Amerikanern sind mit dieser Terminologie aufgewachsen, Sportverbände, Ligen und Medien haben sich darauf eingestellt.
Eine Umbenennung würde zudem massive Verwirrung stiften. American Football ist in den USA nicht nur Sport, sondern Kulturgut. Die NFL generiert jährlich über 18 Milliarden Dollar Umsatz. Sollte Fußball plötzlich Football heißen, müsste die gesamte Sportlandschaft neu sortiert werden.
Kommentatoren, Fans und Sponsoren stünden vor einem kommunikativen Chaos. Die Major League Soccer müsste sich umbenennen, Jugendprogramme ihre Namen ändern, Sportmedien ihre Berichterstattung umstellen.
Aber was kümmert das den US-Präsidenten? Rio Ferdinands Unterstützung für Trumps Vorschlag heizt die Debatte zusätzlich an. Der ehemalige Manchester-United-Star nutzte seine Position als Auslosungsleiter, um dem Präsidenten beizupflichten. Ferdinand kennt beide Welten: Er spielte in der Premier League, arbeitete aber auch für amerikanische Medien. Seine Intervention verleiht der Diskussion internationale Relevanz. Wenn selbst britische Legenden den Begriff Soccer ablehnen, obwohl er aus England stammt, zeigt das die Absurdität der Situation.
Trumps spontaner Vorstoß während der WM-Auslosung ist mehr als eine Marotte. Er trifft einen wunden Punkt der amerikanischen Identität im Weltfußball. Die USA richten 2026 (mit Mexiko und Kanada) die größte Fußball-WM der Geschichte aus, die zweite nach 1994, bleiben aber sprachlich isoliert. Während 200 Länder Football sagen, beharren die Amerikaner auf Soccer.
Diese Sturheit schadet dem amerikanischen Fußball international. Spieler, Trainer und Funktionäre müssen ständig übersetzen, sich erklären, rechtfertigen. Vielleicht braucht es tatsächlich einen Präsidenten mit Trumps Selbstbewusstsein, um diese verkrustete Tradition aufzubrechen. Die WM 2026 wäre der perfekte Anlass für Amerika, sprachlich in der Weltgemeinschaft des Fußballs anzukommen.









































