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Philipp Overhoff·30. September 2025
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Philipp Overhoff·30. September 2025
Wenn heute Abend Galatasaray und der FC Liverpool in der Champions League aufeinandertreffen, dann geht es nicht nur um wichtige Punkte in der Ligaphase. Es geht ein Stück weit auch um Deutschlands kurz- bis mittelfristige Fußball-Zukunft. Diese wird in dem Fall von Leroy Sané und Florian Wirtz verkörpert.
Beide wechselten erst im vergangenen Sommer zu ihren neuen Klubs. Im Gepäck: große Schlagzeilen und noch größere Erwartungen. Sané zog es nach Istanbul, wo man ihn schon vor dem ersten Ballkontakt als Superstar und Heilsbringer feierte. Wirtz entschied sich für den Schritt auf die ganz große Bühne und landete an der Anfield Road, wo man ihn als fehlendes Puzzleteil auf dem Weg zum Champions-League-Titel betrachtete. Ein 120 Millionen Euro teures Puzzleteil.
Das Problem: So richtig gezündet hat es bisher bei keinem der beiden. Sané sieht sich bei Gala mit der selben Kritik konfrontiert wie schon beim FC Bayern. Er sei zu inkonstant, bringe sein großes Potenzial viel zu selten auf dem Platz und neige situativ dazu, lustlos oder gar unbeteiligt aufzutreten, heißt es.
Auch Wirtz tut sich im Norden Englands noch schwer. Fans und Medien fragen inzwischen fast schon ungeduldig, warum der deutsche Nationalspieler bisher eher Mitläufer als Unterschiedsspieler ist. Und zu allem Überfluss muss sich der 22-Jährige auch noch den wenig schmeichelhaften Spitznamen „007" gefallen lassen – in Anspielung auf null Tore und null Assists in sieben Pflichtspielen.
Genau deshalb ist das Duell in der Champions League mehr als nur ein normales Ligaphasenspiel. Es ist ein schwarz-rot-goldener Showdown, ein wahrer „German-Clash“, auf den Fußball-Deutschland blickt. Denn für Sané und Wirtz bietet sich hier die perfekte Bühne, um ihre zahlreichen Kritiker vorerst verstummen zu lassen und endlich das zu liefern, was sich ihre Vereine und Fans seit Wochen erhoffen: Glanzmomente, die Spiele entscheiden.
Aus Sicht der deutschen Nationalmannschaft kommt zudem eine Extra-Portion Brisanz dazu. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat während seiner Amtszeit wieder betont, wie wichtig es ist, dass seine Akteure im Klub funktionieren.
Einen Florian Witz wird Nagelsmann natürlich allerhöchstens zu Hause lassen, wenn aus 007 irgendwann 0038 wird. Leroy Sané hat es dagegen schon deutlich schwerer. „Er spielt jetzt in einer Liga, die einen Tick schlechter ist als die europäischen Top-Ligen", begründete der Bundestrainer Sanés Nicht-Nominierung Anfang des Monats. „Ich finde, dass er da noch mehr auffallen muss.“
Die WM 2026 ist nur noch acht Monate entfernt. Und wenn Deutschland in Nordamerika tatsächlich eine Rolle spielen will, dann braucht es genau diese Art von Spielertypen: Kreative Anführer, die ein Spiel an sich reißen können, wenn es drauf ankommt. Sané und Wirtz sind mit ihren Anlagen dafür eigentlich prädestiniert. Und trotzdem müssen sie es auch in der Praxis auf den Platz bringen.
📸 BURAK BASTURK - Burak Basturk
Denn auch Nagelsmann wird mit den Vereinswechseln seiner Schützlinge gewisse Hoffnungen verbunden haben. Von Sané dürfte er sich, neben einer Art Karriere-Renaissance, vor allem ein Aufblühen in größerer Rolle bei einem kleineren Klub und mit deutlich mehr Verantwortung erhoffen. Eine Entwicklung zum leistungstechnischen Führungsspieler.
Und auch einen Wirtz, der Leistungsträger bei einem der drei besten Klubs der Welt ist und sich darüber hinaus in der besten und härtesten Liga der Welt bewiesen hat, würde Nagelsmann mit Kusshand nehmen. Zwei solche Profile wären für den DFB buchstäblich Gold wert!
Und natürlich verändert ein einzelnes Champions-League-Spiel nicht gleich eine ganze Karriereentwicklung, aber man kennt auch die Fußball-Logik: Wer in Europas Königsklasse glänzt, dreht das Narrativ schnell auf links. Ein Tor gegen Liverpool oder Gala – und schon sieht die mediale Welt völlig anders aus.
So oder so: Deutschland und vor allem Julian Nagelsmann werden ganz genau hinschauen, wenn im Istanbuler Rams Park das Flutlicht angeht. Denn es geht nicht nur um Punkte fürs Achtelfinale. Es geht auch um die Frage, ob zwei deutsche Hoffnungsträger das werden können, was man sich von ihnen verspricht.
Wer weiß, vielleicht wird dieser „German-Glash“ ja tatsächlich der Beginn einer richtig guten Geschichte. Für die involvierten Vereine, für die DFB-Elf und allen voran für die beiden Spieler selbst.
📸 FABRICE COFFRINI - AFP or licensors
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