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·18. Juli 2025
Grill will bei Dynamo "mal wieder fest bei einem Verein sein"

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·18. Juli 2025
Hatte der FCK nach Reinke, Weidenfeller und Wiese wieder ein ganz großes Torwart-Talent? 2019 deutete vieles darauf hin. Doch Lennart Grill entschied sich früh für den nächsten Karriereschritt – zu früh, wie er heute selbst einräumt. Nun soll Dynamo Dresden sportlich zum Neuanfang und persönlich zur neuen Heimat werden.
Keine Trophäe, kein Aufstieg – einfach „mal wieder fest bei einem Verein sein“, lautet Grills Wunsch. Nach acht Stationen, darunter fünf Leihen, wagt der 25-Jährige nun bei Zweitliga-Aufsteiger Dynamo Dresden den Neuanfang. Die Prioritäten haben sich im Gegensatz zu einst verschoben. 2019 debütierte der gebürtige Pfälzer für die Profis des 1. FC Kaiserslautern – und wurde direkt zur Nummer eins. Grill galt als eines der größten deutschen Torwart-Talente, auch weil die Historie des FCK (Reinke, Weidenfeller, Wiese) große Erwartungen weckte.
Schon ein Jahr später meldete sich Bayer Leverkusen und überwies zwei Millionen Euro für den U21-Nationalkeeper. Nach 60 Drittliga-Spielen ging es direkt in die Bundesliga – zu einem Klub mit Europapokal-Ambitionen. Ein Sprung, der sich als verfrüht herausstellen sollte: Grill konnte sich bei der Werkself nie durchsetzen. "Im Nachhinein hätte man auch sagen können, mehr Spielpraxis im ganz jungen Alter wäre sinnvoller gewesen", sagte er der "Bild"-Zeitung: "In erster Linie muss man sich erstmal selbst bewusst werden, dass die einzigen Erwartungen, die zählen, die sind, die man an sich selbst hat. Das muss man vielleicht auch erst lernen. Mittlerweile habe ich diese Erfahrung zum Glück."
Es folgten turbulente Jahre: Ein kurzes Intermezzo bei SK Brann, danach sofort die nächste Leihe – diesmal zu Union Berlin. Auch dort blieb die Einsatzzeit überschaubar. Dennoch verpflichtete Union ihn fest – um ihn direkt wieder weiterzuverleihen. Osnabrück, Braunschweig, Fürth – Grill sammelte Erfahrungen, aber selten Spielpraxis. "Es gibt Schöneres", sagt er rückblickend über das ständige Pendeln. Manche Entscheidungen würde er heute anders treffen. Und doch: "Auch, wenn es nicht hundertprozentig läuft, macht es dich am Ende stärker. Für den Charakter ist es nicht schlecht, immer neue Leute kennenzulernen."
Diesen Schatz an Erfahrungen nimmt er nun mit nach Dresden. Beim Zweitliga-Aufsteiger soll endlich Ruhe einkehren. Eine Kampfansage an Konkurrent Tim Schreiber spart sich Grill: "Dass man spielen will, ist klar. Aber nach einer Woche ist es früh, etwas zu erwarten."
Sein Debüt verlief holprig: Im Test gegen Slavia Prag kassierte Grill vier Gegentreffer in 18 Minuten. "Ich hatte den Eindruck, dass ich da nicht viel machen konnte. Aber mein Gott, so ist es manchmal“, sagte er nüchtern und gesteht dennoch: "Klar, hätte ich mir es anders gewünscht."
Die nächste Gelegenheit wartet bereits am Sonntag beim Vorbereitungsturnier in Zwickau. Druck verspürt Grill keinen – auch weil er das Duell um die Nummer eins nicht als Machtkampf begreift. "Die Zeiten von Kahn und Lehmann sind vorbei, wo man sich gegenseitig das Schlimmste wünscht", so der Keeper. Es gehe darum, "gemeinsam erfolgreich zu sein. Da hilft es, sich in der Torwartgruppe zu pushen.“ Vor allem aber will Grill eins: "Mal wieder fest bei einem Verein sein."