Österreichische Fußball-Bundesliga
·1. März 2024
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·1. März 2024
1. March 2024 in ADMIRAL Bundesliga
Der kommende Sonntag könnte für den TSV Egger Glas Hartberg ein ganz besonderer werden. Denn mit einem Sieg bei der WSG Tirol (17 Uhr, live bei Sky) wäre den Steirern die Meisterrunde nicht mehr zu nehmen, und das zum zweiten Mal seit der Saison 2019/20. Ein Garant für den grandiosen Erfolg ist Torhüter Raphael Sallinger, der seit dem Karriereende von Rene Swete die unumstrittene Nummer 1 ist und in der ADMIRAL Bundesliga seit 36 Runden keine Sekunde verpasst hat. Im Interview mit bundesliga.at verrät der 28-Jährige, warum der Blick auch weiterhin nach vorne gerichtet ist und für ihn die 15 vergangenen Runden „einfach nur unfassbar“ waren.
Raphael, du hast seit dem 12. Februar 2023 jede Sekunde gespielt und in dieser Saison viel dazu beigetragen, dass der TSV Egger Glas Hartberg souverän auf Rang 5 steht. Die schönsten gut zwölf Monate deiner Karriere?
Raphael Sallinger: Ganz sicher die spannendsten! Es ist das erste richtige Jahr, in dem ich als Stammtormann zum Spielen komme. Eigentlich sollte es ja keinen Unterschied machen, ob du Einser- oder Zweier-Tormann bist, weil du auch als Ersatzkeeper immer bereit sein musst zu spielen. Aber als Nummer 1 musst du eine gewisse Persönlichkeit zeigen, etwas darstellen für die Mannschaft, auch Professionalität vorleben. Einfach zeigen, dass du die Nummer 1 bist.
Ragt in diesen 36 Matches eines heraus?
Wenn ich in der Liga eines herausheben müsste, dann unseren 1:0-Heimsieg über Rapid (Anm.: 11. November). Die haben 90 Minuten auf unser Tor gedrückt, wir haben es mit einer insgesamt starken Defensivleistung geschafft, ohne Gegentor zu bleiben. Zudem durfte ich in dem Match Kapitän sein, weil Jürgen Heil gesperrt war. Im Cup erinnere ich mich gern an das Spiel gegen Salzburg zurück, als wir ihnen einen 120-minütigen Fight geliefert haben und erst im Elfmeterschießen ausgeschieden sind. Solche Spiele bleiben im Kopf hängen.
Allein in dieser Saison hast du bei 20 Spielen neunmal eine weiße Weste behalten, das ist eine Top-Quote. Was bedeutet dir ein „clean sheet“?
Ich bin mit der Statistik nicht unzufrieden, glaube aber, dass es noch besser sein könnte. Wir haben in den ersten fünf Saisonspielen, in denen wir uns erst finden mussten, 13 Gegentreffer bekommen. In den 15 danach waren es auch 13, was einen Schnitt von weniger als einem Tor pro Spiel bedeutet. Das ist für einen Klub wie Hartberg schon eine unfassbare Quote. Jetzt müssen wir schauen, dass noch einige Zu-Null-Spiele dazu kommen, um die Quote noch weiter zu verbessern.
Die nächste Gelegenheit gibt es am Sonntag bei der WSG Tirol. Gewinnt ihr, ist euch die Meisterrunde nicht mehr zu nehmen. Aber Matchbälle gelten im Tennis ja als die schwierigsten Bälle.
(lacht) Ich spiele regelmäßig Tennis und bin ein Künstler darin, Matchbälle zu verwandeln. Unser Sieg am vergangenen Wochenende gegen Altach war immens wichtig, sonst wäre unsere aktuelle Lage deutlich komplizierter. Wir tun gut daran, uns nach oben zu orientieren und uns gar nicht zu sehr mit der Konstellation um den Strich zu beschäftigen. Wir sind nur ein Punkt hinter dem LASK auf Rang drei, darauf sollten wir schauen.
Das meinte auch Trainer Markus Schopp nach dem letzten Match. Ist das der Ausdruck des neuen Hartberger Selbstbewusstseins?
Ich finde, das ist ein sehr gesundes Selbstbewusstsein! Wenn man den LASK und Hartberg in Sachen Infrastruktur vergleicht, dann liegen Welten dazwischen. Aber wenn wir am Platz stehen, sehen wir, dass wir nicht weit weg sind. Daran erkennt man, dass wir in dieser Saison sportlich richtig gut performen. Wir dürfen uns den Blick nach oben ruhig erlauben.
Die WSG ist im Frühjahr noch ohne Punktgewinn, die beiden letzten direkten Duelle gingen mit 3:0 und 5:0 an euch. Besteht die Gefahr, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen?
Überhaupt nicht! Wir wissen, dass wir in Spielen wie gegen die WSG, Altach oder Blau-Weiß Linz über den Gegnern stehen können, allerdings nur dann, wenn wir immer an unsere Leistungsgrenze gehen. Das weiß jeder im Verein, das macht uns aus. Und genau das werden wir auch am Sonntag versuchen.
Was würde es für einen Klub wie Hartberg, bei dem du seit 2018 unter Vertrag stehst, bedeuten, bereits zum zweiten Mal in der Meisterrunde dabei zu sein?
In erster Linie ist es eine Bestätigung für die sportliche Abteilung, dass dort ein richtig guter Job gemacht wurde. Der Trainer hat im Sommer einen riesigen Umbruch gewagt, niemand wusste genau, wo wir stehen. Was wir wussten, war, dass wir eine richtig gute Mannschaft zusammen haben. Es gab ja auch viele kritische Stimmen, die meinten: Wir wären zu jung und unerfahren, das kann ja gar nicht gutgehen. Klar ist auch: Wenn wir Sonntag gewinnen und in den Top 6 stehen, dann haben wir uns das verdient.
Du hast 2020 für Hartberg schon ein Spiel in der Meisterrunde absolviert, in der 30. Runde gegen Salzburg. Fühlt sich Meisterrunde anders an?
Schon, du hast einen größeren Druck, kannst etwas schaffen, was dem Verein finanziell richtig was bringt. Zu wissen, dass man es in eine internationale Qualifikation schaffen kann, ist schon etwas Großes. Für uns würde es vom ersten Spiel an gelten, Punkte zu sammeln und zu zeigen, dass wir beim Kampf um die europäischen Startplätze dabei sein wollen. Erst recht, da durch die Punkteteilung nochmal alles eng zusammenrückt.
Gutes Stichwort: Du spekulierst also schon damit, dass du nach diesem starken Jahr im Sommer ein neues Highlight erlebst und erstmals international auflaufen kannst…
Seit ich in Hartberg bin, ist dies sportlich die beste Mannschaft und auch die, die die beste Ausbeute zu verzeichnen hat. Vor vier Jahren wurden wir Fünfter – klar ist es möglich, so etwas wieder zu erreichen. Seit der sechsten Runde stehen wir immer auf Platz vier oder fünf, das ist ein Zeichen von richtig guter Konstanz. Das wollen wir jetzt bis zum Ende durchziehen.
Fotos: GEPA pictures
Redakteur: Markus Geisler